„Unsere Ausstellung ‚Das Leuchten des Alters‘ will die faltige Haut des Alters nicht verbergen. Die Falten in den Gesichtern, die viel vom Leben erzählen: Vom erlebten Glück, wo die Erde vor Freude gewackelt hat, aber auch vom erlebten Leid, wo einem der Boden unter den Füßen fast weggezogen wurde. Diese Ausstellung will die Falten aber zum Leuchten bringen. Sie will zum Ausdruck bringen, was alte Menschen – trotz vieler Handicaps und Altersbeschwerden – noch Freude am Leben macht, was ihr Alter noch zum Leuchten bringt“, erklärt Gerolzhofens Stadtpfarrer Stefan Mai, Initiator des besonderen Fotoprojekts, im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung. Die Idee für das besondere Projekt in der Steigerwaldgemeinde sei ihm gekommen, weil er etwas Ähnliches in einem in Oldenburg erschienenen Kalender gesehen hatte. Auf seiner Suche nach Mitstreitern sei auch Fotograf Jochen Fehlbaum gleich Feuer und Flamme gewesen. Obwohl dieser bisher vornehmlich Landschaften fotografiert hatte, habe für ihn die Arbeit mit den alten Menschen den besonderen Reiz dieses Projekts ausgemacht.
„Das weiß der Himmel“
Die fotografierten Frauen und Männer leben allesamt im Caritas-Wohnstift Steigerwald. Die Bereitschaft zur Teilnahme an dem Projekt sei unerwartet groß gewesen, so die Initiatoren. Gerechnet hätten sie zunächst mit rund zehn Freiwilligen. Am Ende lächelten mehr als doppelt so viele Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses in die Kamera des Fotografen. „Wenn ich auf die 23 Bilder schaue, die Jochen Fehlbaum von Bewohnern und Bewohnerinnen des Wohnstifts gemacht hat, frage auch ich mich: Wie sie uns zuzwinkern. Ihr entzückendes, verschmitztes, zufriedenes Lächeln, wo es nur herkommt? Das weiß der Himmel“, so Pfarrer Stefan Mai.
Ihre Motivation, für das Projekt Modell zu stehen, und warum sie im Alter „leuchtet“, beschrieb eine Bewohnerin indessen so: „Aufgewachsen mit sieben Geschwistern, viel gearbeitet, wenig gehabt, viel Verzicht, geschenkte Kleidung vom reichen Bauern getragen. Nun das Leben noch etwas genießen zu können, sich gut versorgt zu wissen. Jetzt geht es mir gut.“ Für eine andere sei eine positive Lebenseinstellung und der Blick für alltägliche Kleinigkeiten der Schlüssel zum Glück – auch im Alter.
Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands Würzburg, der zur Ausstellungseröffnung des besonderen Fotoprojekts nach Gerolzhofen gekommen war, äußerte eine eigene Vermutung zum Ursprung des Leuchtens im Alter: Dieses komme aus einem Herzen, das dankbar ist, und zuversichtlich.
Fotoausstellung bis Herbst
Die Foto-Ausstellung „Das Leuchten des Alters“ im Wohnstift in Gerolzhofen ist bis zum Herbst öffentlich zugänglich. Ein Enddatum stehe laut den Verantwortlichen noch nicht fest. Vorgesehen sei aber, die Fotos anschließend als Wanderausstellung an weiteren Orten zu zeigen.
Theresa Hepp