Bei den 10. Bad Kissinger Gesundheitstagen werden sich einige Besucher gewundert haben. Denn am Stand 52 in der Wandelhalle im Kurpark präsentierte sich der Burkardus-Wohnpark der Caritas-Einrichtungen gGmbH mit einer ungewöhnlichen Idee. Die Senioreneinrichtung hatte sich einen Auftritt überlegt, den andere Häuser kaum wagen würden. Während des ganzen Tages beantworteten ausschließlich Bewohner des betreuten Wohnens die vielen Besucherfragen. Hauptamtliche Mitarbeiter/-innen waren an diesem Tag nicht anwesend. "Unsere Bewohner informieren" war am Stand zu lesen.
Der Burkardus-Wohnpark ist kein gewöhnliches Altenheim. In erster Linie ist es eine großzügige Appartementanlage für betreutes Wohnen. 146 Wohneinheiten und 49 Pflegeplätze stehen hier zur Verfügung. Im Gegensatz zu anderen stationären Häusern der Altenhilfe kommen seine Bewohner nicht überwiegend aus der näheren Umgebung, sondern aus dem ganzen Bundesgebiet und aus gutsituierten Verhältnissen. Zu ihnen gehört das Ehepaar Debschitz. Als Kurgast hatte Margit Debschitz (71) Bad Kissingen kennen gelernt. Ihr Mann Rüdiger (74), Ausbilder bei einer internationalen Flugsicherheitsbehörde in Luxemburg, besuchte sie mehrmals dort. 35 Jahre haben sie zusammen in Luxemburg gewohnt, einer ihrer Söhne wohnt mit Familie immer noch dort. Doch vor eineinhalb Jahren zog das Ehepaar nach Bad Kissingen in den Burkardus-Wohnpark um. „Uns gefällt vor allem unsere Selbständigkeit, die wir behalten haben. Wir kannten niemanden, als wir hierher zogen. Doch wir haben schnell Kontakt bekommen und waren nach wenigen Wochen zur ersten Geburtstagsparty eingeladen“, schwärmen die beiden.
Anfrage sofort zugestimmt
Der Anfrage von Elisabeth Beck, der Leiterin des Wohnparks, ob sie zusammen mit anderen Ehepaaren das Haus auf den Gesundheitstagen vertreten würden, haben sie sofort zugestimmt. Was für viele andere Häuser ein Risiko sein mag, Bewohner ohne "Aufsicht" mit potentiellen Neukunden zusammen zu bringen, war für Elisabeth Beck kein Problem. "Unsere Bewohner haben zwar hohe Ansprüche an Standard, Komfort und Selbständigkeit, doch wir brauchen ihr Urteil nicht zu fürchten. Die offene und ehrliche Information für Messebesucher kann nur von den Bewohnern selbst kommen", ist sie sich sicher.
Den professionellen Umgang mit Kunden merkt man Debschitz schnell an, der Stand ist gut besucht. Die Messebesucher haben Fragen zur Ausstattung, zum Essen, zur Barrierefreiheit der Wohneinheiten, Betreuung, Verkehrsanbindung und zum Preis-Leistungsverhältnis. Einer Mittvierzigerin, die beim Standbesuch an ihre alten Eltern denkt, macht Margit Debschitz klar, dass man sich rechtzeitig um seinen Lebensabend kümmern müsse. "Man muss sich lösen können". Sich mit 70 oder 75 Jahren noch einmal neu zu orrientieren und seinen Lebensmittelpunkt zu verlegen, ist sicherlich nicht jedermanns Sache, doch die Bewohner des Burkardus-Wohnparks haben diesen Schritt in der Regel nie bereut. Im Gegenteil: "Wir bereuen höchstens, dass wir nicht schon viel eher hierher gezogen sind", beteuern Gerlinde und Horst Peters, die seit einigen Jahren hier leben und mit der gleichen Überzeugung wie das Ehepaar Debschitz für ihr neues Zuhause werben. Für Elisabeth Beck hat sich der Tag gelohnt. Und sie ist sich sicher: Das Experiment wird wiederholt.