Zum 1. Juni übergibt Wolfgang Nemitz die Leitung des Kreis-Caritasverbandes an Paul Greubel. Nemitz diente nach seiner Feinmechanikerlehre einige Jahre als Zeitsoldat bei der Bundeswehr, bevor er das Abitur nachholte und in Würzburg Sozialpädagogik studierte. Zum 1. August 1979 fing er bei der Suchtberatung der Kitzinger Caritasverbandes an, vier Jahre später übernahm er die Leitung des ganzen Verbandes. An seinem Wohnort Castell wird der heute 60-Jährige seinen Ruhestand genießen können. Sein Nachfolger Paul Greubel (52), Diplom-Sozialpädagoge und -Sozialgerontologe, hat Stationen als BDKJ-Referent im Bischöflichen Jugendamt, als Geschäftsführer des Familienbundes der Katholiken und der Kath. Elternschaft in der Diözese Würzburg und als Fachbereichsleiter für Gesundheit und Alter im Diözesan-Caritasverband hinter sich. Seit 14 Jahren wohnt der vierfache Familienvater in Kitzingen.
Über neunzig Gästen aus Kirche, Caritas und Politik waren zum Festgottesdienst in die Kapuzinerkirche gekommen. „Eine noch so gute organisierte und effiziente, ja sogar wirtschaftliche soziale Dienstleistung ist kein Garant für die menschliche Qualität“, sagte Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes, in seiner Predigt. Gleichzeitig warnte er davor, die Wirtschaftlichkeit zum entscheidenden Kriterium im sozialen Bereich zu machen. Beim anschließenden Festakt im Mehrgenerationenhauses St. Elisabeth, an dem auch einige Dutzend Bewohner des Hauses teilnahmen, dankten viele Redner Nemitz für seinen Einsatz für die Caritas. „Sie haben Ihren Dienst nicht nur als Arbeitsplatz betrachtet, sondern immer als Ihre Berufung und Lebensaufgabe. Sie haben immer gehandelt und entschieden, als wenn es Ihr persönlicher Betrieb wäre“, lobte Kitzingens Caritasvorsitzender Alfred Volbers seinen langjährigen Weggefährten. Landrätin Tamara Bischof betonte die Bedeutung der Wohlfahrtspflege und des Caritasverbandes für die Sozialpolitik und dankte Nemitz für seine Arbeit in den kommunalen Gremien. Seinem Nachfolger Paul Greubel bot sie eine gute Zusammenarbeit an.
Herzlich bedankten sich auch die Mitarbeiter der Kitzinger Verbandes bei ihrem alten Chef. Am Anfang sei der Verband ein kleines Gärtchen gewesen, das unter seiner Führung zu einem stattlichen Garten gediehen sei. Daher schenkten sie dem Hobbygärtner Nemitz einen „Caritas-Strauch“ und einen speziellen Regenmesser für seinen Garten. Ihrem neuen Chef überreichten sie eine Überlebenskiste, die u.a. eine Caritas-Taschenlampe für den guten Durchblick, einen Caritasstift für klare Linien und einen Taschenrechner für die richtigen Hochrechnungen enthielt. Auch Caritasluftballons durften nicht fehlen, „damit Sie es mal so richtig krachen lassen können“.
Nemitz dankte allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Caritas und allen Kooperationspartner in der freien und öffentlichen Wohlfahrtspflege - insbesondere der Diakonie - für die gute Unterstützung in seinen 31 Dienstjahren. Sollte er mal jemand verletzt oder ungerecht behandelt haben, entschuldige er sich dafür. Große Bedeutung habe für ihn immer die Beziehung zur pfarrlichen Caritas und den Pfarrgemeinden gehabt. „In all unseren Aktivitäten war der ökumenische Gedanke immer präsent“. Besonders freue er sich darüber, dass es ihm am Ende seiner Dienstzeit gelungen sei, die Finanzierung der Suchtberatung sicher zu stellen. Er freue sich jedoch auch auf seinen Garten und die vier Enkel, denen er jetzt mehr Zeit schenken könne. Und er versprach, der Caritas in seinem Heimatort als Caritassammler verbunden zu bleiben.
Paul Greubel will derweil seinen neuen Verband studieren. „Erst sehen, dann urteilen und schließlich handeln“ zitierte er den belgischen Arbeiterpriester und späteren Kardinal Joseph Cardijn. In diesem Sinne wolle er es auch in Kitzingen halten. So könne Bewährtes weiter geführt werden und Neues entstehen.