Oberzell (POW) Sie haben gekocht, gewaschen, unterrichtet und organisiert, Kinder betreut und Kranke gepflegt: Die Oberzeller Franziskanerinnen, die am Samstag, 3. Mai, in der Klosterkirche Sankt Michael in Oberzell ihr Professjubiläum feierten, blicken auf viele Jahrzehnte im Dienst am Menschen zurück. Schwester Edgardis Kreß legte ihre Gelübde vor 70 Jahren ab und beging damit ihr Gnadenvolles Jubiläum. Die Schwestern Blanka Hornung, Eumenia Lunz, Eusigna Schultes, Reinulfa Eubel und Rosula Vollkommer feierten nach 65 Jahren ihre Eiserne Profess und die Schwestern Erentrud Iselt, Irmgard König, Luitgard Omert und Reinhild Waldau blicken auf 60 Jahre Ordensleben zurück (Diamantene Profess). Zahlreiche Verwandte, Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter waren vor Ort, um das Wirken der Schwestern zu würdigen. Zu den Professjahrgängen gehören noch Schwester Fidelis Schramm, die in Südafrika lebt, und Schwester Mary Jo in Amerika.
In seiner Predigt würdigte Domvikar Paul Weismantel, Ordensreferent des Bistums Würzburg, die Jubilarinnen als Frauen, die vor Jahrzehnten eine bewusste Lebenswahl getroffen hätten – eine „erste Wahl“ für ein Leben in der Nachfolge Christi. Mit 635 Jahren gemeinsamer Professzeit seien sie zum Segen für viele geworden: durch ihre kostbaren und unbezahlbaren Dienste und ihr Dasein für Fremde und Bedürftige, für Menschen am Rand oder auf der Schattenseite des Lebens. Sie hätten die Worte Jesu mit ihrem Herzblut gefüllt und in ihrem Alltag erfüllt und so reife und reiche Früchte gebracht. Er verglich das Professjubiläum mit einem geistlichen Erntedankfest, bei dem „diese gelebte Nachfolge und in Liebe und aus Liebe durchgehaltene Treue“ gefeiert werde.
Unterstützt wurde Weismantel vom Hausgeistlichen Oberstudienrat Achim Wenzel und Pfarrer i. R. Monsignore Gerold Postler. Ein Streichquartett mit Katharina Leniger, Mechthild und Agnes Binzenhöfer und Claudia Dunkelberg sowie Thomas Labert (Orgel) begleitete den Gottesdienst mit festlicher Musik.
Generaloberin Schwester Dr. Katharina Ganz schilderte den Lebensweg jeder Jubilarin und betonte, wie unterschiedlich diese seien. Manche hätten ihre Berufung entdeckt, weil Eltern oder Mitschwestern den Glauben vorlebten. Eine habe sich nach der Flucht in der Diaspora oder in einem atheistischen Umfeld behaupten müssen und deshalb schon als Kind fleißig die Bibel studiert. Eine andere sei als gläubige Christin in der Schule verspottet worden und habe Halt im Elternhaus gefunden. Bei manchen sei die Entscheidung für das Ordensleben fast selbstverständlich gewesen, einige mussten sich gegen den Widerstand der Eltern durchsetzen.
Schwester Edgardis Kreß (89) wuchs in Mömbris im Landkreis Aschaffenburg auf und wählte mit 17 Jahren das Leben bei den Oberzeller Schwestern. Als Erzieherin hatte sie verschiedene Einsatzorte in Schnaittach, Hof und Hirschaid. 1986 wechselte sie ins Haus Klara und übernahm als Wirtschaftsschwester 20 Jahre lang Verantwortung im Tagungshaus. Nach Stationen im Konvent Nazareth und im Raphaelsheim zog sie 2018 in den Konvent Padua und übernimmt bis heute Dienste an der Pforte im Antoniushaus.
Schwester Blanka Hornung (88) stammt aus Unterleiterbach im Landkreis Bamberg. Mit 18 Jahren kam sie nach Oberzell und wirkte als Erzieherin in Schimborn, Hirschaid und Hof. Seit 2017 lebt sie im Mutterhaus und hilft seither in der Sakristei.
