„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an, mit 66 Jahren, da hat man Spass daran. Mit 66 Jahren, da kommt man erst in Schuss, mit 66 Jahren, ist noch lang noch nicht Schluss“. Senioren wie die aus dem Kitzinger Caritashaus St. Elisabeth muss Udo Jürgens vor Augen gehabt haben, als er 1978 einen seiner größten Hits komponierte. Diese Senioren sind offensichtlich eine sehr unternehmungslustige Truppe. Denn wie sonst ist es zu erklären, dass sie sich im Alter von 80 und mehr Jahren - für viele zu ersten Mal - in das Kitzinger Mc Donald´s Restaurant wagten und dort unter Anleitung Fastfood erfahrener Jugendlicher das unbekannte Essen schmecken ließen.
Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Besuch stammt von Petra Dlugosch. Als Projektleiterin von St. Elisabeth, das im vergangenen Jahr zum Mehrgenerationenhaus ernannt wurde, ist sie ständig auf der Suche nach neuen generationsübergreifenden Projekten. Warum, dachte sich Dlugosch, nicht einmal Schüler und Schülerinnen der Kitzinger Friedrich-Bernbeck-Schule fragen, die schon seit einem halben Jahr die Bewohner von St. Elisabeth besuchen und betreuen. Ob sie ihre Patensenioren einmal dorthin mitnehmen würden, wo Jugendliche gerne hingehen? In die Disco? Nein, zum Mc Donald´s.
Warum sollten die Jugendlichen nicht wollen? Antonio Allonso, zuständiger Bezirksleiter der Schnellrestaurantkette, lud die Gruppe spontan zum Essen ein. Schließlich könnte der Anteil der Fastfoodfans in Seniorenkreisen etwas erweitert werden. Den Transport hatte der Großlangheimer Patientenfahrdienst Edgar Ritz kostenlos übernommen, um die Betreuung kümmerten sich die Jugendlichen. St. Elisabeth musste daher keine eigenen Pflegekräfte für den Ausflug abstellen.
Und so trafen sich gestern über dreißig Jugendliche und Senioren bei Hamburger, Pommes und Cola. Wer dem Braten nicht traute, nahm Kaffee und Kuchen. Doch die meisten bestellen typische Mc Donald´s Kost. Während sie auf Ihr Essen warteten, begrüßte Kitzingens Bürgermeisterin Kathleen Regan die bunte Gruppe. „Das Mehrgenerationenhaus funktioniert nicht mit Ideen auf dem Papier, sondern nur, wenn Menschen unterschiedlicher Generationen zusammen kommen“.
Schulleiter Bruno Buchen und Projektlehrer Steffen Prepenz riefen das gesamte Projekt in Erinnerung, bei dem die Jugendlichen aus erster Hand erfahren konnten, wie die Menschen vor sechzig oder siebzig Jahren gelebt haben. Ihre Einschätzung fand Bestätigung. „Ich finde es toll zu hören, wie sie damals gedacht haben“, so der 17-jährige Dominik. „Und dass sie auch oft Probleme dabei gehabt hatten, mit ihren Omas und Opas zu reden“.
Pommes mit der Hand essen, den Salat aus der Papptüte, weiche Hamburger und Cheesburger mit Ketchup - für viele der 70- und 80-Jährigen eine neue Erfahrung. Nur wenige kannten diese Art zu Essen von früheren Restaurantbesuchen oder Aufenthalten in den USA. Doch sie ließen sich auf das Experiment ein und waren begeistert. Was übrig blieb, wurde für das Abendessen verpackt. Womit der Hamburger belegt ist, wie man Ketchuptüten aufmacht oder wo der Strohhalm in die Cola gesteckt wird - die Jugendlichen erklärten alles geduldig. Von Berührungsängsten keine Spur. Der 17-jährige Taha Ipaz, ein gebürtiger Pakistani, macht von Anfang an beim Projekt mit. Zuerst habe er gedacht, die alten Leute seien langweilig, spießig und ohne Humor. „Jetzt weiß ich, das sie genau das Gegenteil sind. In St. Elisabeth zu wohnen, würde mir auch Spaß machen“.