Würzburg (POW) Kreativität in der Seelsorge, bleibende Herausforderungen und anstehende Aufgaben für die Zukunft – darüber haben sich am Mittwoch, 21. Mai, zehn Klinikseelsorgerinnen und -seelsorger im Würzburger Kilianeum ausgetauscht. Der „Corona-Reflexionstag“ sollte dazu beitragen, die Pandemie noch einmal aus der Sichtweise der Klinikseelsorge zu beleuchten und hilfreiche Erkenntnisse für eventuelle ähnliche Situationen zu gewinnen.
Pastoralreferentin Christine Seufert aus dem Pastoralen Raum Bad Kissingen führte durch den Tag. Zunächst blickte sie mit einer Zeitleiste auf die Coronajahre. Im nächsten Schritt lag der Fokus auf den bereits vorhandenen Ressourcen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie den Fähigkeiten und Perspektiven, die sie während der Pandemie entwickeln konnten. Es wurde deutlich, dass Klinikseelsorge in so gut wie allen Krankenhäusern an Relevanz gewonnen habe. Aufgrund der Besuchsverbote waren die Klinikseelsorgerinnen und -seelsorger oft die einzigen, die Zeit und ein offenes Ohr für die Patientinnen und Patienten hatten. Sie übernahmen eine wichtige Vermittlerrolle zwischen Patientinnen, Patienten und Angehörigen. Insbesondere in Sterbesituationen seien sie präsent gewesen, aber auch Langzeitbegleitungen von schwerstkranken COVID-Patientinnen und -Patienten gehörten zum Alltag.
Dem Rückblick auf die Zeit der Pandemie folgte schließlich der Blick nach vorne: Nur in Häusern, in denen Seelsorge durch beständige Präsenz bekannt gewesen sei, habe sie auch in der Pandemie nahtlos weiterarbeiten können. Deshalb stehe an oberster Stelle die kontinuierliche Anwesenheit von Klinikseelsorge mit Zeit für Patienten, Angehörige und Mitarbeitende. Gleichzeitig sei auch der Kontakt zu den verschiedenen Ebenen innerhalb der Klinik notwendig, um die Relevanz von Seelsorge weiter im Bewusstsein zu halten. Zugleich dürfe die Selbstfürsorge nicht vergessen werden.
Als eine große Herausforderung sahen die Seelsorgerinnen und Seelsorger den Strukturwandel des Bistums. So gebe es an den kleinen Kliniken oft keine Teams, sondern „Einzelkämpfer“. Diese gelte es nicht aus dem Blick zu verlieren, sondern untereinander vernetzt zu bleiben. Ebenso wichtig seien die ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die während der Pandemie von ihrem Dienst ausgeschlossen waren. Ihre Struktur solle „krisensicher“ gestaltet werden. Unterstützt werden sie durch die Fachstelle „Ehrenamt in Krankenhaus und Seniorenheim“. Darüber hinaus solle ein Katalog entwickelt werden, in dem Argumente für Besuche Angehöriger während eines Lockdowns aufgelistet sind. Die Idee entstand aus der Erfahrung der großen Einsamkeit vieler Patientinnen Patienten sowie der Not ihrer Angehörigen. Eine Rückmeldung über die Arbeit der Klinikseelsorge während der Pandemie an die Bistumsleitung sowie die Bischofskonferenz sei ebenso geplant wie an Vertreter der Politik.
Auch wenn der erste Ausbruch von Corona schon fünf Jahre zurückliege, seien die Herausforderungen immer noch da, lautete ein Fazit der Veranstaltung. Deutlich sei zudem geworden, wie wertvoll und wichtig es gewesen sei, dass Klinikseelsorge in der Pandemie bei den Menschen präsent war, die sich in existenziellen Krisen befinden, und dass Kirche in diesem Bereich enorm an Glaubwürdigkeit gewonnen habe.
(2325/0582; E-Mail voraus)
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