315 000 Kontakte verzeichneten die größtenteils ökumenisch getragenen Einrichtungen im vergangenen Jahr, mehr als die Hälfte davon in der größten bayerischen Bahnhofsmission in München. Knapp 460 000 Mal leisteten die Mitarbeitenden Hilfe. Innenminister Joachim Herrmann richtete seinen besonderen Dank an die „vielen, vielen Ehrenamtlichen“, die mit ihrem freiwilligen und keineswegs leichten Dienst eine wichtige Rolle in der Arbeit der Bahnhofsmissionen spielen: „Es ist nicht einfach, die richtigen Worte zu finden, sich auf viele verschiedene Menschen einzulassen und so großartige Hilfe zu leisten“, sagte Minister Herrmann in seiner Festansprache. Ursprünglich hatte Verkehrsminister Christian Bernreiter zum Empfang am 18. Juli geladen; er musste aber kurzfristig absagen.
„Gut, dass es Euch gibt“ – Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, betonte in seinem Grußwort wie wichtig die Bahnhofsmissionen in der mobilen Gesellschaft und an einem Ort des Kommens und Gehens sind: „Inmitten dieses Treibens ist für viele Menschen die Bahnhofsmission ein Ort der Hoffnung. Ein Lichtblick am Ende des Gleises für Menschen, die Orientierung suchen.“
Kardinal Marx leitet das Engagement der Bahnhofsmission direkt von der Heiligen Schrift ab: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“. Dies werde „in der Bahnhofsmission realisiert“, so Marx, „es sind die vielen Haupt- und Ehrenamtlichen, durch die das Evangelium lebendig und für Hilfesuchende spürbar wird.“
Respekt und Dank für „einfach da sein“, gab es auch von Elisabeth Hann von Weyhern, Regionalbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Kirchenkreis Nürnberg: „Sie sind oft genug ein Segen.“ Nach ihrer Einschätzung wäre die Bahnhofsmission das achte Werk der Barmherzigkeit…wenn es zu Jesus` Zeiten schon Bahnhöfe gegeben hätte.
Dass die Hilfestationen am Bahnhof nicht nur konkrete Hilfe in Notsituationen leisten, sondern als eine Art Seismograph im sozialen Hilfesystem sehr früh neue Notlagen erkennen, betonten Adelheid Utters-Adam, Vorsitzende des Landesverbandes IN VIA Bayern e.V., und Sandra Schuhmann, Vorständin Gesundheit und Teilhabe von der Diakonie Bayern. Darüber hinaus kümmern sie sich nach wie vor um die klassische Unterstützung für Reisende am Bahnhof. Wichtig sei es, die Ehrenamtlichen als Säulen, auf denen ein Hauptteil der Arbeit ruht, zu stärken. Dazu brauche es gute Strukturen, fachliche Begleitung und Koordination durch hauptamtliche Kräfte. Für diese wiederum fehle gerade in kleineren Bahnhofsmissionen in Bayern oft eine verlässliche Finanzierung, so Utters-Adam.
Der Dank der Vorstandsfrauen galt daher umso mehr allen Förderinnen und Förderern sowie Unterstützerinnen und Unterstützern der Bahnhofsmissionsarbeit.
„Vieles wäre nicht zu meistern, ohne ihren tatkräftigen Einsatz“, zeigte sich Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter für den Freistaat Bayern Deutsche Bahn AG überzeugt, „ich freue mich auf eine weitere gute Kooperation.“ Dr. Oliver Götze, Direktor des DB Museums, freute sich im Namen der Deutsche Bahn Stiftung GmbH, dass so viele Projekte gemeinsam auf den Weg gebracht werden, die den Hilfesuchenden am Bahnhof zugutekommen.
Um genau die ging es schließlich im neuen, von der Stiftung Obdachlosenhilfe Bayern geförderten Videoclip „Zugehört und hingeschaut“, der an diesem Tag zum ersten Mal zu sehen war. Darin kommen Gäste der Bahnhofsmission zu Wort, die aus ihrem Leben erzählen.
Hedwig Gappa-Langer I IN VIA Bayern