Am Freitag, 15. März, gibt es um 18 Uhr einen Festakt im Toscana-Saal der Würzburger Residenz. Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Domkapitular Monsignore Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands Würzburg, und Robert Scheller, Vorsitzender der KED Würzburg, sprechen Grußworte.
Professor Dr. Norbert Lammert, Bundestagspräsident a. D., hält den Festvortrag zum Thema „Hoffnung in Krisenzeiten“. Verabschiedet werden in diesem Rahmen Jesuitenpater Dr. Klaus Mertes, Geistlicher Beirat der KED, Schriftführer Christoph Ring und Bundesvorsitzende Marie-Theres Kastner, MdL a. D.
Am Samstagvormittag, 16. März, halten Pfarrer Rainer Maria Schießler, Wirtschaftspsychologin Angela Buhne sowie Jesuitenpater Tobias Zimmermann Vorträge im Exerzitienhaus Himmelspforten. Am Nachmittag gibt es eine Stadtführung, bei der es unter anderem darum geht, wie nach der Zerbombung am 16. März 1945 die Hoffnung auf einen Neuanfang eine liebenswerte Stadt entstehen ließ.
Um 17.30 Uhr feiert Bischof Dr. Franz Jung in der Kapelle des Exerzitienhauses einen Gottesdienst. Beim anschließenden Bischofsempfang wird der Preis „Pro Cura Parentum 2024“ verliehen. Mit der Mitgliederversammlung der KED endet am Sonntag, 17. März, die Veranstaltung.
Das Grußwort von Domkapitular Clemens Bieber im Wortlaut:
PISA hat die Debatte ausgelöst. Über die Diskussion, die wir dazu hier in Bayern führen, berichten die deutschlandweit verbreiteten Zeitungen. Die erkannten Lerndefizite ziehen die Konsequenz nach sich, an den Grundschulen pro Woche eine Stunde mehr Mathematik und eine zusätzliche Stunde Deutsch zu unterrichten. So weit so gut, oder besser gesagt, soweit so richtig!
Die Diskussion entzündet sich nun an der Frage, ob den Schülerinnen und Schülern die zusätzlichen Unterrichtseinheiten zumutbar sind, oder ob bei anderen Fächern gekürzt werden soll. Elternvertretungen wie auch viele Zeitungskommentatoren, selbst kirchliche Nachrichtenagenturen plädieren für eine Reduzierung im Fach Religion von drei auf zwei bzw. sogar eine Wochenstunde.
Die Augsburger Allgemeine hat in dieser Woche eine Statistik veröffentlicht, die belegt, dass in den allgemeinbildenden Schulen Bayerns die Zahl der Kinder und Jugendlichen im katholischen Religionsunterricht innerhalb von fünf Jahren von 51 auf 45 Prozent gesunken sei; beim evangelischen Religionsunterricht von etwa 23 auf heute 20 Prozent. Dagegen, so wird hervorgehoben, wächst die Beliebtheit des Faches Ethik, für das sich fast ein Drittel der Schülerinnen und Schüler bzw. deren Eltern entscheiden.
Gleich, welche Alternativen nun angedacht bzw. entwickelt werden wie z.B. in Nordrhein-Westfalen den konfessionell-kooperativen Religionsunterricht („KoKoRu“) oder in Brandenburg „LER“ („Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde“) oder in Hamburg „RUfa“ („Religionsunterricht für alle“), es kommt entscheidend auf die Glaubwürdigkeit an, mit der Heranwachsenden die wichtigen Impulse für eine wert – volle Grundlage für ihr Leben vermittelt werden. Wie der Glaube gelebt und damit vorgelebt wird, darauf kommt es an.
Der Tübinger Religionspädagoge Matthias Gronover betont, dass Schülerinnen und Schüler „ihren eigenen religiösen Standpunkt formulieren können und dabei auch Sensibilität und Respekt für die andere Konfession und Religionen entwickeln.“ Damit wäre sehr viel erreicht.
Die Diskussionen in Folge der PISA-Studie führt hoffentlich dazu, nicht nur über Mathematik und Deutsch nachzudenken. Die Entwicklung in unserer Gesellschaft, die in vielen Bereichen des Zusammenlebens Sorge macht über die Art und Weise, wie Menschen miteinander umgehen, wie sie über Fremde denken, welche Würde sie Schwachen, Gebrechlichen zumessen oder wie das Leben mehr unter mehr durch die materialistische und ökonomische Brille betrachtet und bewertet wird, dies sollte dazu führen, gerade den Aspekt der persönlichen Grundhaltung und des Wertefundaments stärker in den Blick zu nehmen.
