Ein neues Jugendhilfenetzwerk Würzburg soll Mädchen und jungen Frauen, die in Einrichtungen der Jugendhilfe leben, Hilfestellung geben bei der Berufsausbildung. Sie sollen damit gleiche Chancen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz bekommen wie männliche Jugendliche. Um hier Abhilfe zu schaffen, bündeln drei stationäre Einrichtungen der katholischen Jugendhilfe ihre Kompetenzen und Ressourcen: Die Caritas-Don Bosco GmbH mit dem Berufsbildungswerk Würzburg (BBW), das Antonia-Werr- Zentrum der Oberzeller Franziskanerinnen - eine heilpädagogische und therapeutische Einrichtung für Mädchen und junge Frauen in St. Ludwig/Kolitzheim - und das Würzburger Haus St. Lioba des Caritas-Fachverbandes IN VIA, katholische Mädchensozialarbeit.
„Die Mädchen, die bei uns wohnen, haben einen hochbelasteten Lebensweg hinter sich“, erklärte Alfred Hußlein, Leiter des Antonia-Werr-Zentrums, am Dienstag im Würzburger Caritas-Don Bosco Berufsbildungswerk vor der Presse. Viele von ihnen haben in ihren Familien Gewalt, Drogen- oder Alkoholprobleme erlebt, wurden mißhandelt oder gar mißbraucht. Oft bleiben sie für viele Jahre in stationären Einrichtungen, gehen dort zur Schule und bekommen dort auch eine Berufsausbildung vermittelt. Doch gerade bei Mädchen gab es bisher viel zu wenige Angebote hinsichtlich ihrer beruflichen Ausbildung. Handlungsbedarf war also vorhanden. „Unsere Einrichtungen arbeiteten viel nebeneinander her“, so Andreas Halbig, Direktor des BBW. „Unser neues Netzwerk soll dies ändern und die Benachteiligung für junge Frauen auf dem Ausbildungsmarkt abbauen. Wir bieten damit ein christliches Angebot an“.
Unter Umständen kann eine junge Frau nacheinander in zwei oder drei Einrichtungen leben. Muss z.B. eine stationäre Jugendhilfemaßnahme mit Erreichen eines Schulabschlusses beendet werden und ist aufgrund von Defiziten im Lern- oder sozialen Bereichen noch kein Ausbildungsplatz für sie gefunden, kann sie in ein anderes Haus des Netzwerkes wechseln. Im Berufsbildungswerk stehen für dieses Programm eigene Ausbildungsplätze zum Vollberuf oder als Fachwerker in Elektro- und Holztechnik, Körperpflege, Ernährung/Gastgewerbe und Hauswirtschaft, Agrarwirtschaft und als Lagerist zur Verfügung. „Alles Berufe, in denen immer mehr Frauen zu finden sind“, so Halbig. Oberstes Ziel sei es dabei, die jungen Frauen in sozialversicherungspflichtige Berufe im ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. „Und wir helfen ihnen natürlich auch bei der Wohnungsvermittlung“, betonte der Don Bosco-Direktor. 16 Wohnheimplätze werden für das Netzwerk eingerichtet; acht im Haus St. Lioba, acht weitere in einer Würzburger Außenwohngruppe des Antonia-Werr-Zentrums. Die Mädchen haben die Möglichkeit, den Führerschein zu erwerben - notfalls mit finanzieller Hilfe des Berufsbildungswerks - und werden bei Krisen und Konflikten in der Ausbildung zeitnah sozialpädagogisch und psychologisch betreut.
Zusätzliche Kosten entstehen den Kostenträgern wie z.B. der Agentur für Arbeit oder den Jugendämtern hierdurch nicht. Sie müssen nach wie vor nur für die jeweiligen Einzelmaßnahmen aufkommen. Das Programm startet zum 1. September und wird bundesweit beworben. Der regionale Schwerpunkt, sind sich die Verantwortlichen aber sicher, wird wohl in Nordbayern liegen. Infos zum Programm beim BBW, Tel. 0931/4192-150, jugendhilfe@bbw-wuerzburg.de.