Zehn Jahre ist es her, seitdem die Fachschule für Heilerziehungspflege (HEP) am BBZ Münnerstadt nach langer Vorbereitung mit Hilfe vieler „Geburtshelfer“ aus der Taufe gehoben wurde. Diesen ersten „kleinen“ runden Geburtstag des jüngsten Schulzweigs am BBZ begingen die Schulfamilie sowie geladene Gäste mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Zukunft der Heilerziehungspflege – raus aus dem Engpass!“ am 11. April 2024 in der Aula der Schule.
Begrüßung und Vortrag
Schulleiter Georg Gißler freute sich sichtlich, dass so viele der Einladung gefolgt waren und sich in der Schule eingefunden hatten. Unter ihnen waren Manfred Steigerwald, langjähriger Geschäftsführer der Caritas-Schulen gGmbH, sein Nachfolger Rudolf Hoffmann, Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands, sowie Würdenträger aus der Politik wie Landrat Thomas Bold, Bezirkstagsabgeordneter Martin Wende, Christine Hefer, zuständige Ministerialrätin im Bayerischen Kultusministerium, und Sandro Kirchner, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium und Landtagsabgeordneter für den Stimmkreis Bad Kissingen. Auch viele Lehrkräfte und Studierende des BBZ sowie Einrichtungs- und Trägerverantwortliche nahmen an der Jubiläumsveranstaltung teil.
Nach einer herzlichen Begrüßung durch Schulleiter Gißler und einem Vortrag von Ute Dohmann-Bannenberg von der Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e. V. über die derzeitige und künftige Situation und den Status der HEP in Deutschland, übernahm der stellvertretende Schulleiter Christian Zintl die Moderation der Podiumsdiskussion.
Massiver Fachkräftemangel
Da das Thema „Fachkräftemangel“ auch den Bereich der Heilerziehungspflege massiv bewegt, tauschten sich die Beteiligten darüber im Besonderen aus. Lehrkräfte, Beschäftigte und eine Studierende aus der Praxis wie auch zwei Bewohner aus einer Schweinfurter Einrichtung schilderten im Lauf des Gesprächs die Hürden und Herausforderungen, mit denen sie täglich zu kämpfen hätten. „Wir sind in der Ausbildung und keine ausgelernten Fachkräfte“, erklärte beispielsweise Franziska Then, die für die Gruppe der BBZ-Studierenden auf dem Podium Platz genommen hatte. Sie mache den Job wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen sehr gerne, bemängelte aber, dass es aufgrund des Personalmangels immer wieder vorkomme, dass Azubis in Einrichtungen schon „normale Schichten“ übernehmen müssten, um den Betreuungsbedarf zu decken. Die Ausbildung, die Dienste in den Einrichtungen und Familie gleichzeitig unter einen Hut zu bekommen, sei schwierig.
Welch hohen Stellenwert engagiertes Fachpersonal für die in den Einrichtungen lebenden Bewohnerinnen und Bewohner habe, schilderten Mariella Groß und André Holzschuh, die beide in einer Schweinfurter Einrichtung leben. „Ohne unsere Betreuer geht es nicht“, so Groß während der Diskussion. Sie sei sehr dankbar, dass sie in ihrer Einrichtung durch die Hilfe der Fachkräfte sehr selbstständig wohnen könne und hoffe, dass dies trotz der vielen offenen Stellen auch in Zukunft so bleibe.
Was auf politischer Ebene für den Bereich der Heilerziehungspflege in Bayern getan werde, erklärten Ministerialrätin Hefer sowie Staatssekretär Kirchner. Ein Punkt sei beispielsweise der Erlass von Schul- und Ausbildungsgebühren für Azubis der Heilerziehungspflege. Zudem sei man im regelmäßigen Austausch. Die Verantwortlichen täten ihr Bestes, um die Lehranstalten, Berufsbildungszentren und Einrichtungen auch künftig zu fördern und zu unterstützen. Seitens der bayerischen Staatsregierung habe man ein offenes Ohr für die Bedarfe der Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger.
Fazit aus dem Austausch
Die zwei Stunden, die für die Jubiläumsveranstaltung und die Podiumsdiskussion angesetzt waren, vergingen während der Talkrunde wie im Flug. Immer wieder musste Moderator Zintl die Redner um kurze Statements bitten, um den angesetzten Zeitrahmen nicht zu sprengen.
Am Ende ist klar, es gibt noch viel zu besprechen und es ist noch lange nicht alles gesagt, aber alle Beteiligten ziehen zum Wohl des Berufszweigs und der Fachschule an einem Strang, damit am BBZ Münnerstadt noch lange gutes Fachpersonal ausgebildet und in einigen Jahren der nächste runde Geburtstag gebührend gefeiert werden kann.
Theresa Hepp