Seit einem Dreivierteljahrhundert ist das Theresianum ein kirchliches Unikum in der Bamberger Schullandschaft. Nun hat das Kolleg sein 75-jähriges Bestehen gefeiert. Gut 100 Gäste kamen dazu am Montag zum Festgottesdienst und anschließendem Empfang an der Schule zusammen. Neben Mitgliedern der Schulfamilie waren auch hochrangige Vertreter aus Kirche und Politik gekommen, unter ihnen der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sowie Staatsministerin Melanie Huml. Trotz des pandemiebedingt kleineren Umfangs der Jubiläumsfeier war der Tag spürbar von Freude und Dankbarkeit geprägt.
Der Rückblick auf 75 Jahre des Bestehens des Theresianums sei vorrangig ein Anlass, Gott zu danken für viele gute Gaben und Talente, die in dieser Zeit zum Vorschein kamen, sagte Bambergs Erzbischof Ludwig Schick im Pontifikalamt in der Karmelitenkirche. In seiner Predigt ging er besonders auf die Bedeutung der Patronin, der heiligen Thérèse von Lisieux, für die Schule ein. Das Evangelium, das am Gedenktag der Heiligen gelesen wird, mache diese besonders deutlich, so Schick. Jesu Mahnung „wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen“ ziele nicht darauf ab, den Menschen klein zu machen. Vielmehr geht es laut dem Erzbischof in der Schule darum, menschlich zu wachsen: An Demut und Sinn für das Gemeinwohl, aber auch Mut, Intellekt, Empathie und Glauben. In diesem Ansinnen sei sich das Theresianum in den 75 Jahren seit seiner Gründung – trotz aller Veränderungen – immer treu geblieben und das solle es auch in Zukunft bleiben.
Dank an die Caritas für die Rettung des Theresianums
Schulleiter Pater Roland Hinzer OCarm ging bereits in seiner Begrüßung auf bedeutsame Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit ein, als er die Vertreter der unterfränkischen Caritas aus Würzburg besonders erwähnte. Den Vorsitzenden des Diözesan-Caritasverbands, Domkapitular Clemens Bieber, begrüßte er als den „Retter des Theresianums“. Durch die maßgebliche Vermittlung Biebers war die Trägerschaft der Einrichtung im Jahr 2018 auf die Caritas-Schulen gGmbH, eine Tochter des Würzburger Caritasverbands, übergegangen. Zuvor wurde die Schule seit ihrer Gründung durch die Karmeliten im Jahr 1946 vom Orden selbst unterhalten. Auch nach dem Trägerwechsel verleihen die Karmeliten, nicht nur in Person des Leiters Hinzer, der Schule ihre besondere Prägung.
Rudolf Hoffmann, Geschäftsführer der Caritas-Schulen, machte zum Jubiläum deutlich, dass auch von Seiten des neuen Trägers Wert auf Kontinuität im Profil gelegt werde. „Ich wünsche mir, dass der gute Geist der Karmeliten weiterhin durch die Schule weht“, schrieb er in seinem Grußwort für die umfangreiche Festschrift. Die besondere Bedeutung der teresianischen Spiritualität für die „wunderbare Schule“ würdigte auch Staatsministerin Melanie Huml. Die Bambergerin war im Jahr 2017 maßgeblich an der Rettung des Theresianums beteiligt. Huml war es, die mit der Idee einer Übernahme durch die Caritas-Schulen gGmbH auf die damalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm zuging. Die Ehrenvorsitzende des Würzburger Caritasverbands und damalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die zum Jubiläum ebenfalls angereist war, zuging.
Neben dem Karmelitenorden, der Caritas und der Kirche von Bamberg sind es jedoch vor allem die Schülerinnen und Schüler selbst, die das Theresianum zu einer Besonderheit unter den fränkischen Schulen machen. Als Spätberufenengymnasium und Kolleg bietet es jungen Frauen und Männern, die bereits einen Schulabschluss erworben oder Berufserfahrung gesammelt haben, die Chance auf das Abitur. Das Gymnasium richtet sich mit seinem Vorkurs an diejenigen, die bereits mindestens einen qualifizierenden Hauptschulabschluss erworben haben, während das Kolleg Bewerbern offensteht, die bereits beruflich tätig waren oder eine Ausbildung abgeschlossen haben. Tausende junge Frauen Männer sind in den zurückliegenden 75 Jahren am Theresianum so den Weg zur Hochschulreife gegangenen, gut 200 Schülerinnen und Schüler sind derzeit unterwegs.
Schüler setzen die Geschichte des Theresianums in Szene
Die Gelegenheit des Jubiläums nutzten die Hauptakteure der Schule am Montag, um ihre bereits erworbenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. So hatte sich das Projekt-Seminar der Abschlussklasse der Aufgabe gestellt, 75 Jahre Theresianum erlebbar zu machen. Durch eine Ausstellung in Form eines großen Zeitstrahls sowie einen Zusammenschnitt filmischer Erinnerungen ehemaliger und aktiver Theresianer konnten sich die zahlreichen Gäste das Spezifikum der Schule erschließen. Einem sichtlich in die historischen Bilder vertieften Erzbischof und einer gleichsam interessiert fragenden Staatsministerin Huml erklärte eine Schülerin des „P-Seminars“, wie die Arbeit in den Tiefen des Archivs vonstattengegangen war. Die dabei zutage geförderten zahlreichen Fakten, Anekdoten und fotografischen Impressionen lassen sich auch im Nachgang in der gut 200-seitigen Festschrift zum Jubiläum nachlesen.
Bei aller Freude über das große Interesse an ihrer Arbeit hatten die Schülerinnen und Schüler jedoch auch den Gästen eine Aufgabe zu stellen. Da die Projektarbeit des P-Seminars Teil der Abiturleistungen ist, wurden alle Anwesenden um Bewertungen der Ausstellung und Video-Dokumentation gebeten. Es ist keine gewagte Prognose, wenn man sagt, dass die Abschlussnote für den Jubiläumstag 75 Jahre Theresianum Bamberg auf ein glattes „sehr gut“ lauten dürfte.
Kilian Martin | Caritas