Mitarbeitende und Hilfesuchende der Caritas werden zunehmend internationaler. Ein guter Grund auch für die Pflegebildung, über den regionalen und nationalen Tellerrand hinauszuschauen.
Auf einer Studienreise ins südspanische Malaga besuchten neun Praxisanleiterinnen und -anleiter aus Einrichtungen der Altenhilfe und Pflegediensten der bayerischen Caritas mit Reiseleiterin Ulrike Achmann vom Landescaritasverband (LCV) unterschiedliche Organisationen des spanischen Gesundheitswesens, um das Pflegestudium, Arbeitsfelder der Pflege und den Umgang mit den Studierenden im Südwesten Europas genauer kennenzulernen.
Die Reise begann am 31. Oktober und endete am 4. November. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten das Centro de Salud (Gesundheitszentrum), die Universität von Malaga sowie zwei Krankenhäuser. Es fanden Gesprächen, Vorträge und Besichtigungen statt.
Auch wenn die Akademisierung der Pflege in Deutschland durch die generalistische Pflegeausbildung langsam voranschreitet, ist es spannend zu sehen, dass Pflege in Spanien ausschließlich studiert wird. Ein Konzept, das in Deutschland noch recht weit entfernt ist, weil hier die berufliche Ausbildung deutlich im Fokus steht. Allerdings unterscheidet sich der inhaltliche Aufbau des Studiums gar nicht allzu sehr von der deutschen Ausbildung. Theorie und mehrere Praxiseinsätze in verschiedenen Einrichtungen und Stationen. Dass man sich so gut mit Spanien vergleichen kann, ist nur eine Chance der generalistischen Pflegeausbildung.
Der Fokus wurde im Rahmen der Reise dennoch stark auf die Krankenpflege gelegt, was aber auch daran liegt, dass die Altenpflege nur einen geringen Teil im spanischen System ausmacht. Waschen, Anziehen, Toilettengang? Alles Aufgaben der Familie, manchmal auch von Hilfskräften. Die Pflegefachkräfte kümmern sich um medizinische Tätigkeiten, Organisation und Planung. Zwei Konzepte, die für beide Seiten schwer zu begreifen sind.
Ein bisschen neidisch blickten die Praxisanleiterinnen und -anleiter auf das vereinfachte Dokumentationssystem. Eine 15-minütige Evaluation nach jedem Praktikum ist in Deutschland aktuell undenkbar. Dennoch war die Studienreise äußert aufschlussreich. Alle fühlen sich in ihrer Tätigkeit als Praxisanleitung bestärkt und wollen weiterhin für Ihre Auszubildenden da sein und für eine qualitativ gute Ausbildung sorgen. Sicherlich ist die generalistische Pflegeausbildung in Deutschland noch in den Kinderschuhen, dennoch sollten wir der Ausbildung weiterhin positiv gegenüberstehen, denn im internationalen Vergleich können wir uns ebenfalls sehen lassen.
Franziska Brod
Franziska Brod ist Fachberaterin für die Altenhilfe im Caritasverband für die Diözese Würzburg und begleitete die Studienfahrt im Herbst 2022 nach Malaga.