Die Caritas ist mit ihren mehr als 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in über 1.000 Einrichtungen ein großer Akteur im sozialen Engagement für die Menschen in Unterfranken. Davon konnte sich Sozialministerin Emilia Müller bei ihrem Besuch in Würzburg überzeugen.
Nach der Besichtigung der „Schmökerkiste" des Fördervereins Wärmestube informierte sie sich im Caritashaus auf Einladung von Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands, im Gespräch mit Vorstand, Abteilungs- und Fachbereichsleitungen über die vielfältigen sozialen Dienste.
Gekommen waren auch Bischof Friedhelm Hofmann, Generalvikar Thomas Keßler, der Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder und Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Stamm ist zugleich Ehrenvorsitzende der unterfränkischen Caritas und damit seit vielen Jahren eine wichtige Vermittlerin zwischen den Anliegen der Caritas und der Politik auf Landesebene.
„Ich bin tief beeindruckt“
Von der Schwangerschaftsberatung im Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) bis hin zur Begleitung Sterbender und ihrer Angehörigen durch den ehrenamtlichen Hospizdienst der Malteser; von Krippe und Kita, über (Förder-)Schulen und Ausbildungsstätten bis hin zu den Angeboten der ambulanten und stationären Altenhilfe; die Caritas und die ihr angeschlossenen Verbände und Einrichtungen begleiten Menschen bei Bedarf in allen Lebensphasen. Domkapitular Clemens Bieber gab einen umfassenden Überblick zur Arbeit der Caritas. Der Diözesanverband selbst sei nur im geringen Umfang Träger von Einrichtungen, sondern verstehe seinen Dienst als Unterstützung der subsidiären Strukturen, erläuterte Bieber. Wichtig sei die Verortung der Angebote im Lebensraum der Menschen. Hier komme der sinnvollen Verzahnung karitativer und pastoraler Bemühungen eine entscheidende Rolle zu. „Die Caritas ist eben kein Sozialkonzern, sondern die Summe von vielen Bemühungen für die Menschen vor Ort“, unterstrich Bieber. Während andere auf Zentralismus setzten, sei man in Unterfranken überzeugt, dass die subsidiären Strukturen auf Zukunft hin tragfähig sind.
„Ich bin immer wieder tief beeindruckt von der Fülle dessen, was in der Diözese, vor allem bei der Caritas, für Menschen geleistet wird“, sagte Müller und würdigte den Einsatz des Verbandes und seiner Mitarbeiter als unverzichtbar für ein soziales Bayern.
Fachlicher Austausch
Aus vielen Fachbereichen der Caritas nahm die Ministerin Fragen und Anregungen entgegen. Was kann getan werden, damit Menschen mit Behinderung breitere Akzeptanz in unserer Gesellschaft finden? „Ich bin erschrocken, wenn ich höre, dass Kinder mit Down-Syndrom, heute meist abgetrieben werden“, äußerte sich Bischof Friedhelm Hofmann. Wie geht es weiter mit den Kindertageseinrichtungen in der Region, wenn hier durch europaweite Ausschreibungen nur noch das Geld eine Rolle zu spielen scheint? „Das Soziale lässt sich nicht als kommerzieller Markt abbilden“, kritisierte Domkapitular Bieber eine Entwicklung, die viele Arbeitsfelder der Caritas betrifft. „Uns geht es nicht um Marktanteile, sondern um die Menschen“, unterstrich der Vorsitzende der Caritas und betonte, dass man als Kirche und Caritas an vielen Orten sogar Geld einbringe. Eindringlich warnte Thomas Kipple als langjähriger Fachmann für den Bereich Asyl und Migration vor etwaige Kürzungen finanzieller Mittel. Selbst wenn die Zahl der Flüchtlinge rückläufig sein sollte, würde Geld gebraucht, damit Integration gelingen könne, so Kipple. Mitarbeitergewinnung, Förderung der Freiwilligendienste, Umgang mit Abschiebungen und viele weitere Themen wurden diskutiert. Die Staatsministerin zeigte sich als aufmerksame Zuhörerin und verwies ihrerseits auf die Vielschichtigkeit der Herausforderungen. Es brauche das gute Miteinander verschiedener Ministerien und von Bund und Ländern. „Die Caritas hat sich stets als zuverlässiger Kooperationspartner erwiesen“, sagte die Staatsministerin und unterstrich: „Wir ziehen auch weiterhin an einem Strang, wenn es um die Menschen geht.“ Die Anregung von Dr. Harald Ebert, Leiter der Caritas Don Bosco Berufsschule, kirchliche Strukturen zu nutzen, um hier ausgebildeten jungen Menschen mit Fluchterfahrung eine Perspektive in den Herkunftsländern zu eröffnen, griffen Müller und Stamm auf und baten darum, das Konzept detailliert auszuarbeiten.
Caritas konkret – Projekt Schmökerkiste
Wie die Arbeit der Caritas konkret aussieht, erfuhr die Ministerin gleich zu Beginn ihres Besuchs beispielhaft an der „Schmökerkiste“. Das Projekt unter dem Dach der Caritas bietet seit mehreren Jahren Menschen, die von Wohnsitz- und Obdachlosigkeit betroffen sind, ein praktisches Betätigungsfeld und die Chance einer sinnvollen Tagesstruktur. Die „Schmökerkiste“ ist ein restaurierter Bauwagen, der als rollendes Buchantiquariat dient und an verschiedenen Standorten in Würzburg anzutreffen ist. Koordiniert wird das Projekt durch den Förderverein Wärmestube. Dessen Vorsitzender, Paul Lehrieder (MdB), dankte für das Interesse der Staatsministerin und stellte die Arbeit des Vereins vor. „Hier erfahren Menschen, dass sie nicht am Rande stehen, sondern zur Gesellschaft dazugehören“, äußerte sich Müller anerkennend und dankte dem engagierten Vorstand, zu dem neben Paul Lehrieder auch drei Mitarbeiter der Caritas gehören: Bernhard Christof, Ursula Karl und Barbara Klatt.
Einsatz für benachteiligte Frauen – SkF Würzburg
Nach dem Besuch der Caritas als Dach- und Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege folgte Sozialministerin Müller der Einladung des Fachverbandes SkF. Dr. Anke Klaus, Vorsitzende im Sozialdienst katholischer Frauen auf Bundes- und Regionalebene und Wolfgang Meixner, Geschäftsführer im SkF Würzburg, begrüßten Müller. Ein Rundgang durch das Therapeutische Heim Sankt Joseph, der Austausch mit Fachleuten des SkF zu den Arbeitsfeldern Frauenhäuser, Junge Eltern und Beruf (JEB), überregionales Beratungs- und Behandlungszentrum (ÜBBZ) und zu den Projekten „Frühe Hilfen“ und „Meine Chance“, zeigten der Sozialministerin einerseits die Fülle des Engagements im SkF Würzburg, machten aber ebenso deutlich, dass es der staatlichen Unterstützung bedarf, wenn die Arbeit, insbesondere für benachteiligte Mädchen und Frauen, erfolgreich weitergeführt werden soll.
Abschließend sicherte Emilia Müller zu, die zahlreichen Anliegen in die politische Diskussion im Landtag einzubringen.
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Einen Filmbeitrag der bistumseigenen Fernsehredaktion zum Besuch der Sozialministerin an der Schmökerkiste, finden Sie hier.