Vor fast 400 Gästen aus Politik und Kirche übergab heute Domkapitular Dietrich Seidel, seit sieben Jahren Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes, den Staffelstab an seinen Nachfolger, den vormaligen Pfarrer aus Kleinostheim und jetzigen Ordinariatsrat Clemens Bieber. Nach einem Festgottesdienst mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann in der Don Bosco Kirche, den Diözesanmusikdirektor Gregor Frede und Kantorin Angela Lixfeld musikalisch gestalteten, dankten viele Redner, anmoderiert von Caritasdirektor Martin Pfriem, Seidel für seinen Einsatz für die Caritas. Seinen Nachfolger boten sie gleichzeitig eine vertrauensvolle Zusammenarbeit an. Wie der Bischof in seiner Predigt betonten alle kirchlichen Redner dabei die Untrennbarkeit von Kirche und Caritas.
Lebendigkeit, Lebenskraft und Mut gepaart mit Einfühlungsvermögen, Großherzigkeit und Wärme attestierte Landtagspräsidentin Barbara Stamm dem scheidenden Caritasvorsitzenden. Mit Clemens Bieber sei jedoch „ein profilierter und qualifizierter Nachfolger gefunden worden“. Mit Blick auf die vielen Gäste aus Politik und Kirche mahnte die versierte Sozialpolitikerin, kirchliche Sozialarbeit nicht allein an wirtschaftlichen Maßstäben zu messen. Für die Politik sei die Caritas ein unverzichtbarer Partner in den sozialen Handlungsfeldern. Sie sei sicher, sagte Stamm, dass Clemens Bieber dafür der richtige Mann sei. Ritasschwester Blandine Kraus dankte Dietrich Seidel im Namen der Caritasstiftung und des Caritasrates für die gute Zusammenarbeit. Die Rose, die sie ihm überreichte, stehe für die Schönheit des Lebens und für Leid und Schmerz. Das Grün der Blätter spreche von Hoffnung, Zuversicht und dem Vertrauen, dass Gott mit allen sei. Clemens Bieber hieß sie herzlich willkommen in den beiden wichtigen Caritasgremien. In einer sehr persönlichen Rede verabschiedete sich der evangelische Dekan Dr. Günter Breitenbach von seinem „Bruder Seidel“. Vor zehn Jahren habe er den damaligen Kolpingpfarrer am Fuße des Kreuzbergs in einem evangelischen Feriendorf kennengelernt. „Was uns seither ökumenisch und menschlich verbindet, bedarf keiner Rechtfertigkeitserklärung und ist unabhängig von ökumenischen Großwetterlagen.“ Dieses Vertrauen bringe er auch gerne dem neuen Caritasvorsitzenden entgegen. Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer bezeichnete Seidel als einen verlässlichen Steuermann des Caritasverbandes und als effizienten Sozialmanager, der auch immer Seelsorger geblieben sei. Seinen Nachfolger bot er eine ebenso gute Zusammenarbeit mit seinem Haus an. „Gute Zusammenarbeit ist eine wesentliche Bedingung des Erfolgs caritativer Tätigkeiten. Denn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die selbst Wertschätzung erfahren, werden diese auch an diejenigen weitergeben, die sie beraten und helfend begleiten,“ so Christoph Mock, Vorsitzender der Diözesan Arbeitsgemeinschaft des Mitarbeitervertretungen in Caritaseinrichtungen. In diesem Sinne hieß er Clemens Bieber als neuen Caritaschef willkommen. Dietrich Seidel wünschte er, dass die Kleriker und Mitarbeiter im Bischöflichen Ordinariat genauso gut zu händeln seien wie die Kolleginnen und Kollegen bei der Caritas. Niko Roth, Vorstandsmitglied des Deutschen Caritasverbandes, richtete die besten Grüße von Prälat Dr. Peter Neher, dem Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes, aus.
