Wer meint, mit der staatlichen Allgemeinverfügung zur Schließung der Kindertageseinrichtungen in Bayern, seien Ruhe und Stillstand eingekehrt, der irrt. „Wo sehen Sie Lichtblicke in der Krise?“ Diese einfache Frage aus dem Fachbereich Kinderhilfe und Katholische Kindertageseinrichtungen an die 500 Kitas in Unterfranken, rief ein überwältigendes Echo hervor. „Mit dieser Flut an positiven Antworten hätten wir bei der Caritas nie gerechnet“, zeigte sich wenige Tage vor dem Osterfest Fachbereichsleiter Michael Deckert freudig überrascht. In den ersten Tagen der Krise habe es noch Anrufe gegeben, wieso das Personal weiterhin in die Einrichtung müsse, aber inzwischen nutzten die Teams – neben der Betreuung kleiner Notgruppen - die Chance, sich über Konzepte und Qualitätsstandards intensiv auszutauschen. „Diese Zeit ist teambildender als jeder Betriebsausflug“, schreibt, versehen mit einem Smiley, Stephanie Scholl aus der Kita St. Martin in Dammbach. „Wir haben gemerkt, wie sehr uns die Zeit oft fehlt und wie wichtig, dieser Austausch ist. Bei den üblichen Teamsitzungen herrscht oft Zeitdruck, und die Arbeit ist stark von organisatorischen Dingen geprägt. Die inhaltlichen Fragen kommen leider oft zu kurz“, meint in einer E-Mail Gabriele Barth vom Kindergarten Pusteblume in Sulzheim. „Die Kinder bekommen zum Osterfest einen Brief, den wir mit der Post an alle verschicken werden.“ In Oberwerrn, dass berichteten Petra Schröder und Kirsten Nicklaus aus dem Kindergarten St. Bartholomäus wird für jede Familie eine „Osterhasenwundertütenpost“ vorbereitet. Im regen Briefwechsel mit den Kindern stünde man auch in der Kita Sonnenschein in Niedernberg. Das schrieb Leiterin Katja Roth. Solche und ähnliche Aktionen gebe es an vielen Orten, so Deckert. Überhaupt seien die Teams sehr darum bemüht, den Kontakt zu den Kindern jetzt nicht abreißen zu lassen.
Videobotschaften
Von einer spanenden Aktion berichtete Petra Wutz aus der Kita St. Marien und St. Franziskus in Großwallstadt. „Kurz vor der Schließung der Einrichtung haben wir für ein Projekt Schmetterlingsraupen bekommen. Wir wollten deren Entwicklung mit den Kindern beobachten. Nun sind die Raupen bei mir daheim, und die Kinder bekommen Videos zugeschickt.“ Einen eigenen YouTube-Kanal hat sich unter dessen die Kita Obertheres zugelegt. Dort kann man mit Claudia Kochen oder Anregungen zum Tanzen und Spielen erhalten. Aus Schwanfeld erfahren die Kinder per Video viel über die Fastenzeit, die Karwoche und das Osterfest. Dafür sorgt das Kita-Team gemeinsam mit Pfarrer Volker Benkert über die Plattform YouTube.
Bilder und Karten für Senioren und Patienten
Im Würzburger ElisabethenHeim, darüber berichtete Simon Kuttenkeuler, wurde eifrig gebastelt. Die Jüngeren wollen den Seniorinnen und Senioren zu Ostern eine Freude machen. „So sind sehr schöne Osternester entstanden.“ Auch die Fenster des Hortes seien farbenfroh gestaltet worden. „Die Hortkinder des ElisabethenHeimes wollen damit den Patienten und dem Pflegepersonal im gegenüberliegenden Juliusspital einen Gruß schicken.“ Gemalt wurde unter anderem auch im Kliegl-Kindergarten in Bad Kissingen. Das ließ Manuela Sauer wissen. „Wir haben unsere Kinder zuhause gebeten, für die Senioren in den Heimen, die wir mit den Kindern normalerweise besuchen, Bilder und Ostergrüße zu malen. Und werden die nun verteilen.“
Keine Einbahnstraße
Nicht nur in und aus den Einrichtungen heraus zeigen sich in diesen Wochen die Kreativität und der Wunsch nach Vernetzung. „Wir wurden von einer schönen Videobotschaft des Elternbeirats und der Kinder überrascht“, teilte etwa Birgit Braun vom Kindergarten St. Martin in Sand mit. Begeistert ist auch Nadja Keller aus der Katholischen Kita Wasserlosen: „Uns strömt eine Welle von positiven Reaktionen entgegen, die Kinder malen uns Bilder und einige Eltern versorgten uns mit Gebäck, senden Fotos von Familienaktionen.“
Ausblicke
Diese Aktionen stünden beispielhaft, denn es seien sehr sehr viele Grüße eingegangen, sagte Michael Deckert. Täglich erhielten er und sein Team neue Nachrichten mit Lichtblicken. Er sei gespannt, was da noch an kreativen Ideen und Projekten komme. Der größte Lichtblick wäre sicherlich die baldige Öffnung der Einrichtungen, „aber über Termine angesichts der angespannten Lage zu spekulieren, ist nicht hilfreich.“
Sebastian Schoknecht