Die Predigt im Wortlaut:
Eines der wichtigsten Wörter derzeit für die Menschen in unserer Gesellschaft ist das Wort „Kurs“. Kaum eine Nachrichtensendung, bei der uns nicht eine Information darüber gegeben wird, ob der Kurs von Aktien weiter im Steigen ist. Wie sich der Kurs einzelner Aktien entwickelt, ist zu einer offensichtlich lebenswichtigen Frage geworden.
Seit es kaum noch Zinsen auf sonstige Geldanlagen gibt, entpuppen sich teilweise unscheinbare Menschen als regelrechte Zocker: Kaufen – Kursteigerung mitnehmen – schnell wieder verkaufen und aufs nächste ertragreiche Geschäft warten. Die Börsenzeitung wird für nicht wenige immer mehr zur wichtigen Lektüre.
Wenn aber der Kurswert einzelner Aktien schlagartig abrutscht, dann geraten Anleger in Panik. Ein fallender Kurs, das bedeutet Verlust, und den will niemand.
Wie viele haben schon falsch spekuliert und dabei sogar viel Vermögen oder gar ihr ganzes Hab und Gut verloren, weil sie falsch investiert haben, weil der Aktienkurs sich anders entwickelte, als sie dachten.
Wenn der Kurs nicht stimmt, wenn der Kurs nach unten geht, dann kann’s gefährlich werden.
Von dem, was ursprünglich hinter dem Wort „Kurs“ steckt, hängt in der Tat weniger unsere wirtschaftliche und soziale Sicherheit, vielmehr unser Leben und unser Zusammenleben ab.
Es ist interessant: Das Wort „Kurs“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet auf deutsch: Weg.
Von daher stellt sich die Frage, was das für ein Weg ist, der unserem Leben verlässliche Sicherheit und Zukunft bietet. Ist es wirklich allein der Kurs-Wert von Aktien, der finanzielle, materielle Gewinn durch vielleicht sogar riskante Börsenspekulationen, die Ertragskraft mancher Wirtschaftsbereiche, der Anstieg wirtschaftlicher Daten?
Hängt das Glück unseres Lebens, hängen Hoffnung und Zuversicht, die uns tragen, hängt der Mut, den wir täglich brauchen, hängt das alles und allein von dem Kursertrag ab, den uns die Aktienbörsen notieren und der – vielleicht – irgendwann in barer Münze an uns ausgeschüttet wird?
Es kommt auf den Kurs an, aber eben nicht nur auf den Börsenkurs. Denn Aktienkurse können schnell fallen und am Ende kann ich nicht nur finanziell mit leeren Händen dastehen. Wenn ich nur noch Geld und Kursgewinn, materiellen Wohlstand im Blick habe, dann stehe ich vielleicht schon mitten im Leben mit leerem Herzen da. Mein Herz ist dann so kalt und verschlossen wie der Tresor einer Bank. Dann bin ich längst vor dem Friedhof innerlich am Ende.
Cursus, Kurs heißt Weg. Deshalb wenden wir uns jetzt dem Osterbericht zu. Da haben wir heute von Menschen erfahren, die – äußerlich besehen – einen verlustreichen Kurs gingen. Für die beiden, denen wir im Evangelium begegnet sind, ist alles zum Davonlaufen. Sie fühlen sich regelrecht als Verlierer. Der, auf den sie alles im Leben gesetzt hatten, ist schändlich am Kreuz geendet; aus der Traum, mit IHM eine bessere Welt gestalten und erleben zu können!
Sie hatten auf Jesus gesetzt als Freund, besonders aus religiösen Motiven, denn er verkündete ein vertrauensvolles Bild von Gott, und eben auch aus politischen Erwägungen hatten sie auf IHN gesetzt in ihrem Kampf gegen die römischen Besatzer.
Mit der Kreuzigung war der Kurswert Jesu am toten Punkt.
