Würzburg (POW) Zehn Thesen zum Thema „Sozialpolitik für alle – Türen für die Zukunft offenhalten“ hat Eva-Maria Welskop-Deffaa zu ihrem Besuch nach Würzburg mitgebracht und auf dem Gelände der Ritaschwestern im Stadtteil Sanderau an die rote Caritastür geheftet. Diese drehen sich unter anderem um die Themen Generationenpolitik, Digitalisierung, Klima, Mobilität, soziale Teilhabe, Familienstärkung. Diese rote Tür steht in der Caritaskampagne 2025 als Symbol für die vielen Türen, die die Caritas für Menschen in allen Lebenslagen öffnet. Sie offenzuhalten sei eine Grundbedingung für einen fairen Sozialstaat. Als Türöffner im Sozialraum stehe die Caritas für eine Gesellschaft, in der Menschenwürde, Mitmenschlichkeit und Gerechtigkeit unverhandelbar sind und verfolge das Ziel, eine menschengerechte Gesellschaft aktiv zu gestalten, erklärte Welskop-Deffaa.
Erste Station ihres Besuchs war das Pflegekonzept „Ritas Welt“ der Ritaschwestern. Welskop-Deffaa würdigte das Modell der Würzburger Caritas als besonders gelungenes Beispiel einer innovativen Pflegelösung für Ordensgemeinschaften. Aufgrund veränderter gesetzlicher Rahmenbedingungen entwickelten der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Würzburg und die Ritaschwestern dieses Pflegekonzept. Es stellt die Bedürfnisse älterer und pflegebedürftiger Ordensmitglieder in den Mittelpunkt. Das neuartige Modell, das seit Juli 2017 erfolgreich umgesetzt wird, ermögliche eine qualitativ hochwertige Pflege im vertrauten Klosterumfeld. So könnten die Schwestern trotz gesundheitlicher Einschränkungen in ihrem Kloster bleiben und aktiv am spirituellen und gemeinschaftlichen Leben teilzunehmen.
Das neue Konzept sieht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch ein klostereigenes Team vor, welches der Caritas-Sozialstation Sankt Totnan angegliedert ist. Die Versorgung hat ambulanten Charakter, ähnlich einer Wohngemeinschaft. Es greifen hier die gesetzlichen Vorgaben, Rahmen- und Abrechnungsbedingungen der ambulanten Pflege. „Ritas Welt“ bewertete Welsko-Deffaa als ein Vorbild für andere Ordensgemeinschaften, die zusammen mit Caritas-Verbänden gute Versorgungslösungen für ihre pflegebedürftigen Mitglieder suchen. Der Impuls gehe aber weiter. „Wir brauchen ganz generell Pflegeangebote, die ausgehend von der gewohnten häuslichen Umgebung flexible Unterstützung bei zunehmender Pflegebedürftigkeit gewährleisten. Dazu müssen wir die Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Pflege überwinden“, unterstrich Welskop-Deffaa.
Fachleute seien sich einig, dass das Modell eine vielversprechende Lösung für Klöster biete, die sich mit der Pflegeversorgung ihrer alternden Mitglieder auseinandersetzen müssten. Sicher sei auch, dass viel Kreativität und Offenheit auf beiden Seiten benötigt werde, damit mit den Werten und Traditionen einer Ordensgemeinschaft qualitativ hochwertige Pflege gelingen könne. Der vermutlich wichtigste Faktor für das Gelingen der Zusammenarbeit zwischen Klöstern und Caritas sei das Vertrauen, das zwischen Ritaschwestern und dem Caritasverband in Würzburg über Jahre aufgebaut wurde. „Über Jahrzehnte war das öffentliche Bild der Caritas von Ordensleuten geprägt, sie haben in Kindergärten, Familienzentren und Krankenhäusern Dienst getan. Heute gilt es, dafür mit konkreten Hilfen Danke zu sagen“, sagte Welskop-Deffaa.
Im Anschluss an ihren Besuch bei den Ritaschwestern nahm die Caritaspräsidentin am Gottesdienst der Sinne für Menschen mit und ohne demenzielle Erkrankung in der Pfarrkirche Heiligkreuz im Stadtteil Zellerau teil. Zweimal im Jahr lädt der Caritasverband zu diesem besonderen Gottesdienst mit anschließender Kaffeetafel in seinem AktivenBegegnungsZentrum (ABZ) Heiligkreuz ein. Rund 60 Teilnehmende – darunter viele Patientinnen und Patienten der Caritas-Sozialstationen Sankt Klara und Sankt Totnan – erlebten berührende Momente. Unter dem Motto „Gott ist Zuflucht und Stärke für dich“ stand die Schnecke als Symbol für Rückzug, Schutz und Besinnung im Mittelpunkt.
Im Würzburger Caritasladen nehmen rund 60 ehrenamtlich Engagierte gut erhaltene Kleidung an, sortieren und geben diese an finanziell benachteiligte Menschen weiter. Welskop-Deffaa informierte sich über die Arbeit im Laden und die damit einhergehenden Herausforderungen. Jahr für Jahr seien es etwa 4000 Menschen – 40 Prozent davon Kinder –, die im Caritasladen Kleidung finden, die sie sich sonst nicht leisten könnten. „Für Menschen mit kleinem Einkommen, die an den Schaufenstern von Boutiquen und Kaufhäusern nur vorbeilaufen können, stehen die Türen des Caritasladens regelmäßig offen. Das Angebot hilft ganz konkret gegen Ausgrenzung, die allzu oft diejenigen erfahren, deren Kleidung abgenutzt und herausgewachsen wirkt“, bilanzierte Welskop-Deffaa.
Zum Abschluss ihres Besuchs eröffnete die Caritaspräsidentin noch die Ausstellung „Welt-MARKEN in Szene gesetzt“. Anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Caritasladens schufen in Zusammenarbeit mit dem Gestaltungszweig der Montessori-Fachoberschule Schülerinnen und Schüler im vergangenen Jahr 70 kleine Kunstwerke. Noch bis 28. Mai sind die einzigartigen Briefmarken-Bilder im Matthias-Ehrenfried-Haus, Bahnhofstraße 4-6, ausgestellt und können käuflich erworben werden. Der Erlös kommt dem Caritasladen zugute, der auf Spenden angewiesen ist. Welskop-Deffaa zeigte sich begeistert von den Werken. „Die kunstvollen Briefmarken bekommen in ihrer neuen künstlerischen Umgebung einen zweiten Sinn. Das Projekt passt wunderbar zur Idee des Caritasladens, der Second-Hand-Kleidungsstücken ein zweites Leben schenkt“, erklärte sie. Für ihr Zuhause erstand die Caritaspräsidentin das Werk mit dem Namen „QUITT“.
cj (Caritas)
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