Würzburg. Die Beschwerden in der Alten- und Behindertenhilfe in Würzburg sind in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Das teilte Ansgar Haase von der Würzburger Heimaufsicht bei einem Pressegespräch im Caritas-Seniorenzentrum Sankt Thekla mit. "Pro Monat haben wir vielleicht noch zwei bis drei, doch die meisten beziehen sich nicht auf die Pflege, sondern auf zwischenmenschliche Beziehungen, wie sie in jedem Nachbarschaftsverhältnis vorkommen." Meist ginge es um Dinge wie offene Türen, zu laute Geräusche, zu spät zurückgebrachte Wäsche oder Mängel bei der Gebäudereinigung. Viele Fehler hätten somit ihre Ursache in externer Dienstleistung. Manchmal fänden sich auch Mängel in der Dokumentation.
Grobe Pflegefehler, wie sie im Bericht des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) im August angeprangert werden, oder die Feststellung, zehn Prozent der Bewohner in Altersheimen seien schlecht versorgt und gepflegt, kann Haase nicht bestätigen. Aus ganz Unterfranken seien ihm von seinen Kollegen keine gravierenden Pflegefehler bekannt. "Da gibt es tatsächlich ein Nord-Süd-Gefälle. Pflegefehler sind mehr eine Erscheinung aus Oberbayern und großer Ballungsräume wie München." Je höher die Fachkraftquote, um so seltenen treten in der Regel Pflegefehler und Beschwerden auf. Vorgeschrieben sind 50 Prozent. Ein Haus wie Sankt Thekla leistet sich eine Quote von 70 Prozent. Angesichts ständig steigender Betriebskosten und den gegenüber dem Vorjahr nur um 0,5 Prozent höheren Pflegesätzen fällt diese Quote laut Marco Bambach, Geschäftsführer der Caritas Einrichtungen gGmbH, nicht immer leicht: "Doch gerade sie macht den karitativen Mehrwert aus, der uns so wichtig ist."
Den Auswertungen der Prüfungen des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen (MDK) steht Haase skeptisch gegenüber. Der MDK, so Haase, könne nur Stichproben machen. Hieraus aber einen repräsentativen Querschnitt der Bewohner zu ziehen, sei falsch, denn es würden nur immer die Personen mit den höchsten oder meisten Pflegerisiken begutachtet. "Diese Ergebnisse lassen sich nicht auf die Gesamtheit der Bewohner von Pflegeeinrichtungen hochrechnen." Die Pflege selbst wird nicht überwacht, nur das Pflegeergebnis. "Wir haben zum Beispiel Anweisung vom Sozialministerium, keine Verbände aufzumachen. Das wäre auch keinem Bewohner zuzumuten."
Seit fünf Jahren arbeitet Haase bei der Heimaufsicht in Würzburg. 53 Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe kontrolliert er mit einem Kollegen jedes Jahr im Stadtgebiet. Für Pflege- und Behandlungsfragen werden sie von einer Fachkraft des Gesundheitsamtes begleitet. Kontrolleure der Heimaufsicht kämen immer unangemeldet, erklärte Haase. Sie sprächen mit jedem, der ihnen begegnet - Bewohnern, Angehörigen, Heimbeirat und Pflegepersonal. In jedem Haus führen sie 20 Gespräche. Einen vollen Tag ließen sie sich Pflegedokumentationen zeigen, kontrollierten Dienstpläne, das Essen, den Personalschlüssel, den Gebäudezustand sowie die Einhaltung vieler Vorschriften. Außerdem interessierten sie sich auch für das soziale Leben im Haus.
23.780 Menschen werden nach einer Statistik aus dem Jahr 2003 in Unterfranken gepflegt, knapp 30 Prozent von ihnen in Alters- und Pflegeheimen. Die Caritas als größter Pflegeanbieter hat daran mit 45 Einrichtungen einen Anteil von 27 Prozent. Über 8.000 Senioren werden bei der Caritas stationär gepflegt, zirka 6.600 zu Hause. Meist sind es Frauen, die in Pflegeheimen wohnen. Da der Umzug ins Pflegeheim so lange wie möglich heraus gezögert wird, liegt das durchschnittliche Alter bei 81 Jahren. Das hohe Alter und die oft schlechte körperliche Verfassung der Senioren - Mobilitätsprobleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Inkontinenz, Seh- und Sprachstörungen oder Schlaganfälle - führen dazu, dass die meisten innerhalb von zwei Jahren sterben. Der Anteil der an Demenz erkrankten Bewohner liegt in Alters- und Pflegeheimen bei 60 bis 70 Prozent.