Über die Arbeit des Projekts „Roven“, das sich um die Re-Integration von Schulverweigerern in das Regelschulsystem kümmert, hat sich aus Anlass des bevorstehenden Josefstags Weihbischof Ulrich Boom am Donnerstag, 11. März, informiert. Derzeit werden von der Koordinierungsstelle „Schulverweigerung – die 2. Chance“ der Caritas-Don-Bosco-Berufsschule Würzburg 25 Jugendliche aus Stadt und Landkreis Würzburg sowie den Landkreisen Kitzingen und Main-Spessart im Alter von 13 bis 17 Jahren betreut. „Diese Einrichtung steht auch dafür, dass Schwache in der Gesellschaft einen Platz haben. Gerade als Kirche sind wir hier gefordert“, sagte der Weihbischof. Neben der Agentur für Arbeit, dem Europäischen Sozialfonds und der Stadt Würzburg unterstützt das Bistum Würzburg Roven durch Ressourcen aus der Schulpastoral, der Caritas Schulen gGmbH und der Caritas-Stiftung.
„Wir verstehen uns als Anwälte und Netzwerker für junge Menschen, die meist aus Verhältnissen stammen, wo sie keine Vorbilder und keine Unterstützung erfahren“, erläuterte Dr. Harald Ebert, Schulleiter der Caritas-Don-Bosco-Berufsschule. In gewisser Weise sei Roven ein Projekt der Schulreform, das versuche, einen schulischen Plan B zu entwickeln, wo Plan A, der klassische Schulplan, von jungen Menschen aus ganz unterschiedlichen Gründen verweigert werde. Zwischen sechs und zwölf Monaten dauere die Begleitung auf dem Weg in den regulären Schulbetrieb.
Sonderschullehrer Michael Brausam erläuterte, dass zwischen aktiver Schulverweigerung, bei der die Schule nicht besucht werde, und passiver Schulverweigerung, bei der der Schüler die Mitarbeit verweigere, unterschieden werde. Erstere sei praktisch ein rein männliches Phänomen, während Schülerinnen eher zur inneren Emigration aus dem Unterricht tendierten. Klassische Schulschwänzer seien die Ausnahme, oft lägen psychische Schwierigkeiten oder familiäre Verpflichtungen zugrunde. Eine Schülerin habe zum Beispiel länger gefehlt, weil sie sich nach dem Tod der Mutter um ihre Geschwister kümmern musste. Im Treffpunkt in der Zeller Straße stünden als erstes vertrauensbildende Maßnahmen auf dem Programm, betonte Ebert. „Unser Ziel ist es, mit jedem einzelnen Perspektiven zu entwickeln, aus denen neue Motivation für den Schulbesuch entsteht“, sagte der Schulleiter.
Robert Scheller, Sozialreferent der Stadt Würzburg, gestand, dass das vonseiten der Jugendhilfe das Thema Bildung zu lange vernachlässigt worden sei. „Roven ist ein unglaubliches Glück für uns.“ Angesichts des demografischen Wandels könne sich die Gesellschaft kein Herausfallen von Jugendlichen aus dem Erwerbsleben mangels Schulabschlusses erlauben. Achim Schnabel, stellvertretender Leiter der Agentur für Arbeit, unterstrich ebenfalls den Aspekt der Prävention des Projekts Roven. „Hier werden junge Menschen stabilisiert, wieder an die Schule zurückgeführt und können sich so eine Lebenschance erarbeiten.“