Eine Woche nach der Öffnung der Würzburger Wärmehalle freuen sich die Verantwortlichen in der Christophorus Gesellschaft über einen gelungenen Start. Gemeinsam mit der Stadt Würzburg hat die ökumenische Gesellschaft am Hauptbahnhof kurzfristig ein besonderes Hilfsangebot geschaffen. Seit dem 6. Januar besteht in Räumen der als Veranstaltungsort bekannten Posthalle vor allem für wohnsitzlose Menschen die Möglichkeit, sich aufzuwärmen oder Speisen und Getränke zu erhalten. Damit werden wenigstens teilweise Kapazitäten anderer Hilfsangebote in der Stadt ersetzt, die derzeit nur in sehr eingeschränktem Umfang zur Verfügung stehen.
Getragen wird das Projekt Wärmehalle von Stadt und Christophorus, wobei die Umsetzung ohne zahlreiche weitere Kooperationspartner nicht möglich gewesen wäre, wie der Leiter der Bahnhofsmission, Michael Lindner-Jung, betont: „Wir hätten niemals so schnell so ein Projekt auf die Beine stellen können, wenn wir nicht so ein Netzwerk hätten.“ Dass die Christophorus Gesellschaft, die in Würzburg unter anderem die Bahnhofsmission sowie die Wärmestube betreibt, nun auch die Organisation der Wärmehalle übernommen hat, sei vor allem der kurzen Planungszeit geschuldet: "Es ging auf die Schnelle nur so, dass wir die Fäden gezogen haben.“
"Niemand kann das allein stemmen"
Wie Lindner-Jung erklärt, sei die Frage, wie Menschen ohne festen Wohnsitz bereits im vergangenen Sommer diskutiert worden. Das erste Konzept für die Wärmehalle habe dann Mitte November gestanden. Über den gesamten Planungszeitraum habe es jedoch große Bedenken gegeben, wie ausreichend Ressourcen für ein solches Unterfangen zur Verfügung gestellt werden können. So sei immer klar gewesen, dass es ein Gemeinschaftsprojekt werden müsse, betont Lindner-Jung, „denn niemand kann das allein stemmen.“
Für das Projekt Wärmehalle konnten seither zahlreiche Partner gefunden werden. Zu wichtigen Unterstützern zählen neben den Betreibern der Posthalle und der Deutschen Bahn auch weitere Unternehmen und Organisationen. Besonders groß war die Hilfsbereitschaft zudem bereits in den ersten Tagen des Projekts unter Bürgerinnen und Bürgern, die mit zahlreichen Geldspenden geholfen haben. Hinzu kommt personelle, vor allem ehrenamtliche, Unterstützung durch das Bayerische Rote Kreuz oder die Würzburger Vereine Hermine e.V. und Wue-Care e.V..
Wie die Geschäftsführerin der Christophorus Gesellschaft, Nadia Fiedler, betont, sei das Projekt von Anfang an vor allem mit ehrenamtlichem Personal geplant gewesen. Bei hauptamtlichen Mitarbeitern hätte weder ihr Unternehmen noch die Stadt Würzburg große Spielräume gehabt. Dass es dennoch nun vorläufig bis März zwei angestellte Kräfte mit insgesamt 30 Wochenstunden für die Wärmehalle gebe, sei ein Glücksfall, erklärt Fiedler.
Caritasstiftung unterstützt bei Personalkosten
Beim Personal sei besonders das finanzielle Engagement der Würzburger Caritasstiftung zu nennen, die gemeinsam mit der Stadt die anfallenden Personalkosten gedeckt habe, so Fiedler. Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands, habe als Stiftungsvorstand die Unterstützung schnell und unkompliziert möglich gemacht. Diese Spende sei für Fiedler vor dem Hintergrund der aktuell angespannten Finanzlage bei der Kirche besonders beeindruckend: „Es ist für mich ein ganz starkes Zeichen von Domkapitular Bieber in diesen Zeiten, dass ihm die Armenfürsorge so am Herzen liegt.“
Vorerst bis März soll die Wärmehalle nun an fünf Tagen in der Woche für die Menschen da sein. Eine Verlängerung des Projekts oder gar eine Neuauflage in der nächsten Kaltsaison wollen die Verantwortlichen dabei nicht ausschließen. Jetzt sei es aber erst einmal wichtig, das aktuelle Projekt gut weiterzuführen – und dabei sei nach wie vor jede Unterstützung wichtig. „Der Wunsch ist, dass sich immer mehr anschließen und mit ihren Ressourcen einbringen“, sagt Michael Lindner-Jung. Die Hilfe und Mitarbeit von Akteuren aus unterschiedlichsten Bereichen setze schließlich – nicht nur in diesem Winter – ein wertvolles Zeichen: „Uns als Bürgerinnen und Bürger der Stadt und des Landkreises Würzburg ist es wichtig, dass kein Mensch außen vorbleibt.“
Kilian Martin | Caritas