Seit einigen Jahren taucht der Begriff „Systemsprenger“ vermehrt im Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen auf, die durch Maßnahmen der Jugendhilfe immer schwieriger bis gar nicht mehr erreicht werden. Nicht Wenige sind zudem von anderen institutionellen Kontexten wie Schule und Ausbildung oder der eigenen Familie abgekoppelt. Eine Entwicklung, die den 40 Teilnehmenden aus den verschiedenen Bereichen der Jugendhilfe auf den Nägeln brennt. Eine Herausforderung, die nicht von einer Person gelöst werden kann, die neue Ideen und kreative Lösungen braucht und eine zentrale Bedeutung für die Zukunft des Systems Jugendhilfe hat. Daher hatten die Diözesanen Arbeitsgemeinschaften der Erziehungshilfe (DiAG) aus Bamberg und die Arbeitsgemeinschaft kath. Einrichtungen der Erziehungshilfe und Jugendsozialarbeit (AGkE) Würzburg in Kooperation mit dem Landesverband der katholischen Einrichtungen der Erziehungshilfe (LVkE) zum Open Space geladen. Ein für dieses Thema passendes Format ist das Open Space vor allem deswegen, weil es die grundlegenden Eigenschaften dafür bereithält: Es ist eine dringende Fragestellung, das Thema ist breit angelegt und komplex und kann somit nicht von einer Person allein gelöst werden und zu guter Letzt ist es wichtig für die Zukunft des Systems Jugendhilfe.
In sieben Sessions konnten alle Beteiligten ihre Anliegen und Fragen selbstverantwortlich einbringen. Neben dem Bedürfnis, eine Definition von „Systemsprengern" zu erarbeiten, entwickelte sich in einer anderen Session der Begriff der „Systemspringer". Es wurde der Frage nachgegangen, was eigentlich passiert, wenn keine Erwartungshaltungen an die vermeintlichen Systemsprenger gestellt würden. Oder warum nicht auch die Familienbegleitung intensiviert werden sollte, durch die pädagogische Betreuung einer Familiengruppe, so die Überlegungen. In einer weiteren Session kam auch die Frage von außen: Muss sich das System der Jugendhilfe ändern?
Unter den engagierten Beteiligten ist man sich sicher, dass „Systemsprenger" mit der Endlichkeit unserer Ressourcen einhergehen. Wohnraummangel in den Ballungsgebieten und der Fachkräftemangel sind nur zwei Faktoren, die in diesem Kontext auftreten. Es wurde Ursachenforschung betrieben und angedachte Ideen weiterentwickelt. Die Akteurinnen und Akteure zeigten sich motiviert, zukünftig Spielräume neu auszuloten, Fachkräfte durch Netzwerkarbeit zu stärken und Übergänge und Schnittstellen effizienter zu gestalten, wie z. B. über die Jugendberufsagenturen. Die Verbandsvertreter der zwei Diözesen und des Landesverbandes wurden aufgefordert, die Ergebnisse in ihre Gremien zu tragen und die Thematik weiter zu behandeln.
Sabrina Göpfert
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