Ca. zweihundert Gäste aus Wirtschaft, Schulen, Politik und Kirche waren am Montag in das Berufsbildungswerk der Caritas Don Bosco GmbH gekommen, um Norbert Klemm (65) zu verabschieden. 28 Jahre hatte er hier gearbeitet, die letzten elf Jahre als Gesamtleiter. Sein Nachfolger wird der bisherige Internatsleiter des Berufsbildungswerks (BBW) Andreas Halbig (40).
Als Ausbildungsleiter hatte Klemm im 1981 beim BBW angefangen. 1997 übernahm er die Gesamtleitung des Berufsbildungswerks von Salesianerpater Andreas Neumeier. 2003 kam auch die Leitung des Christlichen Bildungswerkes (CBW) Bad Neustadt/Saale hinzu. Norbert Klemm hat dem Bildungswerk mit vielen Bauprojekten und neuen Ausbildungsgängen seinen Stempel aufgedrückt wie keiner seiner Vorgänger. Sein größtes Projekt war der Um- und Ausbau des von der Diözese Würzburg gekauften Schönbachhofs in Gadheim zum heutigen „St. Markushof“ und der Kauf des ehemaligen Don Bosco-Heimes der Salesianer Don Boscos in Bad Neustadt/Saale, das die Stadt zuletzt als Übergangswohnheim genutzt hatte. Nach umfangreichen Umbauten konnte es kurz vor Klemms Ausscheiden als Büro- und Ausbildungsgebäude des CBW eingeweiht werden. Acht neue Ausbildungsberufe für lernschwache Jugendliche führte Klemm im BBW ein, 17 Berufe sind es heute insgesamt. Ca. zweitausend Jugendliche bekamen hier in Berufen wie Karrosseriebauer, Beikoch, Hauswirtschaftshelfer, Friseur oder Elektrogerätezusammenbauer eine Chance zu einem Start ins Leben. „Das BBW war unter Ihrer Leitung immer seiner Zeit voraus. Sie haben es geschafft, Qualität und Wirtschaftlichkeit miteinander zu verbinden“, so Salesianerprovinzial Pater Josef Grünner in seiner Festansprache. Klemm habe die Jugendlichen und seine Mitarbeiter immer auf gleicher Augenhöhe behandelt. Besonders im Hinblick auf vielen neuen Einrichtungen und Projekte, die Klemm initiiert hatte, sagte er: „Sie waren der richtige Mann zur richtigen Zeit“.
Würzburger BBW unter Klemms Leitung eines der bundesweit erfolgreichsten
Abteilungsleiter Hans-Georg Rüth von der Regierung von Unterfranken übermittelte Grußworte des Regierungspräsidenten Dr. Paul Beinhofer. Klemms langjährige Arbeit sei ein „leuchtendes Beispiel dafür, wie der Selbstwert junger Menschen entwickelt werden könne. Die Jahre hier ermöglichen vielen schwächeren Jugendlichen einen Zugang zum Arbeitsmarkt“. Bürgermeister Dr. Adolf Bauer überbrachte Grüße von Würzburger Oberbürgermeisters Georg Rosenthal. Geschenke habe er von der Stadt keine, die sei dafür zu arm. Aber als kirchlicher Finanzdirektor konnte er seinem Freund Wein mitbringen. „Don Bosco ist mit Norbert Klemm ein Begriff über die Region hinaus geworden“, sagte Bauer. Klemm habe sich immer als zuverlässiger Brückenbauer zwischen Institutionen und politischen Parteien erwiesen. Eugen Hain, Leiter der Würzburger Agentur für Arbeit, zollte Klemm höchsten Respekt. Unter seiner Leitung sei das Würzburger Berufsbildungswerk bundesweit eines der erfolgreichsten und kostengünstigsten geworden. Als einer der wichtigsten Kostenträger habe die Arbeitsagentur immer wohlwollend mit dem BBW zusammengearbeitet, doch „wir brauchen jedesmal gute Ergebnisse der Maßnahmen“. Wehmütig über den Abschied und voller Respekt gegenüber ihrem scheidenden Kollegen äußerten sich Franz-Josef Haska vom Bundesvorstand der 52 deutschen Berufsbildungswerke und Konrad Fath für die bayerischen BBW-Leiter. Man habe oft ungläubig und fast neidisch nach Würzburg geschaut, in welcher Schnelligkeit und Qualität hier neue Ideen umgesetzt worden seinen. Klemms Nachfolger boten sie eine gute Zusammenarbeit in ihrer Runde an.
Nach den Grußworten überbrachten Abordnungen aller im BBW lernenden Berufsgruppen ihren scheidenden Direktor symbolische Abschiedsgeschenke zur Auflockerung seines Ruhestandes. Nicht umsonst hatte ihn sich keiner der Laudatoren als echten Ruheständler vorstellen konnten. Norbert Klemm versprach auch, sich wieder sehen zu lassen und regelmäßig am Stammtisch teilzunehmen. Bevor die Gäste mit kulinarischen Genüssen aus der hauseigenen Küche versorgt wurden, übergab er unter der Augen der Gesellschafter - Domkapitular Dietrich Seidel und Caritasdirektor Martin Pfriem für den Diözesan-Caritasverband und den Salesianerpatern Clemens Schliermann und Josef Grünner - den Hausschlüssel an Andreas Halbig. „Halten Sie uns die Treue“, bat der neue Direktor die Gäste. „Nicht für mich, sondern im Interesse der Jugendlichen“.