Im beruflichen Alltag pädagogischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe oder Behindertenhilfe tätig sind, gibt es immer wieder Jugendliche und Erwachsene, die traumatisiert sind.
Die Gründe sind unterschiedlich und reichen von sexueller Gewalterfahrung bis hin zu Traumatisierungen durch Folter oder Flucht, wie Prof. Dr. Julia Gebrande von der Hochschule Esslingen bei ihrem Vortrag im Berufsbildungswerk Würzburg eindrucksvoll erläuterte. Körperliche und seelische Verletzungen im Kinder- und Jugendlichenalter führten oft zu bleibenden Schädigungen, die die Entwicklung des erwachsenen Menschen beeinträchtigen. „Die Vorstellung, dass sich vergangene Ereignisse ‚auswachsen‘ und Gefühle und Erinnerungen, auch Schmerzen, die in der Vergangenheit erlebt wurden, mit dem Erwachsenwerden ‚verschwinden‘, erwiesen sich als nicht zutreffend“, so Gebrande.
„Was ist eigentlich ein Trauma?“
Diese Frage stellte die Wissenschaftlerin zu Beginn ihres Vortrages. In einem prozesshaften Verlauf kommt es zu einer dauerhaften Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses. Ausgelöst werde ein Trauma entweder durch Naturkatastrophen oder durch zwischenmenschliche Gewalt. „Sind Flucht oder Kampf nicht möglich, dann folgt eine Dissoziation als Schutzmechanismus für die Seele“, erläutert Gebrande. Als Folgeerscheinungen könne es zu Alpträumen, das Vermeiden von Gefühlen oder Schlafstörungen kommen. Bei Kindern seien Hyperaktivität oder der Verlust von Entwicklungsfähigkeiten keine Seltenheit. Dass dabei die Gesundheit angegriffen werde, sei nur eine Frage der Zeit.
Was brauchen nun traumatisierte Menschen?
„In erster Linie die Stärkung des Selbstwertgefühls, aber auch die Förderung der Wahrnehmung sowie der Sozialkompetenz durch klare Regeln“, so die Referentin.
Eine pädagogische Fachkraft benötige eine Reihe von Handlungskompetenzen für den Umgang mit traumatisierten Klienten. Sie müsse sich schon in der Ausbildung mit der Thematik beschäftigen, um ihre Angst zu verlieren, um für die Betroffenen geeignete Ansprechperson zu werden.
Institutionen müssten klare Leitlinien, großen Wert auf eine fachliche Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter legen und für die Krisensituation einen klaren Ablaufplan haben.
Zur Veranstaltung eingeladen hatten die Robert-Kümmert-Akademie Würzburg und das Don Bosco Bildungswerk Würzburg