Es scheint, als wollten sie sich mit diesem Verlust abfinden. Es hat alles keinen Wert. Sie suchen das Weite. Während die anderen wie bei einem Konkursverfahren zusammensitzen und versuchen, sich über das, was jetzt noch bleibt, im Klaren zu werden, scheinen sie alle Hoffnung aufgegeben zu haben. Deswegen können sie es noch nicht ahnen, dass es eine entscheidende Kursänderung gegeben hat.
Sie sind so mit ihrem Verlust beschäftigt, dass sie den für sie Fremden, der diesen Konkurs – das Wort bedeutet in unsere Sprache übersetzt: der Weg, der zusammenläuft – mitgeht und sich für ihren Verlust interessiert, nicht erkennen.
Als es für sie Abend, dunkel geworden war, bleibt ER bei ihnen. ER bricht ihnen in der bescheidenen Geste das Brot. Da fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen und sie erkennen DEN, der ihnen Kraft und Mut schenkt – selbst für schwere Wege im Leben. Im Abendmahl hatte ER alles zusammengefasst und im Brot mitgeteilt.
Durch diese Erkenntnis fällt plötzlich ein ganz anderes Licht auf den Weg mit IHM, den sie zuvor gegangen waren. „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“ Unterwegs hat ER mit ihnen über all das, was in der Heiligen Schrift geschrieben steht, gesprochen. ER machte deutlich, dass allein das Wort Gottes ein verlässliches Kursbuch für unseren Lebensweg ist.
Jetzt begreifen sie: SEINE Botschaft ist wirklich DIE Wegweisung zum Leben. Mit der Frohen Botschaft Jesu im Herzen erfährt unser Leben eine entscheidende Kurssteigerung. Aber Jesus geht es nicht um Aktienkurse, um wirtschaftliche Daten, IHM geht es um unseren Lebensweg in guten und in schwierigen Zeiten.
Es kommt in der Tat auf den Kurs an, der unseren Lebensweg bestimmt! Wer nur die materielle Seite des Lebens im Blick hat, dem ergeht es früher oder später wie einem Börsenspekulant, der erst merkt, dass er am Ende ist, wenn er alles verloren hat.
Wer sich aber auf den Weg mit Jesus einlässt, der mag manchmal auch die Erfahrung von Verlust machen, aber letztlich geht sein Weg weiter, führt zum Leben. Der Lebenskurs Jesu, führt zur Fülle des Lebens – sogar über den Tod hinaus.
„Wir sichern Ihre Zukunft!“, lautete der Werbeslogan einer der größten deutschen Banken. Schneller als wir Menschen denken und planen können, kann der rein materiell angelegte Weg zu einem Desaster, zum Verlust werden. Das hat gerade diese Bank in den zurückliegenden Jahren erleben müssen.
Sichere Zukunft für unser Leben schenkt ein anderer, der keine Aktienkurse im Kopf, der aber das Leben der Menschen im Herzen hat. Jesus geht sogar unsere menschlichen Konkurse mit, wenn wir menschliche Verluste, Enttäuschungen, Schuld, Leid verkraften müssen. Er ist bei uns, wenn wir nicht mehr weiterwissen.
Wenn wir uns auf IHN einlassen, unseren Lebenskurs an IHM ausrichten, dann werden wir – wie die beiden Jünger – erleben, dass wir über alle scheinbaren Verluste hinaus, mit IHM den größten Gewinn für unser Leben machen.
Aktienkurse sind zwar interessant für die wirtschaftliche Grundlage unseres Daseins, materieller Ertrag ist auch wichtig für unser Auskommen, die Hauptsache für unser Leben aber sind sie nicht und dürfen es nicht sein, denn dann bestimmen sie unser Denken und unser Handeln.
Der Weg Jesu schenkt uns Erfüllung und Zufriedenheit und über unsere zeitlichen Grenzen hinaus Auferstehung und ewiges Leben. Gibt es einen stärkeren und wichtigeren Kursgewinn für unser Leben? In der Tat kommt es auf den Kurs, auf den Weg und die Richtung für unser Leben an.
Text zur Besinnung
Christus sagt:
Ich bin der Weg.
Wer sich auf den Weg macht,
kommt in Bewegung.
Wer in Bewegung ist,
kann andere bewegen