Das Kurhaus Hotel Bad Bocklet, seit Jahrzehnten in der Trägerschaft der Caritas, ist in vielen Bereichen eine Baustelle. Die Fertigstellung ist für 2021 geplant. Nun wurde die neue Kapelle im Fürstenbau hergerichtet und mit einem feierlichen Gottesdienst gesegnet. „Wir begehen diesen Tag ganz bewusst als eigenes Fest, denn diese Kapelle ist das Herzstück des großen Kurhauses“, begrüßte Domkapitular Clemens Bieber Würzburgs Weihbischof Ulrich Boom, Dr. Jürgen Lenssen, weitere Konzelebranten, Ehrengäste und Verantwortliche aus Caritas und Kurhaus.
Bad Bocklet ist eine Quelle
„Aus welchen Quellen leben wir?“, griff Domkapitular Bieber in seinen Begrüßungsworte eine der zentralen Fragen für die Caritas und ihre Mitarbeiter auf und verdeutlichte, dass das Kurhaus ein Ort des Ausruhens, Auftankens und Kraftschöpfens sein will. „Wir haben jene im Blick, die seit Jahren und Jahrzehnten das Haus zu schätzen wissen. Und wir nehmen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Blick, insbesondere die in herausfordernden Arbeitsfeldern. Sie dürfen hier durchatmen.“ Die durch Dr. Jürgen Lenssen gestaltete Kapelle sei ein einladender Raum der Gottesnähe, ein Ort des Heiles, ein Ort, an dem Menschen neuen Mut fassen könnten. „Als Christen sind wir überzeugt, dass Gott selbst die Quelle der Kraft ist.“ Bieber dankte dem Weihbischof für sein Kommen, um das „Zentrum des Hauses zu segnen“.
Communio
Weihbischof Ulrich Boom unterstrich, dass es um „Communio“, um Begegnung und Beziehung gehe. „Alle Quellen entspringen in Jesus Christus.“ Die neue Kapelle sei ein Raum der Begegnung, in dem Mensch und Gott zusammenkämen.
In seiner Predigt erinnerte Boom an Frankreichs Nationalfeiertag, der auf die Revolution zurückgehe. Damals seien Köpfe gerollt und Blut geflossen, um den Bürger- und Menschenrechten zum Durchbruch zu verhelfen. Diese hätten ihren Ursprung zweifellos im Evangelium. „Aber dies wurde auch durch Kirchenmänner verdunkelt, weil die Kirche mehr dem Machtstreben folgte als der Solidarität mit den Ohnmächtigen.“
In Bad Bocklet wolle der kleine Feiertag zur Segnung der Kapelle etwas anderes. „Wir segnen einen Raum, in dem nicht die Köpfe rollen und Kampfparolen herrschen, sondern wo aufgerichtet wird, damit der Mensch erhobenen Hauptes in Würde seine Wege weitergehen kann.“
Jürgen Lenssen habe in ansprechender Weise den Geist der Jakobsgeschichte (Gen 28,10-22) umgesetzt. Im Kreuz, am Altar, am Tabernakel und der Mariensäule fänden sich stilisierte Leitern. „Wer hierher kommt in der Feier der Gottesdienste oder in der persönlichen Stille, soll nieder- und aufsteigen zu Gott, zum Menschen und zu sich selbst“, erläuterte Boom. „Stufe für Stufe werden wir, was Gott ist: Gemeinschaft.“
Mit der Kapelle wurde auch der benachbarte Meditationsraum gesegnet. Hier werde deutlich, so Weihbischof Boom, dass es ganz vielfältige Wege zu Gott und zum Menschen gebe. Boom schloss mit besten Wünschen für das Haus und seine Gäste. „Ich wünsche allen, die dieses Haus und diesen Raum aufsuchen, dass sie Erholung und Ruhe finden für Leib und Seele. Ich wünsche den vielen Verantwortlichen, den Helferinnen und Helfern, dass sie Sprossen sind auf Leitern für die Gäste, damit diese gestärkt und ermutigt in den Alltag zurückkehren können.“
Die Caritas ist da
Im Anschluss an die feierliche Segnung ergriff die Ehrenvorsitzende der Caritas, Barbara Stamm, das Wort. „Ich möchte allen, die sich hier engagieren, einfach ein herzliches ‚Vergelt’s Gott!‘ sagen, so Bayerns langjährige Landtagspräsidentin. „Gut, dass die Kirche und ihre Caritas in der Zeit der Entscheidung nicht vom Platz gegangen sind.“ Vielleicht, so Stamm, würden Kirche und Caritas gerade in diesen Zeiten ganz besonders gebraucht in der Gesellschaft und für die Menschen. „Die Caritas ist hier, geht und lebt mit den Menschen.“ Entscheidend sei der Geist des Hauses, damit Menschen Kraft schöpfen und auftanken könnten. „Wir wollen und werden an diesem Ort auch etwas für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tun“, betonte Stamm. Sie wisse aus eigener Erfahrung und aus vielen Gesprächen, wie dringend notwendig das sei. In Weihbischof Boom sehe sie einen Verbündeten für die Anliegen der Caritas.
Worte des Dankes und der Anerkennung
Für den Landkreis Bad Kissingen dankte Gotthard Schlereth für das Engagement von Kirche und Caritas. „Die Spiritualität gehört dazu und ist eine gute Ergänzung zur Schulmedizin.“ Besonders dankbar zeigte sich Schlereth dafür, dass im Gottesdienst für den schwer erkrankten Bürgermeister von Bad Bocklet, Andreas Sandwall, gebetet wurde.
Georg Sperrle, Geschäftsführer der Caritas-Einrichtungen gGmbH, in deren Trägerschaft das Kurhaus Hotel Bad Bocklet geführt wird, würdigte die Kapelle und den festlichen Gottesdienst als großartiges Geschenk. Das größte Geschenk seien die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses. „Auch sie haben mit der durch Dr. Jürgen Lenssen gestalteten Kapelle einen Raum, um Gottes Nähe auf besondere Weise erfahren zu können.“ An Weihbischof Ulrich Boom übergab Sperrle einen Gutschein, damit er das neue Kurhaus einmal in Ruhe ausprobieren und kennenlernen möge. Boom versprach, auch bei der Bischofskonferenz die Werbetrommel zu rühren.
Sperrle lud anschließend zu Umtrunk und Gespräch ins neue Café des Fürstenbaus ein, um die Feier bei einem Glas Sekt und einem kleinen Imbiss ausklingen zu lassen.
Sebastian Schoknecht