Schwester Eumenia Lunz (90) wuchs in Förtschwind im Landkreis Erlangen-Höchstadt auf und trat mit 22 Jahren in das Kloster ein. Die gelernte Köchin versorgte Menschen in Schnaittach, Brückenau und Würzburg, bevor sie 1992 ins Haus Klara versetzt wurde und dort fast 20 Jahre lang für die Hausgäste kochte. Noch bis 2018 packte sie auch in der Küche im Mutterhaus mit an.
Schwester Eusigna Schultes (86) aus Würzburg kam mit 18 Jahren ins Kloster Oberzell. Sie wirkte zunächst als Erzieherin in Sankt Hildegard in Würzburg und übernahm 1989 die Kindergartenleitung in Ebensfeld. 2006 wechselte sie ins Haus Klara und arbeitete hier weitere 13 Jahre als Wirtschaftsschwester. Bis heute hilft sie im Refektor im Mutterhaus mit.
Schwester Reinulfa Eubel (90) wuchs in Nürnberg auf. Mit 20 Jahren entschied sie sich für den Eintritt ins Kloster. Die ausgebildete Krankenschwester kümmerte sich im Würzburger Juliusspital und in Rosenheim um Patienten. Ab 1970 war sie mehr als 30 Jahre lang im Sankt Annaheim in Würzburg im Einsatz und half danach weitere 20 Jahre im Refektor im Mutterhaus mit.
Schwester Rosula Vollkommer (86) wuchs in Unterpreppach im Landkreis Haßberge auf und schloss sich den Oberzeller Franziskanerinnen mit 17 Jahren an. Als Erzieherin kümmerte sie sich um die Kleinsten in Frickenhausen und Eßfeld. Fünf Jahre lang war sie ab 1999 Oberin im Konvent Nazareth und ab 2001 für zwölf Jahre auch Generalrätin der Gemeinschaft. Ab 2014 lebte sie sieben Jahre im Konvent Hannah, der inzwischen aufgelöst wurde.
Schwester Erentrud Iselt (85) stammt aus Striegau in Schlesien. Mit 22 Jahren trat sie bei den Oberzeller Franziskanerinnen ein. Sie ist gelernte Industriekauffrau und Erzieherin. Bereits ab 1965 arbeitete sie im Sekretariat, ab 1989 war sie offiziell Generalsekretärin und übernahm zusätzlich Verantwortung für das Archiv des Klosters. Bis heute ist sei in diesen beiden Bereichen eine wichtige Stütze.
Schwester Irmgard König (87) aus Deinshof in Kastl im Landkreis Amberg-Sulzbach entschied sich mit 18 Jahren für das Leben bei den Oberzeller Franziskanerinnen. Als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin unterrichtete sie in der Jugendhilfeeinrichtung in Sankt Ludwig, war dort mehr als zehn Jahre lang Junioratsleiterin und betreute auch in ihrem Ruhestand noch die Auszubildenden in der Hauswirtschaft. Sie lebt inzwischen seit 60 Jahren in Sankt Ludwig, hält Kontakt zu den Mädchen in der Einrichtung und hilft im hauswirtschaftlichen Bereich im Konvent.
Schwester Luitgard Omert (86) stammt aus Köln und trat mit 21 Jahren bei den Oberzeller Franziskanerinnen ein. Als Erzieherin wirkte sie in Zell am Main, Niedernberg, Giebelstadt sowie in Sankt Hildegard und Sankt Burkard in Würzburg. Seit 1993 lebt sie in Sankt Ludwig. Dort begleitete sie als Gruppenerzieherin die Mädchen der Einrichtung. Sie bringt sich im Konvent bis heute mit Fahrdiensten ein und kümmert sich um den Kirchenschmuck.
Schwester Reinhild Waldau (86) wuchs in Oberbeuren im Landkreis Kaufbeuren (Allgäu) auf und kam im Alter von 17 Jahren zu den Oberzeller Schwestern. Sie arbeitete zunächst als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin in Sankt Hildegard in Würzburg und wechselte 1970 nach Himmelspforten, um dort als Wirtschaftsschwester den Betrieb zu unterstützen. Weitere Einsatzorte waren Münsterschwarzach, wo sie zur Oberin gewählt wurde, und Kirchschönbach, wo sie als Köchin tätig war. Ab 1986 lebte und wirkte sie mehr als 30 Jahre im Sankt Raphaelsheim vor allem als Köchin. Schon während dieser Zeit und auch danach im Mutterhaus kümmerte sie sich viele Jahre um den Versand des Klostermagazins.
Anja Mayer (Kloster Oberzell)
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