„Als Fach- und Hilfskräfte in der Heilerziehungspflege sagen Sie „Ja“ zu einem Leben mit Behinderung. Sie bekennen Sie sich dazu, Menschen zu unterstützen, die Ihre Assistenz benötigen“, sagte Christel Baatz-Kolbe, Schulleiterin und Geschäftsführerin der Robert-Kümmert-Akademie, bei der offiziellen Verabschiedung und Zeugnisübergabe in der Gethsemane Kirche. Dazu gehöre auch, sich nach außen für die Belange und Interessen von Menschen mit Behinderung einzusetzen.
„Die gesellschaftliche Frage ist längst nicht mehr, ob die Pränataldiagnostik zur Früherkennung von Behinderungen bei ungeborenen Kindern ethisch zu vertreten ist. Die Frage ist heute, ob die Krankenkassen die Kosten übernehmen. Mit einem uneingeschränkten „Ja“ zum Lebensrecht behinderter Menschen verbunden, ist ein „Nein“ zu diesen Überlegungen.“
In Anlehnung an Carolin Emckes Werk „Ja heißt ja und…“ kritisierte sie die Mechaniken der Exklusion, die Menschen mit Behinderung jenseits ihrer Individualität zu einer Kategorie gleichmacht. „Wer sich wehrt gegen Ungleichbehandlung oder Ausgrenzung, muss notgedrungen oft in diesen Kategorien argumentieren, die selbst erst durch die Ausgrenzung entstanden sind.“ Auch künftig werde die Robert-Kümmert-Akademie Flagge zeigen gegen Ungerechtigkeit und Ausgrenzung. „Ich bin überzeugt, dass Sie mit Ihrer Ausbildung diese Haltung in Ihre tägliche Arbeit tragen werden“, so Baatz-Kolbe.
Neben dem beruflichen und gesellschaftlichen Engagement lobte sie die schulischen Leistungen der Absolventinnen und Absolventen. Besonderen Erfolg verzeichneten Freia Goldbach, Marion Mündlein und Anna Ruß, die die dreijährige Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin mit Notendurchschnitten von 1,1 bzw. 1,2 bestanden.
Dass beruflicher Erfolg nicht zwingend mit dem Lebensalter zusammenhängt, zeigten die Jahrgangsbesten unter den Heilerziehungspflegehelferinnen. Susanne Klarmann, Hildegard Schmitt, Inge Dicarolo und Julia Konheissner erzielten Einserschnitte in der einjährigen Ausbildung und durften sich dank ihrer sehr guten Leistungen über einen Büchergutschein freuen.
Nach der Zeugnisübergabe ging es wie üblich beim Schulfest in der Berner Straße weiter, das die Unterkurse unter Leitung von Dozentin Olivia Biber organisiert hatte. Wie jedes Jahr nutzten erneut viele „Ehemalige“ der Dr. Maria-Probst-Schule die Gelegenheit für einen Besuch. Bei hochsommerlichen Temperaturen ließ man gemeinsam den feierlichen Abend ausklingen.
Über die Robert-Kümmert-Akademie
Die Robert-Kümmert-Akademie ist im Jahr 2000 als eigenständige Einrichtung aus dem St. Josefs-Stift Eisingen, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung im Landkreis Würzburg, hervorgegangen. Sie hat sich zu einem der größten Bildungsanbieter im Bereich der Fort-, Aus- und Weiterbildung im Bereich sozialer Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung in der Region Unterfranken (Nordbayern) entwickelt. Unter dem Dach der Robert-Kümmert-Akademie befinden sich die Dr. Maria-Probst-Schule, staatlich anerkannte Fachschule für Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe, das Institut für Fort- und Weiterbildung, der Bereich Erwachsenenbildung für Menschen mit Behinderung und die Herzenssache Würzburg, eine Kontakt- und Partnervermittlung für Menschen mit Behinderung.
Melissa Hager