Was sich in der Hochphase der Coronapandemie bewährt hatte, wurde am Freitag, 16. September, in einer außerordentlichen Sitzung der Vertreterversammlung in die Satzung des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg aufgenommen: Videokonferenzen und hybride Sitzungsformate bieten der Gremienarbeit und den Organen der unterfränkischen Caritas nun mehr Möglichkeiten.
Geistlicher Impuls
Zum Einstieg führte Domkapitular Clemens Bieber den anwesenden Frauen und Männern vor Augen, wie zerrissen und orientierungslos die Welt sich gegenwärtig darstelle. Vielerorts zeichneten sich in Europa politische Umwälzungen ab. „Auch in unserer Kirche liegt manches im Argen“, so Bieber. Beispielhaft verwies der Vorsitzende des Caritasverbandes auf Wahrnehmungen im Blick auf den Synodalen Weg. „Die Themen sind wichtig und müssen in der Tat theologisch diskutiert und geklärt werden“, sagte Bieber. "Darüber dürfen aber die Frage unserer Sendung zu den Menschen und ihren Nöten nicht vergessen werden." Zugleich stimme ihn die Art und Weise des zwischenmenschlichen Umgangs nachdenklich. „Welche Signale sendet die Kirche da aus?“ Es brauche die Botschaften des Zusammenhalts und der Friedfertigkeit. Bei Gesprächen in den Tagen nach der Versammlung des Synodalen Weges in Frankfurt falle auf, dass viele nicht mehr wüssten, über was abgestimmt worden war, nur der Umgang miteinander stärke die Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Kirche.
Bildlich habe der Künstler Sieger Köder Zusammenhalt, Friedferitgkeit und Erneuerung umgesetzt in seinem Gemälde „Pfingsten“, das Bieber als Ausdruck der Hoffnung einer Kirche, die sich allzeit reformiert, interpretierte. Mit dem Gebet von Lothar Zenetti „Herr mache deine Kirche zum Werkzeug deines Friedens“, schloss Bieber seinen Impuls.
Satzungsänderungen
Bis zum September 2022 galten coronabedingte Ausnahmen für Organistzungen in Videokonferenzen, deren Rechtsrahmen durch Bundesgesetz geregelt war. Nun wurde es für viele Vereine notwendig und sinnvoll, die neuen technischen Möglichkeiten der Online-Sitzung und der Abstimmung von Beschlüssen im Umlaufverfahren in ihren Satzungen zu verankern.
„Wir wollen auf diese Weise für mögliche Krisen gewappnet sein“, fasste es Angela M. Lixfeld, Fachfrau für das Vereinsrecht beim Caritasverband für die Diözese Würzburg zusammen. Ohne Gegenstimme wurden die Änderungen durch die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter angenommen. Vertreterversammlung, Caritasrat und Vorstand können zukünftig online zusammentreten und gültige Beschlüsse fassen. Ausgenommen bleiben Änderungen des Vereinszwecks und der Beschluss über die Auflösung des Vereins. Sie bleiben einer Zusammenkunft in Präsenz vorbehalten.
Um sicherzustellen, dass die Pastoral auch weiterhin im Aufsichtsgremium, dem Caritasrat, Sitz und Stimme hat, wurde auch diesbezüglich eine Anpassung der Vereinssatzung notwendig. „Die Funktion der im Dekanat gewählten und vom Bischof berufenen Caritasseelsorger gibt es nach dem Strukturwandel in der Diözese nicht mehr“, führte Domkapitular Clemens Bieber aus. Vorgesehen sei, dass dennoch Vertreter der Pastoral im Caritasrat und anderen Organen auf Orts-, Kreis- und Diözesanebene mitwirken, um auch in diesem wichtigen Gremien, die Verzahnung von Caritas und Pastoral sicherzustellen.
Die Neufassung der Satzung wird in einem nächsten Schritt dem Bischof vorgelegt und dann beim Vereinsregister Würzburg eingereicht.
Termine
Abschließend lud Domkapitular Clemens Bieber zum bevorstehenden Vinzenztag nach Schweinfurt ein und verwies auf die nächsten Zusammenkünfte der Vertreterversammlung. „Ich danke allen für die kurzweilige Versammlung, die wiederum ein deutlicher Beleg des Interesses am Wirken der Caritas ist, und wünsche schon jetzt einen gesegneten Sonntag.“
Sebastian Schoknecht