Zehn südkoreanische Sonderpädagoginnen und -pädagogen des Busan Metropolitan City Office of Education unter Leitung von Choi Seong Ook waren am Freitag, 12. September zu Gast im Würzburger Caritashaus. Ihr besonderes Interesse galt dem Thema Frühförderung in Bayern. Für den Diözesan-Caritasverband begleiteten Dr. Sebastian Schoknecht und Christina Birner, Fachberaterin für inklusive Kinder- und Jugendhilfe das Treffen. Für die Caritas-Schulen gGmbH waren Geschäftsführer Rudolf Hoffmann und Elena Brohm von der Frühförderstelle Haßfurt dabei.
Im Namen des Vorstandes, Domkapitular Clemens Bieber, begrüßte Abteilungsleiter Dr. Sebastian Schoknecht die Delegation im Seminarraum des Caritashauses und gab einen knappen Einblick in die umfangreiche Arbeit der unterfränkischen Caritas. „Wir sind mit mehr als 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Menschen in allen Lebenslagen und -phasen da“, unterstrich Schoknecht und verwies auf die Angebote, die sich von der Schwangerschaftsberatung bis zur Hospizbegleitung erstrecken. Als sozialer Arm der katholischen Kirche lebe die Caritas in ihren vielfältigen Diensten und Einrichtungen aus dem Geist der Nachfolge Jesu. „Wir wollen so die Menschenfreundlichkeit Gottes sichtbar und erfahrbar machen.“ Kinder und ihre Familien bildeten dabei einen Schwerpunkt der caritativen Arbeit.
Wie diese Arbeit konkret aussieht, machte Rudolf Hoffmann, Geschäftsführer der Caritas-Schulen gGmbH deutlich. In seinem Vortrag stelltw Hoffmann das deutsche Schulsystem in seiner föderalen Ausprägung vor und ging dabei ganz besonders auf Bayern ein. „Die Systeme – Förder- und Regelschule – stehen nebeneinander, sind aber durchlässig, sodass wir genau schauen können, welches Kind in den Regel- und welches in den Förderbereich passt.“ Ziel sei es, Kinder möglichst schnell in den Regelbereich zu bringen. Kleinere Klassen, mehr Zeit für den Lernstoff und speziell ausgebildetes Personal seien der Schlüssel, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden.
Elena Brohm, Heilpädagogin an der Frühförderstelle der Caritas in Haßfurt erläuterte in ihren Ausführungen die speziellen Angebote für Kinder im Vorschulalter. Entscheidend sei, dass es sich um freiwillige Maßnahmen handle, so Brohm. „Wir wollen gemeinsam mit den Eltern an der Entwicklung der Kinder arbeiten.“ Im Mittelpunkt stehe immer das konkrete Kind, für das ein passender Förderplan entwickelt werde.
Anschließend nahmen sich Hoffmann und Brohm Zeit für die vielen Fragen der südkoreanischen Gäste. Was genau ist Heilpädagogik? Wie kommen die Kinder zur Frühförderung? Woher kommen die Lehrerinnen und Lehrer für die vielen Schulen unter dem Dach der Caritas? Wer trägt die Kosten für die Fördermaßnahmen? Gibt es Wartezeiten?
Schnell stellte sich heraus, dass es zwar Gemeinsamkeiten in der Umsetzung der von beiden Ländern unterzeichneten UN-Behindertenrechtskonvention von 2007 gebe, die Unterschiede im Umgang mit Kindern zwischen den Systemen aber beträchtlich sind. Während in Deutschland der Elternwille maßgeblich sei und auf Freiwilligkeit gesetzt werde, entscheide in Südkorea in vielen Fällen das Gesundheitsministerium. Auch kenne Südkorea nicht die Vielfalt an Bildungsträgern, hieß es aus der Delegation.
Einigkeit herrschte bei der Feststellung, dass der sonderpädagogische Bedarf an Unterstützung in beiden Ländern seit Jahren zunehme, insbesondere im Bereich Autismus. Die Programme, um auf diese Herausforderung zu reagieren, seien jedoch sehr unterschiedlich. Geschäftsführer Hoffmann stellte heraus, dass es keine Förderschulen speziell für Kinder mit Autismus gebe, sondern gegebenenfalls eine individuelle Unterstützung greife. Elena Brohm wies auf den multiprofessionellen Ansatz hin, mit dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Frühförderstelle den unterschiedlichen Herausforderungen begegne. „Wir arbeiten mit Logo- und Ergotherapeutinnen zusammen und stehen im Austausch mit Kita-Leitungen, Kinderärzten und anderen Fachleuten.“ Ihr mache die Arbeit sehr viel Freude, so Brohm.
Nach gut eineinhalb Stunden fand der Austausch mit einem gemeinsamen Foto seinen Abschluss. Delegationsleiter Choi Seong Ook bedankte sich recht herzlich für die interessanten Einblicke. Nach einem Besuch bei der Stiftung für Blinde und Sehbehinderte in Frankfurt am Main, reist die Gruppe am Samstag weiter nach Heidelberg und anschließend zurück in die Millionenmetropole Busan.
Caritas [se]