Rote herzförmige Luftballons schweben an diesem Sonntagmorgen an langen Bändern über den vielen Sitzbänken der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Sie weisen den eintreffenden Menschen ihren Weg in die Kirche und sind schon ein klarer Hinweis darauf, was die Gottesdienstteilnehmer und die große Caritasfamilie an diesem Morgen in Bad Neustadt an der Saale erwartete: die Pontifikalmesse zum Vinzenztag der unterfränkischen Caritas – ein Gottesdienst mit ganz viel Herz.
Der Pontifikalgottesdienst anlässlich des diesjährigen Vinzenztages stand unter dem Motto „Dein Herz ist gefragt“. Dazu hatte sich der Kreiscaritasverband Rhön-Grabfeld gemeinsam mit Dekan Dr. Andras Krefft aus Bad Neustadt einiges einfallen lassen. So brachten zu Beginn der Messe drei Frauen Wünsche und Bitten vor den Altar, die durch drei Puzzleteile verdeutlicht wurden. Erst durch die Zusammenarbeit und das Ineinanderfügen der Teile könne ein Großes-Ganzes entstehen, machte Elke Storch von der Gemeindecaritas deutlich. Zusammengesetzt ergaben die drei Puzzleteile schließlich ein großes, rotes Herz, das für alle sichtbar im Altarraum der Kirche aufgehängt wurde. Auch die Fürbitten gestalteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Ehrenamtliche des Caritasverbandes aktiv mit. Gegenstände, die die große Bandbreite der caritativen Arbeit im Caritasverband symbolisieren sollten, wurden vor den Altar gebracht.
„Mit dem Herzen Antworten geben“
„Das Herz sagt ‚bleib‘, der Kopf schreit ‚geh‘. Herz über Kopf“, mit diesen Zeilen aus einem Lied des deutschen Singer-Songwriter Joris griff Weihbischof Ulrich Boom in seiner Predigt das allumfassende Thema des Vinzenztages 2023 auf und schlug damit eine gekonnte Brücke vom Evangelium vom Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20, 1-16) zur heutigen Tätigkeit der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei der Caritas beschäftigt sind. Oft wolle man in diesen Tagen die Augen vor der Welt verschließen und die Probleme hinter sich lassen, so der Weihbischof. Dies sei völlig nachvollziehbar und verständlich. „Aber Weglaufen bringt nichts, denn das Herz sagt ‚bleib‘, ‚halt es aus‘, ‚stelle dich den Fragen‘“, machte Boom den Gottesdienstbesuchern klar. Als Caritasmitarbeitende und unter dem Einfluss des Jahresmottos „Dein Herz ist gefragt“ seien deshalb alle dazu aufgefordert, eben nicht einfach den Ereignissen ihren Lauf nehmen zu lassen, weil sowieso nichts mehr zu machen sei, sondern mit dem Herzen Antwort zu geben. „Herz über Kopf“, so der Weihbischof, dies sei letztlich auch das Wesen der Caritas.
Für den wichtigen Einsatz, den die Caritasmitarbeitenden tagtäglich bei den verschiedenen Diensten in den caritativen Einrichtungen leisten, dankte Boom am Ende seiner Predigt ausdrücklich: „Nicht unser Leisten und Vermögen tragen zur Verwandlung der Welt mit all ihren Fragen und Ungereimtheiten bei, sondern dass wir ein Herz nach dem Herzen Gottes haben und dass wir unser Herz zeigen. Danke für Ihr Mitwirken!“
Vielfältige und wertvolle Unterstützung
Neben Hauptzelebrant Ulrich Boom gestalteten Domkapitular Clemens Bieber, Dekan Dr. Andreas Krefft, Gabriel Gnanathiraviam, Caritasdirektor Erzdiözese Madurai in Indien, Pfarrer i.R. Reinhold Kargel den Gottesdienst als Konzelebranten mit. Die beiden Diakone Thomas Volkmuth und Thomas Prapolinat unterstützten außerdem. Die musikalische Gestaltung der bunten Messfeier übernahmen der Dekanatskantor Matthias Braun an der Orgel, der Chor Bad Neustadt sowie mit Angelina an der Violine und Eduard mit der Klarinette ein Duo aus der Ukraine.
Als kleine Erinnerung an den Tag in Bad Neustadt an der Saale verteilten Mitarbeiterinnen der Caritas-Einrichtungen aus dem Kreiscaritasverband Rhön-Grabfeld am Ende des Gottesdienstes an jeden einen Schlüsselanhänger in Form eines roten Herzens.
Dank und geselliges Beisammensein
An den Gottesdienst schloss sich die Verleihung der diesjährigen Vinzenzpreise an. Hierzu und zum anschließenden gemeinsamen Mittagessen, das neun indische Mitglieder der Kirchengemeinde vorbereitet hatten, lud Dekan Krefft – verbunden mit einer Vielzahl von Dankesworten an alle Mitwirkenden und an alle, die in der Vorbereitung und Durchführung des Vinzenztages beteiligt waren – danach alle Gottesdienstbesucher auf den Kirchenvorplatz beziehungsweise ins Gemeindehaus zum geselligen Ausklang des Vinzenztages 2023 ein: „Schön, dass Sie heute hier sind, mit uns feiern und mit uns den Tag noch ausklingen lassen.“
Theresa Siedler