Familie und Beruf, Pflegebedürftigkeit eines Angehörigen, Kinder mit besonderen Herausforderungen. Es sind nach wie vor Frauen und Mütter, die das familiäre und soziale Miteinander managen und nicht selten an ihre physischen und psychischen Grenzen kommen.
Martina Zawierta und Heike Korbmann helfen, wenn es um eine Auszeit, um eine Kur geht. Seit Jahrzehnten sind die Mitarbeiterinnen des Diözesan-Caritasverbandes im Einsatz, damit Frauen und Mütter bekommen, was ihnen hilft. „Die gute Qualität unseres Angebots spricht sich herum“, stellt Martina Zawierta fest, denn oftmals ist die Caritas erste Anlaufstelle für Frauen, die sich schwer belastet fühlen. Ein anderer Weg führe über die Ärzte, die dann an die Caritas verweisen würden, so Kollegin Heike Korbmann. „Wir kennen die Kurkliniken und haben inzwischen ein sehr gutes Gespür dafür, was die Mütter und die Kinder brauchen könnten.“
„Die Frauen kommen aus allen Schichten der Gesellschaft“, erklärt Zawierta. Ihnen fehle oftmals die Kraft, sich um die nötigen Formalitäten kümmern zu können. Und der Bedarf steige. „Corona hat dem Ganzen nochmals die Krone aufgesetzt“, stellt Heike Korbmann fest und ist sich sicher, dass der Bedarf an Kuren und anderen Erholungsmaßnahmen auf hohem Niveau bleiben werde.
Gut 200 Fälle würden sie im Jahr für die Stadt und den Landkreis Würzburg bearbeiten. Aber auch aus anderen Regionen Unterfrankens kämen Anfragen. „Das Erstgespräch läuft per Telefon; viele suchen dann den direkten Kontakt zu uns im Würzburger Caritashaus“, so Zawierta. „Wir reden viel mit den Frauen, hören zu, helfen bei den Anträgen und unterstützen, wenn die Krankenkassen eine Maßnahme ablehnen“, beschreibt Korbmann den Ablauf.
Ist alles erledigt und genehmigt, können die Frauen ihre dreiwöchige Kur am Meer, in den Bergen oder einem anderen schönen Ort, der zur Erholung einlädt, antreten. Je nach Indikation nehmen sie die Kinder mit oder reisen allein. „Wir schauen, welches Haus am besten passt“, sagt Martina Zawierta. Es gebe sehr kleine Einrichtungen für 25 Patientinnen und große, in denen 125 Frauen gemeinsam auf Kur seien. Außerdem seien einige Einrichtungen auf Kinder mit ADS oder andere Besonderheiten spezialisiert. Heike Korbmann: „Manchmal sind es auch die Kinder, die allein auf Kur geschickt werden.“ Überhaupt, so stellen die Beraterinnen fest, würden Auffälligkeiten bei Kindern stetig zunehmen. Sie vermuten, dass dies auch mit einem wachsenden Leistungsdruck in der Gesellschaft zusammenhänge.
„Oftmals ist es mit einer dreiwöchigen Kur nicht getan.“ Martina Zawierta berichtet über das große Netzwerk von Kirche und Caritas, das dann zum Tragen komme. „Wir sind gut vernetzt mit der Frauenseelsorge im Bistum, mit dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), mit den Erziehungsberatungsstellen und Selbsthilfegruppen.“ Für die Frauen sei es wichtig, das auf der Kur Erlernte für den Alltag zu verinnerlichen.
„Ich sage es ganz klar: Wenn wir das als Caritas nicht machen, wird es niemand für diese Frauen tun“, ist sich Heike Korbmann sicher, die seit 30 Jahren bei der Caritas engagiert ist. „Unsere Arbeit wird aus Kirchensteuermitteln finanziert“, so Martina Zawierta, „Es ist echtes anwaltschaftliches Engagement für Menschen in Not.“
Sebastian Schoknecht