In der Würzburger Main Post war gestern (am Donnerstag) der Leitartikel überschrieben: „Religionsunterricht ist wichtiger denn je.“ Dazu die Mahnung: „Wenn … Institutionen ausfallen, die ‚Nächstenliebe‘ anmahnen und vor Grenzüberschreitungen warnen, dann fehlt einer Gesellschaft wie der unseren etwas Gravierendes.“ Es braucht den wesentlichen Beitrag zur Werteerziehung, „Inhalte, die weit über die anderer Fächer hinausreichen – weil es um Existenzielles geht, um Fragen nach dem Lebenssinn genauso wie um Fragen des (Miteinander-)Lebens.“
Weiter heißt im Kommentar: „Kinder haben ein Anrecht auf fundierte Antworten – von Menschen, die im Glauben stehen, von ihrem Glauben erzählen können und aus ihrem Glauben heraus eine Perspektive auf die Welt entfalten.“ Eine Schwerpunktfrage lautet: „Wie können Menschen gerecht und friedvoll zusammenleben? … In einer Zeit der Krisen und Kriege, der Hetze und der zunehmenden Unsicherheit“ braucht es Orientierung.
Es geht vor allem um Herzens- und Persönlichkeitsbildung, es geht darum, Kinder und Jugendliche in ihrem Vertrauen ins Leben zu stärken. Bei diesem Bemühen brauchen deshalb Eltern in ihrer ureigensten Aufgabe, den ihnen anvertrauten Kindern den Weg ins Leben zu ebnen, Unterstützung. Ein Verband wie die K.E.D. gewinnt daher immer mehr an Bedeutung, weil er Eltern anspricht, zugleich aber auch im Interesse der Eltern in Kirche und Gesellschaft hineinwirkt, um die für das Leben grundlegenden Anliegen zu benennen. Damit macht die K.E.D. bewusst, dass es um mehr als kognitive Bildung geht. Es geht um die Weichenstellung für eine menschliche, friedvolle und deshalb lebenswerte Zukunft, um das Vertrauen und die Hoffnung, die Menschen trägt.
Das Jubiläum gibt Anlass, Danke zu sagen für das in den vergangenen sieben Jahrzehnten engagierte Eintreten als K.E.D für die Anliegen von Eltern und damit der Heranwachsenden. In den Dank an alle Verantwortungsträgerinnen und -träger möchte ich aber ausdrücklich den Dank an Dich, liebe Marie-Theres, einschließen! In den zwölf Jahren, in denen ich Vorsitzender des Bundesverbandes K.T.K. (Katholische Tageseinrichtungen für Kinder) war, haben wir an vielen Punkten gemeinsam nachgedacht und Initiativen geweckt – zuletzt im Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in einer flexiblen Arbeitswelt. Bei all dem haben wir immer im Auge behalten, was dem Wohle für die Familie und insbesondere für die Kinder dient: Es braucht ein festes geistiges Fundament.
Die Diözese Würzburg gratuliert herzlich und freut sich, dass sich der Verband seit der Gründung vor 70 Jahren in der Mainfränkischen Bischofsstadt so gut entwickelt hat. Würzburg, der Treffpunkt der ersten deutschen Bischofskonferenz, der Ort der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik bietet gerne den Rahmen, um auch künftig wichtige Impulse für das Leben auszusenden und damit Diskussionen anzustoßen, worauf es ankommt in der Begleitung, Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen, sowie in der Unterstützung für die Eltern.
Schließen möchte ich mit dem einleitenden Satz in dem nach wie vor bedenkenswerten Beschluss der Würzburger Synode zur Bildung: „Das Leben jedes einzelnen Menschen und die Zukunft der Gesellschaft werden entscheidend durch das Bildungswesen beeinflusst. Weil die Kirche mitverantwortlich ist für das Leben der Menschen und die Zukunft der Gesellschaft, muss sie an der Entwicklung des Bildungswesens mitwirken.“
Domkapitular Clemens Bieber
www.caritas-wuerzburg.de