Kirche und Caritas sind eins
„Caritas ist in ihrer professionellen wie in ihrer ehrenamtlichen Form kein „Zusatz“ zum eigentlichen Wirken der Kirche, sondern gehört in ihr Zentrum,“ erklärte Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand. „Verkündigung, Liturgie und Diakonie gehören untrennbar zusammen.“ Dietrich Seidel habe dafür auf kompetente Weise gesorgt. „Er hat einerseits als Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes gezeigt, dass Professionalität und Spiritualität zusammengehören und hat zum anderen den Caritasanliegen Profil auf der Ebene der Mitarbeiter des Bischofs gegeben.“ Clemens Bieber wünschte er, dass er vom Vertrauen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getragen werde. Aus der an Weihnachten 2005 erschienenen Enzyklika „Deus Caritas est“ zitierte Hillenbrand: „Jesus Christus lehrt uns nicht eine Mystik der geschlossenen Augen, sondern eine Mystik des offenen Blicks und damit der unbedingten Wahrnehmungspflicht für die Lage der Menschen.“ Sein Dank, so Hillenbrand, gelte allen, die sich diese Perspektive zu eigen machen.
Caritas ist Kirche und Kirche ist Caritas. Dieser Aussage habe er sich in den vergangenen Jahren immer verpflichtet gefühlt, erklärte Seidel in seiner Abschiedsrede. „In den Diensten und Einrichtungen der Caritas spiegelt sich ein Stück der Kirche wieder. Einer Kirche, die zu den Menschen geht, nah dran ist an Problemen und Nöten und die Menschen in den unterschiedlichen Lebenssituationen begleitet und unterstützt.“ Kirche sei aber auch Caritas! Das habe Papst Benedikt mit seiner Enzyklika wieder neu vor Augen geführt. Seidel dankte allen, die ihn bei der Caritas begleitet hätten. „Besonders dankbar bin ich für die vielen hauptberuflich und ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer, die sich haben einspannen lassen für den Dienst am Nächsten.“ Der Abschied von der Caritas sei ihm nicht leicht gefallen, doch jetzt wende er sich der neuen Aufgabe zu, die ihm der Bischof anvertraut habe. Doch „die Anliegen der Caritas werde ich auch in Zukunft nicht aus den Augen verlieren,“ versprach er und gab zusammen mit Bischof Friedhelm und im Blitzlichtgewitter vieler Fotografen den Stab an seinen Nachfolger weiter. „Ich wünsche dir, lieber Clemens, ein offenes Herz für die dir nun anvertrauten Menschen und Gottes Geist, damit ER dein Handeln erfüllt!“
In einer programmatischen Rede skizzierte der neue Caritasvorsitzende seine Aufgaben und Vorstellungen. Vor seinem Wechsel zur Caritas sei er immer wieder gefragt worden, warum er als Pfarrer zur Caritas gehen wolle. Allein schon die Frage habe er sehr bezeichnend gefunden. Die neue Schrift der Deutschen Bischöfe „Berufen zur caritas“ empfinde er daher als Ermutigung für seinen neuen Dienst. Sie ergänze die päpstliche Enzyklika „Deus caritas est“. Die Bischöfe sprächen sich darin ganz klar dafür aus, das karitative Profil der katholischen Kirche zu stärken und das karitative Handeln als Wesensauftrag der Kirche herauszustellen. „Caritas ist Kirche und zwar Kirche mitten unter den Menschen,“ zitierte er den Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Dr. Peter Neher. Nach 25 Jahren in der Gemeindearbeit mache „ich es jetzt zu meiner Aufgabe, das Bewusstsein und das Profil einer kirchlichen Caritas und einer caritativen Kirche zu schärfen und so unsere Gemeinden und auch unsere Einrichtungen zukunftsfähig machen,“ versicherte Bieber. Er dankte Bischof Friedhelm für das große Vertrauen, das er in ihn gesetzt habe, den vielen Frauen und Männern in der Gemeinde, mit denen er Caritas vor Ort gestalten konnte, und den Verantwortlichen im Würzburger Caritashaus, die ihm immer wieder Gelegenheit zur Einarbeitung gegeben hätten. „Nun will ich in den nächsten Jahren den Weg der Caritas begleiten und mich darum bemühen, dass möglichst viele Menschen ihre Berufung zur „caritas“, ihre Berufung zur Liebe, wahrnehmen. Wenn das gelingt, erübrigt sich die Frage, warum ein Pfarrer die Verantwortung für die Caritas übernimmt,“ schloss Bieber seine Rede.