Ein Original, so definiert das Lexikon, bezeichnet einen Menschen, wenn er sich durch Originalität in seinem Denken und Handeln vom Gewöhnlichen unterscheidet.
So besehen bist Du, lieber Adolf, fürwahr ein Original!
Erstmals bin ich Dir vor über 30 Jahren bei einer Veranstaltung meiner Studentenverbindung begegnet, bei der Du zu Gast warst. Damals war ich als ehemals gelernter Bankkaufmann neugierig auf den neuen, jungen Finanzdirektor der Diözese.
So wie ich damals kurz nach Deinem Dienstbeginn mit Dir Kontakt hatte, so auch jetzt, als Du Dich vor wenigen Wochen aus dem Kreis des VDD und der Finanzdirektoren verabschiedet hast. Als wir nach dem langen Abend, bei dem die Wertschätzung vieler Fachleute aus den deutschen Diözesen immer wieder deutlich wurde, den Saal im Exerzitienhaus Himmelspforten verlassen haben, sagte der Generalvikar von Münster, Prälat Norbert Kleyboldt, Sprecher der deutschen Generalvikare: „Adolf ist ein Original!“
Zwischen meiner ersten Begegnung mit Dir und diesem Erlebnis vor wenigen Wochen liegt eine unvergleichliche Geschichte, die sich in vielen, vielen Punkten als Glücksfall für die Kirche von Würzburg darstellt.
Du hast nachhaltig gewirtschaftet, hast klug investiert und damit den Rahmen für ein zeitgemäßes, ja modernes pastorales Wirken ermöglicht, hast mitgesorgt der Kirche von Würzburg ein beeindruckendes Gesicht zu geben – wie sich z.B. an diesem Haus zeigt – und daneben hast Du weitsichtig Rücklagen geschaffen, um auch künftig unseren Auftrag erfüllen zu können. Dazu hast Du in vorbildlicher Weise den Stiftungsgedanken gefördert. Darum werden wir von vielen Diözesen beneidet.
Wer in der Diözese Würzburg unterwegs ist, wird mit Staunen feststellen, dass dem Verantwortlichen für die Finanzen die kleine Dorfkirche und der Kindergarten im ländlichen Bereich ein Herzensanliegen wie der Dom im Herzen der Bischofsstadt sein muss.
Das alles war – wie gesagt – Auswirkung Deiner hohen fachlichen Kompetenz, aber auch Frucht Deiner Kontaktfreudigkeit. Das Wort „Netzwerker“ bekommt durch Dich eine außergewöhnlich positive Note.
Die Liste Deiner persönlichen Mitgliedschaft in Vereinen, Verbänden, Organisationen und Institutionen ist sage und schreibe acht Seiten lang. Das stärkste daran aber ist, dass Du jede einzelne Mitgliedschaft verinnerlichst hast und den Deinen Bezug dazu benennen kannst.
Diese Fülle an Kontakten war ein unbeschreiblicher Gewinn für die Diözese und die vielen Verbände, für die ich heute hier sprechen darf. Diözese wie Verbände verdanken Dir ungeahnte Möglichkeiten, die sich uns durch Dein Wirken eröffnet haben.
Dass Du, wie Bischof Friedhelm in der Predigt hervorhob, ein „homo politicus“ bist, einer, der die politeia technä bestens versteht, die Technik also, was alles geschehen muss, damit das Gemeinwesen, das öffentliche Leben funktioniert, das weiß jeder uns. So wie Du Deine vielfältigen Kontakte der Kirche zugute gebracht hast, so hast Du aber auch Deine Sicht von Welt und Leben als Christ immer eingebracht in Dein unmittelbares politisches Engagement.
Du hast das Zusammenspiel von Kirche und Staat stets gefördert, weil Du davon überzeugt bist, dass ohne Kirche „kein Staat zu machen“ ist, und weil Du durch Dein kirchliches Engagement von Kindheit und Jugendzeiten an verstanden hast, dass die Kirche einen Auftrag in der Welt, in der Gesellschaft hat.
Ich darf Dir heute von ein herzliches „Vergelt’s Gott“ sagen nicht nur für die Caritas, ihre Gliederungen und Gesellschaften wie z.B. das Caritas-Don-Bosco-Berufsbildungswerk, die Vinzenzwerkstätten, den SkF, die Malteser, ich sage Dir ebenso Danke für die vielen Ordensgemeinschaften in unserer Diözese, die in Dir immer wieder einen großen Förderer fanden. Daneben sagen Danke der Familienbund, der BDKJ, Kolping und KAB, der Frauenbund, KLB und KLJB, die DJK, KHG, der Diözesangeschichtsverein usw.
