Mit eindringlichen Worten haben Pflegerinnen und Verantwortliche Bischof Franz Jung über die Situation der ambulanten Pflege berichtet. Bei einem Besuch des Bischofs in der Caritas-Sozialstation St. Norbert in Würzburg am Dienstag ging es vor allem um die mangelnde Versorgung mit Schutzausrüstung. „Das ist wirklich Kriegsversorgung“, fasste es die Leiterin des Krisenstabs Altenhilfe im Würzburger Caritashaus, Sonja Schwab, zusammen. Zum Schutz der Mitarbeiter in diesem sensiblen Arbeitsbereich und damit auch der von ihnen betreuten Personen hatte Bischof Jung für seinen Besuch einen waschbaren Mund-Nasen-Schutz angelegt.
Ambulante Pflege findet zu wenig Beachtung
Die sehr schwierige Versorgungslage unterstrich auch Stefan Weber, Geschäftsführer des Stadt-Caritasverbands in Würzburg. Die Caritas-Sozialstationen würden allein im Stadtgebiet derzeit gut 800 Patienten betreuen, was auch mit Blick auf den Materialeinsatz einen enormen Aufwand bedeute. Dieser werde allerdings bei aktuellen Regelungen nicht ausreichend berücksichtigt. Neben dem medizinischen Bereich und stationären Pflegeeinrichtungen fänden ambulante Pflegedienste zu wenig Beachtung. Es sei ihm wichtig gewesen, das auch dem Bischof mitzuteilen, so Weber: „Vielleicht können Sie das an geeigneter Stelle anbringen.“
Die mangelnde Beachtung ihres Arbeitsfeldes bemängelten auch die Pflegerinnen, die sich in ihrer Mittagspause Zeit für den Gast aus dem Bischofshaus genommen hatten. Auch ihnen falle es auf, dass beim derzeit allenthalben zu hörendem Lob für Pflegekräfte die ambulanten Dienste oft unerwähnt blieben. Beeindruckt zeigte sich Bischof Jung von der Arbeitsleistung, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialstationen dabei erbringen. So würde jede Pflegekraft zehn bis fünfzehn Patienten am Tag besuchen. Neben medizinischen und pflegerischen Tätigkeiten sei dabei gerade der soziale Kontakt ein wesentlicher Inhalt ihrer Arbeit.
Stolz auf den wichtigen Dienst der Pflege
Für die Fachkräfte der Sozialstation St. Norbert ist klar, dass diese Betreuung der Menschen gerade in Zeiten notwendiger Isolation von besonderer Bedeutung ist. Das sei ihr auch ungeachtet mangelnder öffentlicher Anerkennung sehr bewusst, machte Schwester Monika gegenüber dem Bischof deutlich: „Gerade als Pflegerin habe ich zur Zeit einen gewissen Stolz auf meine Arbeit.“ Während sich manch anderer aktuell im Home-Office abzuschotten versuche, sage sie sich erst recht: „Mir ist das egal, bleibt ruhig zu Hause: Ich geh zur Arbeit!“
Ihr und ihren Kolleginnen sprach Bischof Jung zum Abschluss des Besuchs einen persönlichen Dank aus. Es habe ihm am Herzen gelegen, sich nach den Nöten der Pflegekräfte zu erkundigen und sie in ihrem Dienst zu bestärken.
Kilian Martin