In einer gut organisierten und großangelegten Aktion hat das Caritas-Seniorenheim St. Franziskus in Großostheim auf den Ausbruch des Coronavirus in der Einrichtung reagiert und die infizierten Bewohner in einen eigenen Bereich umquartiert.
Vor allem die Freiwillige Feuerwehr Großostheim, aber auch Rotkreuz-Kräfte halfen, ausgestattet mit Schutzanzügen, den ganzen Donnerstag über, 16. April, die 35 Corona-Infizierten von den übrigen 86 Bewohnerinnen und Bewohner zu trennen und deren Zimmer umzuziehen.
Das Haus an der Schaafheimer Straße ist nach derzeitigen Erkenntnissen besonders betroffen von der Infektionswelle: Drei der bisher elf in den Heimen in Stadt und Landkreis Aschaffenburg gestorbenen Menschen, die vor ihrem Tod positiv auf das Virus getestet worden waren, waren im Großostheimer Haus untergebracht gewesen. Nach der Testung aller Bewohner und Mitarbeiter am Ostermontag steht fest: Corona ist zu diesem Zeitpunkt bei 35 Bewohnern und 13 Pflegekräften sowie fünf weiteren Mitarbeitern nachgewiesen worden. Das infizierte Personal befindet sich inzwischen in häuslicher Quarantäne.
Eine eigene Etage für die Infizierten
Georg Sperrle, Geschäftsführer der Würzburger Caritas-Einrichtungen gGmbH (CEG) und verantwortlich für 14 Alten- und Pflegeheime in Unterfranken, hatte bereits nach Bekanntwerden der ersten Infektionen in Großostheim vor gut einer Woche die Öffentlichkeit gesucht. Auch über die Maßnahmen am Donnerstag informiert er: Die infizierten Senioren, die allesamt der Risikogruppe angehörten, älter als 85 Jahre seien und Vorerkrankungen hätten, lebten nun alle im zweiten Stock des Hauses. Die Etage sei nun teils durch Absperrungen strikt getrennt vom Erdgeschoss und dem ersten Stock. Auch die Pflegekräfte würden ab sofort in ihrer Arbeitszeit klar zugeordnet: Zwei Teams von je sechs Personen seien gebildet worden. Die beiden Gruppen kümmerten sich nun ausschließlich um die 35 infizierten Bewohner. Auch mit den übrigen Mitarbeitern sollten sie nicht mehr zusammenkommen. Außerdem sei ein eigener Eingang geschaffen worden.
Sinnvolle Maßnahme
Selbst zwischen den beiden Teams im Isolationsbereich solle jede Nähe und Infektionsgefahr vermieden werden. Die Schichtübergaben erfolgten, so Sperrle, per Telefon und online. Zudem greife man zu einer drastischen Maßnahme, wie der Geschäftsführer berichtet: Jedes der beiden Sechser-Teams bleibe künftig 24 Stunden lang (mit internen Wechseln und Arbeitspausen) auf der Etage, bevor das jeweils andere Team den Dienst antrete. Auch das solle das Risiko einer Ansteckung von Bewohnern wie Pflegekräfte weiter reduzieren.
Die Hygienemaßnahmen seien aufwendig, so Sperrle. Dass die Bewohner sich im zweiten Stock nur noch kaum zu erkennenden Mitarbeitern mit Kittel, Mundschutz, Brillen und Handschuhen gegenübersehen, verstünden aber die meisten. „Wir erklären immer wieder alle Maßnahmen.“ Auch die Angehörigen, die von Anfang an über alle Maßnahmen informiert worden seien, hätten Verständnis. „Alles ordnet sich der Sicherheit der Bewohner unter.“
Personal händeringend gesucht
Ein Problem sei der ohnehin in der Branche bestehende Mangel an Fach- und Arbeitskräften, der sich mit dem Wegfall der 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Quarantäne verschärfe, sagt Sperrle: „Im Moment kriegen wir alles gut mit eigenem Personal hin, auch dank des großen Engagements der Kollegen.“ Aber natürlich suche man Pflegefachkräfte. „Händeringend.“
Die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen sei „ein Kraftakt und eine Gratwanderung“. „Wir tun alles Menschenmögliche, aber absolute Sicherheit kann niemand garantieren.“ Zumal bis heute einige der infizierten Bewohner und Mitarbeiter keine Symptome aufwiesen. Wichtig sei nun, dass die Einrichtungen ausreichend Schutzausrüstung erhielten, in den Häusern regelmäßig getestet werde und dass die Branche Solidarität spüre.
Letzte stellte auch die Freiwillige Feuerwehr Großostheim unter Beweis: 34 Kräfte unter Kommandant Thomas Domanig bauten ein Einsatzzentrum im Garten des Seniorenheims auf, sorgten für Schutzkleidung, halfen beim Räumen und Desinfizieren der Zimmer und beim Umzug der Bewohner. Bilanz von Kreisbrandrat Frank Wissel: „Ein sehr gelungener Einsatz aller Beteiligten: Feuerwehr, Pflegekräfte, Reinigungskräfte der Vinzenz-Werke.“
Dem Dank an alle Beteiligten schlossen sich neben Einrichtungsleiter Clemens Weber und CEG-Geschäftsführer Georg Sperrle auch Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg, und Caritasdirektorin Pia Theresia Franke an.
Sebastian Schoknecht (Quelle: Main-Echo)