Berufsbezogene Sprache müsse am tatsächlichen Bedarf im Berufsalltag ausgerichtet werden, betonte Professor Dr. Jörg Roche von der Ludwig-Maximilians-Universität München in seinem Vortrag „Wer braucht welche Sprache in Ausbildung und Beruf?“. Als zentrales methodisches Prinzip nannte er die Handlungsorientierung in Ausbildung und Unterricht. Erste Erkenntnisse aus dem Schullabor Berufliche Schulen Mainfranken stellte Hans-Walter Kranert von der Universität Würzburg unter der Überschrift „Textanpassung in der beruflichen Bildung“ vor. Zu diesem Netzwerk gehören in Würzburg die Franz-Oberthür-Schule, die Josef-Greising-Schule, die Klara-Oppenheimer-Schule und die Don-Bosco-Berufsschule sowie die Staatliche Berufsschule Main-Spessart und die Beruflichen Schulen Kitzingen-Ochsenfurt. Kranert zeigte anhand von Forschungsergebnissen, dass angepasste Texte zu besseren Schulleistungen beitragen können. Auszubildende mit Mittelschulabschlüssen profitierten in der Studie am meisten, aber auch Schüler mit höheren Bildungsabschlüssen kämen zu beachtlich besseren Ergebnissen.
Ausgrenzung durch Fachsprache
Texte seien angepasst, wenn sie fachliche Inhalte sichern und zugleich verständlich strukturiert würden, erklärte Projektleiter Dr. Harald Ebert, Leiter der Don-Bosco-Berufsschule. Das Projekt Netzwerk verständliche Sprache sei deshalb nicht nur ein Beitrag zur Inklusion in der Schule. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger – keineswegs nur Menschen mit Hörschädigungen, wenig täglichem Umgang mit Texten oder mit einer anderen Muttersprache – beklagten Ausgrenzungen durch eine überzogene Verwendung von Fachsprachen. Techniker, Wissenschaftler, Mediziner, Juristen, Politiker und Finanztechniker würden oft nur von Insidern richtig verstanden. Das sei aber zu wenig für die so wichtige Beteiligung an Demokratie.
Workshops
In Workshops arbeiteten die Teilnehmer an Fragen der Textgestaltung. Dabei befassten sie sich unter anderem mit folgenden Themen: Welchen Prinzipien folgt verständliche Sprache, um die Fachlichkeit zu sichern und Sprache besser zu strukturieren? Welche optische Gestaltung fördert das Verständnis? Wie sieht gute Leseförderung von Jugendlichen aus Sicht von Forschung und Praxis aus?