Sie alle wissen zu schätzen, was Du in den über drei Jahrzehnten geleistet hast.
Dass wir alle heute eben nicht ohnmächtig dastehen und nicht weiterwissen und -können, sondern handlungsfähig sind, verdanken wir zu einem großen Teil Deiner hervorragenden, weitsichtigen Arbeit.
Wer, wie ich es in den vergangenen Tagen sehr bewusst getan habe, die Liste der von Dir initiierten und durch Dein Engagement ermöglichten großen Projekte in unserer Diözese und im Auftrag unserer Diözese in der EINEN Welt nachliest, der wird nur mit höchstem Respekt sagen können: „Adolf ist wirklich ein Original – einmalig!“
Diese Leistung war sowohl in der außergewöhnlich langen Dienstzeit wie auch in der Qualität nur möglich, weil die Aufgabe als Finanzdirektor für Dich kein Job sondern Herzenssache war. Du hast Dich nicht nur als Finanzfachmann erwiesen, sondern immer auch die pastoralen und sozialen Dimensionen bedacht und stets darauf hingewirkt, dass Kirche als integrative Kraft in der Gesellschaft wirken konnte.
Wer sich so für das Leben und für die Gesellschaft einsetzt, der wird auch immer wieder von Einzelnen Unverständnis und Ablehnung erfahren, der braucht, um seine Ziele verfolgen zu können eine enorme Frustrationstoleranz.
Und damit komme ich zu Ihnen, lieber Herr Siedler. Sie durften in den Tagen, seit Bischof Friedhelm Sie zum neuen Finanzdirektor ernannt hat, aus den unzähligen Gratulationen die Wertschätzung für Ihr kompetentes und sympathisches Wirken heraushören. Aber, das ist die Botschaft gerade dieser Feier an Sie, der muss auch fähig sein, Ärger und Enttäuschung schnell zu verdauen, um sich, seiner Überzeugung und seiner Arbeit treu zu bleiben.
Deshalb möchte ich Ihnen, lieber Herr Siedler, ebenso wie Dir, lieber Adolf, je ein kleines Zeichen schenken, um damit meine persönliche Sympathie, aber auch den Dank all der vielen zuvor genannten Institutionen wenigstens anzudeuten:
Es ist aus der Goldschmiede der Abtei Münsterschwarzach, nämlich ein kleiner „Mensch-ärgere-Dich-nicht-Engel“.
Es ist nur so groß, dass er in den Hosensäckel passt und in äußerst ärgerlichen Momenten in der dort geballten Faust Platz hat und spüren lässt: Auch wenn jemand dich ärgert, halte die Luft an, der liebe Gott wird dir ganz schnell einen guten Menschen schicken, der wie ein Engel dich spüren lässt, dass er froh ist über deinen Einsatz.
Lieber Adolf,
vor über 30 Jahren habe ich Dich kennengelernt, in den vergangenen 25 Jahren während meiner pastoralen Tätigkeit in der Gemeinde habe ich immer wieder auch Deinen Sachverstand erleben dürfen, nur ein halbes Jahr lang konnte ich im AGR Deine Kompetenz mitbekommen, aber – dessen bin ich mir sicher – Du hältst Kontakte nicht nur so lange, wie sie Dir nutzen, d.h. Deine Arbeit unterstützen. Deshalb werden wir uns immer wieder erleben. Und ich hoffe, Du musst bei dem Gedanken an Clemens Bieber nicht in die Hosentasche und zum „Mensch-ärgere-Dich-nicht-Engel“ greifen.
Einen ersten Test können wir ja am kommenden Montag machen, wenn wir gemeinsam eine Aufsichtsratssitzung gestalten.
Ihnen, lieber Herr Siedler,
wird der Engel hoffentlich oft helfen können, dass Sie Ihre Ruhe bewahren und sich auch durch Ärger nicht von den klugen Zielen abbringen lassen.
Ein Original, so definiert das Lexikon, bezeichnet einen Menschen wenn er durch Originalität in seinem Denken und Handeln sich vom Gewöhnlichen unterscheidet.
Das trifft auf Dr. Adolf Bauer und auch auf Albrecht Siedler zu!
Herzlichen Dank und „Vergelt’s Gott“, lieber Adolf, auf ein gutes Miteinander, lieber Herr Siedler!