Flüchtlinge müssen im Aufnahmeverfahren oft viele Jahre in Unterkünften bleiben. Einen Anspruch auf Bildungsmaßnahmen haben sie in dieser Phase nicht. „Dabei wird viel wertvolle Zeit vertan“, meint Isabell Schätzlein, Projektleiterin von „future steps Unterfranken“, dem neuen Projekt des Diözesan-Caritasverbandes und der Regierung von Unterfranken. „Durch systematische Qualifizierungsmaßnahmen der Flüchtlinge könnte man die Wartezeit sinnvoll nutzen“.
1.328 Flüchtlinge leben zur Zeit in Unterfranken in zehn Gemeinschaftsunterkünften. Im ersten Jahr ihres Verfahrens dürfen sie hier nicht arbeiten. Danach ist es ihnen theoretisch erlaubt, praktisch aber gibt es viele Stolpersteine. Haben sie eine Aufenthaltsberechtigung, bekommen sie Unterstützung bei Flüchtlings- und Migrationserstberatungsstellen und können an Integrationskursen teilnehmen. Doch viele Ausländer leben in Deutschland nur mit einem teilweise geltenden Schutz. Ihre genaue Zahl ist unbekannt. „Die Anerkennungsquote bei Asylsuchenden liegt in Bayern nur bei einem halben Prozent, der Abschiebeschutz wird immerhin jedem vierten Antragsteller gewährt“, weiß Schätzlein. „Systematische Qualifizierungsangebote gibt es für sie nicht“.
„future steps-Unterfranken“ will diese Lücke mit speziellen Kursangeboten und einer erweiterten Beratung zu beruflichen Perspektien schließen. Finanziert wird das Projekt von der Europäischen Union und dem bayerischen Sozialministerium. Erste positive Erfahrungen sind schon gemacht. Der Basiskurses „Gesundheit und Hygiene“ des Missionsärztlichen Institutes Würzburg oder ein Kurs zum Bauen von Solarkochern in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge hatten im letzten Jahr gute Resonanz gefunden. Schätzlein ist sich daher sicher, dass der Bedarf in allen Flüchtlingseinrichtungen vorhanden ist. „Flüchtlinge, die an solchen Kursen teilnehmen, gewinnen ein starkes Selbstwertgefühl. Außerdem verbessert es die Stimmung in den Unterkünften und es erleichtert der Kontakt mit unserer Gesellschaft“, haben sie und ihre Kollegin Nicole Gössl beobachtet. Die beiden Beraterinnen weisen ihre Klienten daher auf alle niedrigschwelligen Angebote für Flüchtlinge oder Asylsuchende in Unterfranken hin.
In der Würzburger Geschäftsstelle im Friedrich-Spee-Haus der Caritas organisiert „future steps Unterfranken“ Kurse zur Alphabetisierung, zu Lerntechniken oder Basiskenntnissen im Gastronomiebereich und bietet Sprachkurse, PC-Kurse oder Stützunterricht an. Die Caritas, so Schätzlein, habe langjährige Erfahrung in der Flüchtlingsarbeit. Sie unterhält Flüchtlings- oder Migrationserstberatungsstellen und die Aus- und Weiterwanderungsberatung des Raphaels-Werkes. Ihre Beratungsstellen arbeiten eng vernetzt und haben gute Kontakte zu ehrenamtlichen Initiativen und Kirchengemeinden. „future steps Unterfranken“ wird diese Netzwerke nutzen und sich dadurch schnell in Unterfranken bekannt machen, ist sich Schätzlein sicher. „Wer das Projekt unterstützen möchte, kann uns mit Wörterbüchern in englisch - französisch - deutsch helfen“. Computer zu Schulungszwecken hat schon die Regierung bereit gestellt.
„future steps-Unterfranken“, Röntgenring 3, Friedrich-Spee Haus, Würzburg, Tel. 0931/38658-150.