„Nach dem Gespräch fällt mir auf, wie froh ich sein kann, ein ziemlich leichtes Leben gehabt zu haben“, resümierte eine Besucherin der Veranstaltung „livebooks | Fragen. Verstehen. Wertschätzen.“ des Förderverein Wärmestube e. V. Am vergangenen Samstag machte das neue Projekt Halt in der Liborius-Wagner-Bücherei und lud zu einer Lesung der besonderen Art ein. „Livebooks“ stellt eine sogenannte lebende Bibliothek dar, in der Menschen ihre meist schicksalhafte oder mit Vorurteilen beladene Lebensgeschichte mit anderen Menschen teilen. Die Geschichten der lebenden Bücher reichen von erschwerten Bedingungen in der Kindheit über Alkoholismus und anderen Suchtproblematiken hin zu psychischen Erkrankungen, HIV oder anderen besonderen Lebensumständen und -brüchen.
Das Besondere an dem Konzept ist die Begegnung auf Augenhöhe. In Einzelgesprächen kommen „Buch“ und „Leser“ zusammen und schaffen so Raum zum Zuhören und Verständnis für die fremde Lebenswelt. „Auch für mich ist es interessant, mich auf diese Weise zu öffnen und dabei verblüfft festzustellen, wie sich das Gegenüber beginnt zu öffnen und seine Geschichte zu erzählen“, zeigte sich ein Teilnehmer überrascht, der seine Geschichte über seine bewältigte Alkoholsucht mit den Leserinnen und Lesern teilt. „Oft tragen wir alle Geschichten mit, die von außen nicht sichtbar sind“, fuhr er fort, „und oft urteilen wir über Menschen, ohne diese Geschichte kennengelernt zu haben.“ Auch dies, Vorurteile ins Wanken zu bringen, ist ausdrückliches Ziel des Veranstalters, der sich seit seiner Gründung für die meist am Rande der Gesellschaft stehenden Menschen einsetzt und die Probleme und Vorurteile, die sie erfahren, immer wieder in den Fokus rückt. Von 10 bis 13 Uhr waren die besonderen Geschichten in der Bücherei am Kardinal-Döpfner-Platz zu hören. Für alle, die das Konzept live erleben möchten, steht der nächste Termin bereits fest: 13. April in der Würzburger Buchhandlung Hugendubel.