„Das ist die Residenz. Hier hat früher ein Bischof gewohnt“, erklärt Dr. Friederike Sinn der Gruppe von Flüchtlingen, die erst einen Tag zuvor bei den Erlöserschwestern in Würzburg angekommen ist. Sie spricht Englisch, damit die Menschen aus Nigeria, Aserbaidschan und der Ukraine sie verstehen können. Währenddessen führt ihre Gästeführer-Kollegin Elisabeth Nickel eine kleinere Gruppe über den Weihnachtsmarkt, erklärt, dass das Weihnachtfest kurz bevorsteht. Danach zeigt sie den Männern und Frauen noch die Stadtbücherei, damit sie wissen, wo sie Bücher in deutscher oder englischer Sprache ausleihen können.
Zweite Stadtführung
Es ist die zweite Stadtführung für Flüchtlinge, die der Würzburger Gästeführerverein e. V. gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern anbietet. „Es geht weniger um Sehenswürdigkeiten und die Stadtgeschichte, sondern eher darum, sie mit der Umgebung vertraut zu machen und ihnen die Gelegenheit zu geben, mal rauszukommen und sich auszutauschen“, erklärt Elisabeth Nickel.
Austausch mit Caritas-Mitarbeitern
Gelegenheit zum Austausch gibt es dann auch bei der letzten Station der Stadtführung, die ins Caritashaus in der Franziskanergasse führt, wo Mitarbeiter der Caritas mit Kaffee und Kuchen auf die Teilnehmer der Stadtführung warten und schnell mit ihnen ins Gespräch kommen. Kommuniziert wird auf Englisch, manchmal auch mit den Händen, aber das spielt keine Rolle für die von der Flucht gezeichneten Menschen, die sich über das Interesse freuen.
Viele Strapazen und Schicksalsschläge
„Vielleicht haben Sie das Glück, länger in Würzburg bleiben zu dürfen, vielleicht müssen Sie bald wieder woanders hin, aber ich hoffe, Sie nehmen die Erfahrung mit, dass Sie hier willkommen sind“, begrüßt der Caritasvorsitzende Domkapitular Clemens Bieber die Männer, Frauen und Kinder, die sich noch etwas zaghaft ans Kuchenbuffet wagen. Dass alles noch neu und ungewohnt ist, viele Strapazen und Schicksalsschläge hinter ihnen liegen, steht ihnen ins Gesicht geschrieben. „Es gibt Menschen in Würzburg, die sich freuen, dass Sie da sind und andere, die Angst haben und skeptisch sind“, sagt Domkapitular Bieber in Bezug auf die Demonstrationen, die derzeit in Würzburg stattfinden. „Die Stadtführung heute war eine gute Demonstration, dass Würzburg Sie willkommen heißt. Ich wünsche Ihnen einen guten Weg und dass sie eine sichere Herberge finden.“