Die Predigt im Wortlaut:
„Es braucht eine neue Ordnung“, las ich dieser Tage in einem Kommentar im Zusammenhang mit der aktuellen Finanzkrise in Zypern. Es gelte die Finanzmärkte neu zu ordnen. Und deswegen saßen die Finanzminister in den vergangenen Wochen immer wieder zusammen, um mit Milliarden die Krise abzuwenden, die auf die ganze Eurozone Auswirkungen hätte. Ich will ich mich an dieser Stelle aber nicht mit den konkreten Ursachen auseinandersetzen, die letztlich zu den Turbulenzen auf dem Finanzmarkt führten.
Gleichzeitig rief Papst Franziskus am vergangenen Freitag bei seiner ersten „politischen“ Rede vor dem diplomatischen Korps mit Nachdruck die internationale Staatengemeinschaft zum Kampf gegen Armut auf und sprach dabei sowohl die materielle wie auch die geistliche Armut an.
Papst Franziskus bezeichnete – ohne auf einzelne Krisenherde, Problemzonen, die Weltfinanzkrise oder den Schuldenabbau einzugehen – den Kampf gegen die Armut, den Einsatz für Frieden und für das Wohl der Menschheit als Leitkriterien für den „politischen“ Kurs seines Pontifikates.
Dabei griff er die Warnung seines Vorgängers vor der „Diktatur des Relativismus“ auf, bei der jeder Mensch „seinen eigenen Maßstab“ setzt. Daraus leitete Franziskus eine Gefährdung des Friedens im Zusammenleben der Menschheit ab.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die aktuellen Krisen ihre Ursachen letztlich in einem folgenschweren Defizit an Ethik haben, weshalb offensichtlich verantwortungslos und unsozial gewirtschaftet worden ist; schlimmer noch, dass mitten in den Krisen manche Akteure unvorstellbar große Gewinne gezogen oder riesige Gehälter kassiert haben.
Die katholische Soziallehre fordert dagegen, dass die Wirtschaft dem Menschen dienen muss. Deshalb muss es um ethische Regeln gehen, die dem Wohle aller dienen, und vor allem um moralisch verantwortlich handelnde Menschen auch in der Wirtschaft.
Dass zwischen dieser Forderung und der konkreten Praxis noch Welten liegen, zeigt sich an den Gewinnen der börsennotierten Kapitalgesellschaften, den Gehältern und Boni, die nach wie vor gezahlt, und den Dividenden, die ausgeschüttet werden.
Aber wir dürfen nicht nur mit dem Finger auf Top-Verdiener zeigen. Wie viele Menschen in unserer Gesellschaft würden genauso handeln, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten! Die „Geiz-ist-geil“ – Mentalität bis hin zur Profitgier, die viele dazu verführte, an Kurssteigerungen und Dividenden mitverdienen zu wollen, liegt ganz auf der großen gesellschaftlichen Linie.
Und dass Anlagebetrüger – wie jüngst im Rhein-Main-Gebiet – über einhundert Millionen verprassen können, ist auch nur deshalb möglich, weil es noch zu viele Leute gibt, bei denen die Gier nach höchst möglichem Profit das Denken ausschaltet.
In der Tat braucht die Welt eine neue Ordnung, doch dabei darf es nicht nur um Wirtschaft und Finanzen gehen. Am Beispiel der Bemühungen um die Finanzmärkte wird deutlich, dass weder mit noch so viel Geld noch durch ein paar neue Bestimmungen oder weitere Kontrollen eine neue Ordnung entsteht, sondern nur durch ein verändertes und verantwortungsvolles Bewusstsein der Menschen und vor allem der handelnden Personen.
Es muss jetzt darum gehen, dem Leben die entscheidende Perspektive und von daher dem Miteinander der Menschen die beste, wertvollste Grundlage zu geben!
Deshalb blicken wir Christen auf Jesus und gehen bewusst den Weg nach, den er mit seinem Leben, seiner Botschaft, seinem Handeln und seinem Einsatz deutlich gemacht hat.
Im Philipperbrief schreibt der Apostel Paulus:
„Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:
Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein … er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“
In Liebe zu Gott und zu den Menschen schlug er einen Weg ein, der nicht zu Lasten von Menschen ging, ganz im Gegenteil, er selbst hat Kopf und Kragen riskiert, um immer neu Leben möglich zu machen. Jesus war nicht auf seinen Vorteil bedacht, schon gar nicht auf einen materiellen, sondern er hat alles daran gesetzt, dass noch der Ärmste und Leidgeplagte wieder Hoffnung gespürt hat.
Neueste Studien belegen, dass immer mehr nachdenkliche, geistreiche Menschen Theorien kritisch gegenüber stehen, die versprechen, dass durch höheren Konsum und Kapital eine bessere Lebensqualität erreicht würde. Mehr und mehr Zeitgenossen sehnen sich nach einer Gesellschaft, in der sie sich wohlfühlen, weil sie Geborgenheit, Solidarität und soziale Fürsorge spüren.
Damit sind wir bei den Menschen, die Jesus in Jerusalem zujubelten. Sie wünschten sich eine neue Ordnung. Tatsächlich ging er auch für sie den Weg der Liebe, die er in der Fußwaschung noch einmal auf den Punkt brachte.
Und die Kreuzigung zeigt endgültig, dass er konsequent blieb bis zum Äußersten. Aber genau dieser Weg Jesu führte schließlich – selbst durch das Scheitern hindurch – zum Leben.
Deswegen darf es jetzt nicht beim Verweis auf Jesus oder beim Reden über seine Botschaft und die Ethik, die sich von seiner Haltung her ableitet, bleiben nach dem Motto: „Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“ Unser Handeln muss auch auf die Botschaft Jesu ausgerichtet sein, also Konsequenzen nach sich ziehen.
Es geht darum, auf allen Ebenen und in allen Schichten die Lebensbotschaft Jesu zu beherzigen und in die Tat umzusetzen.
Wenn wir mit den Worten des Apostels Paulus im Philipperbrief aus innerster Überzeugung sagen: „Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: ‚Jesus Christus ist der Herr‘ – zur Ehre Gottes, des Vaters“, dann ändert sich die Ordnung der Welt, und dann finden wir auch konkrete Wege, damit alle Menschen Gerechtigkeit erfahren und wir alle einmal hinfinden zur Vollendung, zum Leben in Fülle bei Gott.
Nicht mit noch so großen Geldsummen und Finanzspritzen, sondern mit einer veränderten inneren Einstellung erreichen wir eine neue Ordnung für die Welt, für das Leben. Damit wir das begreifen, gehen wir vom Palmsonntag an bewusst durch die Heilige Woche. Dieser Weg führt uns durch Kreuz, Leid und Untergang hindurch zu einem neuen Anfang, zu einem zufriedenen, frohen und erfüllten Leben, das mit keinem Preis der Welt zu erkaufen ist, und das über unsere begrenzte Zeit hinausweist.
Nach der Kommunion – Text zur Besinnung
Was ich noch sagen wollte
Wenn ich Dir
einen Tipp geben darf
Ich meine
ich bitte Dich
um alles in der Welt
und wider besseres Wissen:
Halte Dich nicht schadlos
Zieh den Kürzeren
Lass Dir etwas
entgehen.