„Herzlich willkommen in den Werkstätten der Lebenshilfe“, begrüßte Geschäftsführer Reinhard Lippert die zahlreichen Gäste aus Kirche und Caritas, Politik und Gesellschaft in Schmerlenbach. Bevor die Vinzenzpreise 2019 bekanntgegeben und überreicht wurden, stellte Lippert die große Caritas-Einrichtung mit ihren Standorten und Angeboten für Menschen mit Behinderung am Untermain vor. Seit 1971, dem Gründungsjahr des Vereins, wachse das professionelle Engagement für Frauen und Männer mit geistiger Behinderung in der Region. „Heute bieten wir mit Arbeitsstellen und Wohnprojekten etwa 700 Menschen Unterstützung an und beschäftigen dafür 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Lippert. „Caritas“ als Grundhaltung allen Menschen gegenüber sei von Anfang an eine der tragenden Säulen. „Uns geht es um die Ermöglichung von beruflicher und sozialer Teilhabe.“
„Die Caritas ist der Liebesdienst der Kirche“, leitete Domkapitular Clemens Bieber über zur Verleihung der Vinzenzpreise 2019. Dabei gehe es um die Caritas mit kleinem „c“, die nicht die Institution, sondern die christliche Grundhaltung meine. Schmerlenbach sei auch in dieser Hinsicht ein guter geistlicher Ort, um den Vinzenztag zu feiern. Bieber dankte ausdrücklich der großen Zahl engagierter Politikerinnen und Politiker, von denen stellvertretend Frauen und Männer aus der Lokalpolitik anwesend seien. „Gemeinsam geht es uns um die Menschen, und gemeinsam können wir viel erreichen“, so der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes. Schließlich verwies Bieber auf die Handreichung der Deutschen Bischöfe „Berufen zur caritas“, die mit Blick auf berufliche Mitarbeiter und ehrenamtlich Engagierte feststelle: „Von Nichtchristen unterscheiden sie sich … vielmehr, ob und wie echt sie ihren Glauben leben … dass sich dies in ihrer Haltung, ihrer Begegnung und ihrem Verhalten im Bezug auf ihre Mitmenschen – besonders die Armen und Bedrängten aller Art – erweist.“.“ „Damit geht es um die geistliche, die spirituelle Grundhaltung“, unterstrich Bieber. Und wenn der Diözesanverband nun sein 100jähriges Bestehen feiere, sei daran erinnert, dass caritatives Engagement in Unterfranken schon viel älter sei. „Der Aschaffenburger Suppenküchenverein schaut bereits auf 185 Jahre zurück.“
Die Vinzenzpreise 2019
„Wir zeichnen in diesem Jahr innovative Projekte und Initiativen aus, in denen es um die Wurzeln, Quellen und Fundamente der Caritas geht“, erläuterte Bieber einige Kriterien, anhand derer eine unabhängige Jury die zahlreichen Bewerbungen aus allen Bereichen der unterfränkischen Caritas gesichtet habe. Weihbischof Ulrich Boom übergab gemeinsam mit Caritasdirektorin Pia Theresia Franke Urkunden und symbolische Schecks im Wert von insgesamt 5.000 Euro.
Anne Hilpert, Geschäftsführerin des Kreis-Caritasverbandes Bad Kissingen und Mitglied der Jury, stellte den Sonderpreis der Jury vor. Er ging an das Kinderhaus zur Heiligen Familie in Karlstadt. In der Einrichtung habe man auf vorbildliche Weise verstanden, was es heißt, die Kindertagesstätte sei ein pastoraler Ort im Bistum Würzburg, so Hilpert. Die Jury sei sich sicher, dass die vorbildliche Vernetzungsarbeit der Einrichtung hohe kirchenpolitische Strahlkraft und Wirkung im Sozialraum habe. – Den Preis nahm Einrichtungsleiterin Tina Ehrenfeld mit dem Team-Kinderhaus entgegen.
