Gemeinsam mit ihrem Bruder Adolf und den Eltern lebten die Schwestern Louise und Johanna Cahn bis zu ihrer Deportation in das Ghetto Krasniczyn in der Franziskanergasse 3 ½. Hier betrieben ihre Eltern, Jakob und Regine einen Antiquitätenhandel. Jakob Cahn, einst Frontsoldat im Ersten Weltkrieg, verstarb 1919, zwei Jahre nach dem Tod seiner Ehefrau. Bruder Adolf, der das Geschäft übernommen hatte, wurde die Erlaubnis zum Antiquitätenhandel durch die Nationalsozialisten entzogen. Er starb im April 1939. Das Haus in der Franziskanergasse musste verkauft werden. Am 25. April 1942 wurden die Schwestern Louise und Johanna zusammen mit 850 weiteren Frauen und Männern Opfer der 3. Deportation in den Osten.
Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse des Wirsberg Gymnasiums gestalteten die kleine Feier zur Verlegung der neuen Stolpersteine am Caritashaus. Mit Musik und Erinnerungen an Louise und Johanna Cahn brachten sich die Jugendlichen, die zugleich eine Patenschaft für die Stolpersteine übernahmen, ein. Sie hätten sich im Deutsch-, Geschichts- und Religionsunterricht intensiv mit dem jüdischen Leben und dem Nationalsozialismus beschäftigt, berichteten die jungen Leute und legten zum Gedenken Blumen an den neuen Stolpersteinen nieder.
Clemens Bieber und Abteilungsleiter Andreas König vertraten die Caritas als unmittelbare Nachbarin der neuen Gedenkstätte. Wo genau sich der Eingang zum Haus „Franziskanergasse 3 ½“ in den 1930er Jahren befunden habe, lasse sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen, hieß es aus dem Kreis der Engagierten um Benita Stolz. Deshalb habe man die Steine an der Grenze wischen den Hausnummern 3 und 5 „schräg“ verlegt.
Insgesamt wurden am 27. Juni im Rahmen der 31. Verlegung 15 Stolpersteine zur Erinnerung in das Würzburger Straßenpflaster eingelassen.
Sebastian Schoknecht