Würzburg (POW) Vor 75 Jahren, am 2. März 1945, ist der selige Pater Engelmar Unzeitig im Konzentrationslager Dachau gestorben. Aus diesem Anlass laden die Missionare von Mariannhill zu einem Gedenkgottesdienst am Sonntag, 1. März, um 10 Uhr in die Würzburger Klosterkirche Mariannhill ein. Zelebranten sind Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann und Generalsuperior Pater Thulani Mbuyisa.
Unzeitig sei alles andere als ein Rebell gewesen, schreibt die Gemeinschaft in einer Pressemitteilung: „Er zählte zu den Stillen im Lande. Von Haus aus war er eher schüchtern.“ Als Unzeitig am 3. Juni 1941 im Konzentrationslager Dachau eintraf, waren dort bereits hunderte von Geistlichen inhaftiert – Deutsche, Franzosen, Niederländer, Ungarn und vor allem Polen. Die folgenden vier Jahre seien für Unzeitig die Hölle gewesen, doch seien es auch sehr wertvolle Jahre gewesen. „Hier reifte er zum begnadeten Seelsorger. Hier wuchs er über sich hinaus.“ In seinen Briefen aus dem KZ spüre man etwas von seinem tiefen Gottvertrauen, seinem nimmermüden Einsatz für die Mithäftlinge und seiner schlichten Frömmigkeit, die so stark gewesen sei, dass selbst Verleumdung, Spott, Hunger und Grausamkeiten ihn nicht davon abbringen konnten, sich bei Gott geborgen zu wissen. In einem seiner Briefe schrieb er: „Liebe verdoppelt die Kräfte. Sie macht erfinderisch, macht innerlich frei und froh!“
Seine Liebe zu Gott und zum Nächsten sei der tragende Grund seiner Bereitschaft gewesen, sogar im KZ sich derer anzunehmen, die sich schwerer taten als er, Gottes fürsorgliche Hand in allem zu sehen und trotz der Härte des Lagerlebens auch weiterhin an Gottes Güte zu glauben. Er habe von seinen eigenen, ohnehin knapp bemessenen Essensrationen abgespart und heimlich an junge russische Gefangene weitergereicht. Zudem habe er sie als Seelsorger betreut und für sie einen kleinen Katechismus ins Russische übersetzt. Auf diese Weise habe auch ein hoher russischer Offizier wieder zum Glauben gefunden. Als in den Baracken der Russen Typhus ausbrach, habe sich Unzeitig freiwillig als Pfleger gemeldet, „wohl wissend, dass dies auch für ihn wahrscheinlich der Tod sein würde“. Am 2. März 1945 erlag er der Krankheit.
Zur Einstimmung auf den Gedenkgottesdienst feiert Generalvikar Pater Michael Maß am Samstag, 29. Februar, um 19 Uhr eine Vigil in der Klosterkirche Mariannhill. Nach der Vigil gibt es Gelegenheit speziell für Jugendliche und junge Erwachsene zu einer persönlichen Begegnung im Speisesaal des Klosters Mariannhill. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildet eine Vesper am Sonntag, 1. März, um 18 Uhr mit Generalsuperior Pater Thulani Mbuyisa.
Kurze Vita des Seligen Pater Engelmar Unzeitig
Pater Engelmar Unzeitig wurde als Hubert Unzeitig am 1. März 1911 in Greifendorf in Ostmähren geboren. Am 18. April 1928 begann er seine Ausbildung an der Mariannhiller Schule in Reimlingen und legte im April 1934 sein Abitur ab. Noch im gleichen Monat begann er im Missionshaus Sankt Paul in den Niederlanden sein Noviziat und erhielt den Namen Frater Engelmar. In Würzburg studierte er Philosophie und Theologie und empfing am 6. August 1939 von Bischof Matthias Ehrenfried die Priesterweihe. Danach wirkte Unzeitig als Pfarrer in Glöckelberg im Böhmerwald. Weil er im Religionsunterricht und in seinen Predigten gegen die Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten protestierte, wurde er 1941 durch die Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Freiwillig meldete er sich dort 1944 zur Pflege von Flecktyphus-Kranken. Hunderten von Todkranken spendete er die Sakramente. Mitgefangene rettete er vor dem Hungertod, indem er ihnen von seiner Essensration gab. Mithäftlinge bezeichneten ihn als „Engel von Dachau“. Unzeitig starb am 2. März 1945 an Flecktyphus. Seine Asche wurde aus dem Konzentrationslager geschmuggelt und auf dem Würzburger Hauptfriedhof beigesetzt. Seit 1968 war die Urne in einer Seitenkapelle der Mariannhiller Herz-Jesu-Kirche in Würzburg bestattet. Am 24. September 2016 wurde Unzeitig bei einem festlichen Gottesdienst im Würzburger Kiliansdom seliggesprochen.
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