Dr. Stefanie Kainzbauer, Abteilungsleiterin im DiCV Würzburg, präsentierte einen der beiden 3. Preise. Er ging an das Projekt Klosterimpulse im Caritasverband Miltenberg. „Wir sehen hier ein Projekt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas in ihrem Dienst stärken will. In kleinen Morgenimpulsen vor Dienstbeginn wird das Wirken großer Frauen und Männer aus der Kirchengeschichte vorgestellt. Auch Kolleginnen und Kollegen aus dem benachbarten Seniorenheim Maria Regina nehmen gewinnbringend teil an den Impulsen im ehemaligen Franziskanerkloster, das heute die Geschäftsstelle der Miltenberger Caritas beherbergt.“ – Angelika Spalek, zuständig für den Dienst „Gemeindecaritas“ und weitere Verantwortliche des Verbandes freuten sich über den Preis.
Prof. Johannes Först, Pastoraltheologe an der Universität Würzburg, würdigte als Mitglied der Jury den zweiten 3. Preis. „Das Projekt Atempause im Haus St. Franziskus in Großostheim nimmt die Vielfalt der Spiritualitäten, wie sie sich bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Altenhilfe zeigt, ernst und bietet einen niederschwelligen Zugang zu den Quellen, aus denen die Caritas ihren Dienst erbringt.“ – Einrichtungsleiter Clemens Weber und ein Team des Hauses St. Franziskus nahmen Urkunde und Scheck entgegen.
Der 2. Preis ging an das Projekt „freiRaum“ im Caritasverband Schweinfurt. Anne Hilpert stellte das innovative Projekt vor, in dem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Glaubensvertiefung über drei Stufen angeboten werde. „Das Projekt nimmt die Ergebnisse der Würzburg-Studie ernst und bietet einen niederschwelligen Zugang an“, so Hilpert. Ziel sei unter anderem die aktive Zusammenarbeit von Caritas und Pastoral in Schweinfurt. – Geschäftsführerin Jutta Münch und Projektverantwortliche Marion Hammer erhielten den Preis.
Es sei vielleicht ungewöhnlich, so Prof. Johannes Först, aber der 1. Preis gehe an ein Projekt im Caritasverband für die Diözese Würzburg. „Das Projekt Führungskräftecoaching – Spiritualität in Kindertageseinrichtungen habe die Kriterien der Jury am besten umgesetzt“, würdigte Först den 1. Preis. Hier gehe es nicht darum, Verantwortlichen in den Einrichtungen eine christliche Spiritualität überzustülpen, sondern aus der Erkenntnis heraus, dass jeder Mensch eine spirituelle Tiefendimension in sich trage, diese zur Entfaltung zu bringen. „Das Konzept nimmt die Fülle und Weite an Spiritualitäten ernst, weil es selbst aus einem christlichen Geist heraus entwickelt wurde.“ – Den Preis nahmen Petra Eitzenberger, Fachberaterin und Projektverantwortliche im DiCV Würzburg, und Abteilungsleiterin Marlene Hauck entgegen.
Über den ersten Preis freute sich auch Clemens Bieber als Vorsitzender des Caritasverbandes. „Aber wir werden uns nicht selbst das Preisgeld überweisen, sondern es für Projekte in die Caritaslandschaft geben“, sagte er.
Umrahmt wurde die Preisverleihung vom kleinen Chor der Lebenshilfe, der mit Liedbeiträgen für Kurzweil und Unterhaltung sorgte, bevor an den langen Tafeln der Lebenshilfe das reichhaltige Mittagessen eingenommen wurde.
Erkundungen
Den sonnigen Nachmittag nutzen viele Gäste zu geführten Rundgängen durch die sanierte Wallfahrtskirche, das benachbarte Bildungshaus der Diözese und die Werkstätten der Lebenshilfe. Der Vinzenztag zum Abschluss des Jubiläumsjahres ist für Sonntag, den 27. September 2020 in Bad Bocklet geplant.
Sebastian Schoknecht