Zur zweiten Fachtagung „Schuldnerberatung in der Straffälligenhilfe trafen sich mehr als 100 Experten aus dem Bundesgebiet im Würzburger Burkardushaus. Was erst einmal nach einem exotischen Randthema klingen mag, ist für die Betroffenen selbst und letztlich für die ganze Gesellschaft von hoher Relevanz: Wer eine Haftstrafe zu verbüßen hat nimmt nicht nur viele Probleme mit ins Gefängnis, sondern hat diese immer noch, wenn er wieder entlassen wird. Gerade angehäufte Schulden stehen dann einer gelingenden Resozialisierung im Wege und bringen nicht wenige erneut in Konflikte mit dem Gesetz und schließlich hinter Mauern.
Die Justizministerien haben das Problem erkannt und unterstützen deshalb die Schuldnerberatung für straffällig gewordene Menschen in der Haft und im Umfeld der Entlassung. „Wir in Bayern sind gemeinsam mit Hessen früh eingestiegen, um verschuldeten Frauen und Männern zu helfen“, hob Ministerialdirektor Prof. Dr. Frank Arloth Amtschef im Bayerischen Staatsministerium der Justiz in seinem Grußwort hervor. Mehrere hunderttausend Euro könne man den Diensten der Wohlfahrtspflege Jahr für Jahr für die Schuldnerberatung zur Verfügung stellen. „Ich weiß, dass wir uns das aufgrund der guten Konjunktur im Lande leisten können“, so Arloth.
Für den Diözesancaritasverband Würzburg begrüßte Domkapitular Clemens Bieber die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung. Es gehe darum, den Blick für den benachteiligten Menschen zu schärfen, so Bieber, um ihn verstehen und ihm helfen zu können. Wo der Umgang mit Schulden nicht gelinge, sei die Investition in die Resozialisierung schnell zunichte gemacht, gab Bieber zu bedenken. „Als Kirche und Caritas stehen wir in der biblischen Tradition, die anmahnt, sich der Gefangenen anzunehmen“, sagte der Vorsitzende in seinem Grußwort.
In hochkarätigen Vorträgen und vielfältigen Workshops wurde das Thema Schuldnerberatung in der Straffälligenhilfe an zwei Tagen detailreich vertieft und der kollegiale Austausch gepflegt. Unter anderem waren zu hören: Lydia Halbhuber-Gassner, Vorsitzende der katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft Straffälligenhilfe; Landrat Thomas Eichinger, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der freien und öffentlichen Wohlfahrtspflege in Bayern; Prof. Dr. Franz Segbers von der Universität Marburg; Prof. Dr. Klaus Laubenthal von der Universität Würzburg; Nicole Lehnert, Leiterin der Münchner Zentralstelle für Straffälligenhilfe; Prof. Dr. Ullf Groth von der Hochschule Neubrandenburg und Prof. Dr. Dagmar Oberlies von der Frankfurt University of Applied Science.
Besonderer Dank ging an das Vorbereitungsteam um Nadia Fiedler von der Würzburger Christophorus-Gesellschaft. Die ökumenische Christophorus-Gesellschaft unter dem Dach von Caritas und Diakonie engagiert sich unter anderem in der Schuldner- und Insolvenzberatung.