Wie Ehrenamtsarbeit in Gemeinden gelingen kann, diskutierten am vergangenen Samstag im Burkardushaus haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter aus Pfarrgemeinden und Caritas in der Diözese Würzburg. Zu der Fachtagung „Gemeinsam sind wir stark – Diakonie im Lebensraum der Menschen“ hatten der Fachdienst Gemeindecaritas, der Fachbereich Ständige Diakone in der Diözese Würzburg und das Institut für Theologisch-Pastorale Fortbildung eingeladen. Hauptreferent war Dr. Udo Schmälzle, Professor em. für Pastoraltheologie und Religionspädagogik der Universität Münster.
Schmälzle stellte eine bundesweite Studie von 22 Ehrenamtsprojekten vor, die er im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz und des Deutschen Caritasverbandes erstellt und im vergangenen Jahr abgeschlossen hatte. „Der Lebensraum der Menschen ist mehr als ein funktionaler Sozialraum“, betonte er. Vielmehr sei er ein überschaubarer Ort, der Menschen und ihr Leben bestimme und der mit persönlichem Engagement gestaltet werden könne. Die Studie war der Frage nachgegangen, inwieweit gemeindeübergreifende Ansätze im Ehrenamt verwirklicht und Strukturen der Pfarrgemeinden und Caritas miteinander vernetzt werden können. Auch kleine Erfolge bräuchten viel Zeit, so Schmälzle. Die Bewohner einer Gemeinde dürften nicht durch hektischen Aktionismus überfordert werden und müssten sich erst selbst vom Nutzen neuer Angebote überzeugen.
Die Not im eigenen Dorf zu erkennen und zu helfen, stelle für viele Ehrenamtliche Hemmschwellen und Berührungsängste dar, erklärte Diakon Christoph Glaser. „Deshalb bieten wir einige Dienste bewusst in Nachbargemeinden an, wo man die Ehrenamtlichen nicht kennt.“ Während eine Begleitausstellung die 22 Projekte der bundesweiten Studie vorstellte, präsentierten sich auf dem Fachtag neben dem Kitzinger Projekt "Zeit füreinander" der Tafelladen Josefszelt in Grombühl, das Mehrgenerationenhaus Binsfeld, das Nachbarschaftshilfeprojekt „STATT-verwandt“ aus Mellrichstadt und das „Café fArbe“ aus Miltenberg. Diese Begegnungsstätte für Arbeitslose ist eine Kooperation von Caritas und dem Projekt Leila50+. Kulturelle Veranstaltungen, gemütliches Beisammensein und gute Gespräche finden dort ebenso einen Rahmen wie Hilfen zu Fragen bei Hartz-IV, ein PC-Benutzerpool zur Arbeitssuche sowie Ein-Euro-Jobs im Haus für Renovierungs- und Umbaumaßnahmen. „Hier haben die Menschen das Gefühl, jemand hat Interesse an ihrer Lebensgeschichte und schätzt ihre Fähigkeiten und Begabungen. Das schafft ein neues Selbstwertgefühl“, erklärte Wolfgang Hertel vom Miltenberger Caritasverband. Das Projekt hat eine solche Bekanntheit erlangt, dass es sogar im Miltenberger Stadtführer erscheint.
Abschließend erörterten die Teilnehmer Möglichkeiten zur Einführung gemeindeübergreifender Projekte. Pastoralreferentin Christine Schrappe vom Institut für Theologisch-Pastorale Fortbildung wies auf die Wichtigkeit hin, durch Pressekontakte, Fundraising und Firmenkontakte ständige Öffentlichkeit zu erzeugen. Die Gemeinden, sagte sie, müssten „Umschlagplatz und Verweis-Station“ für ehrenamtliche Dienste sein.
Informationen zum kirchlichen Ehrenamt in Unterfranken unter www.ehrenamt-unterfranken.de.