Die Predigt im Wortlaut:
Was gibt uns mehr zu denken? Was beschäftigt uns? Was macht uns mehr Sorge?
- Die Diskussion um die Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften mit der Ehe von Mann und Frau und die daraus erwachsende Familie?
- Die Debatte um die aktive Sterbehilfe bzw. den assistierten Suizid?
- Der im Zusammenhang mit der Geburt von Vierlingen nach der künstlichen Befruchtung einer 65-jährigen Frau geführte Disput um die technischen Möglichkeiten beim Eingriff in die Entstehung menschlichen Lebens?
- Die gerade an diesem Freitag publizierte Tatsache, dass Deutschland im Ländervergleich weltweit das Schlusslicht bei der Geburtenrate ist?
- Die massiven Auseinandersetzungen im Nahen und Mittleren Osten sowie in einigen afrikanischen Ländern mit fundamentalistischen Islamisten?
- Die Not der über 50 Millionen Flüchtlinge rings um den Erdball und der zum Teil menschenunwürdige Umgang mit ihnen?
- Die zunehmende und immer heftigere Verfolgung von Christen in vielen Regionen der Erde?
- Die immer stärkere Spannung zwischen Russland und dem Westen im Zusammenhang mit den unaufhörlichen Kämpfen in der Ukraine?
- Die Unsicherheit für die gesamte Weltwirtschaft, die aus der Griechenlandkrise entstehen kann?
- Der unvorstellbare Korruptionsskandal um die FIFA und den Fußballsport?
Was beschäftigt uns? Was macht uns mehr Sorge?
Die Lage rings um den Erdball gleicht derzeit einem Pulverfass, in das täglich weiterer Sprengstoff gerät. Da erscheinen die den Menschen und eine menschenwürdige Zukunft betreffenden Themen aus dem Bereich der Ethik und der Moral eher Randnotizen zu sein, die schnell zu der Antwort führen: Das ist doch gleich bzw. alles gleich gültig.
Umso erstaunlicher ist, dass – zumindest in den Medien, die
ich nutze – die Anzahl der Überschriften und Beiträge zum Korruptionsskandal um
die FIFA höher ist als alle Berichte, Artikel und Kommentare zu den anderen
zuvor genannten Problemen.
Offenbar beschäftigt die Menschen das Thema Fußball, Weltmeisterschaften und
ihre Vergabe, Geld, das in dieser Vernetzung in gigantischen Summen fließt,
mehr und intensiver als die fundamentalen Probleme menschlichen Lebens und
eines friedvollen und sozial gerechten Zusammenlebens auf der Erde.
Auch wenn es sich um ganz unterschiedliche Sachverhalte handelt, so wird doch deutlich, dass es – sowohl im verantwortungsbewussten Umgang mit menschlichem Leben wie auch mit den natürlichen und den wirtschaftlichen Ressourcen sowie im Bemühen um ein sozial gerechtes Verhalten – ein gravierendes Defizit gibt, was eine gewaltige Verschiebung von lebensrelevanten Themen hin zu einem materiellen, finanziellen, also ökonomischen Denken bedeutet.
Über die Diskussionen und Debatten in den einzelnen
Fragestellungen hinaus braucht es ein vertieftes Bewusstsein für die
fundamentalen Fragen des Lebens. Oder ist „die
herrlichste Nebensache der Welt“, der Fußball, wirklich das höchste Gut für
ein zufriedenes und verheißungsvolles Leben?
Es sollte uns gerade jetzt um Grundsätzliches, um das Fundament gehen, aus dem
sich vernünftige, konkrete Maßnahmen auch in Einzelfragen des politischen
Alltags entwickeln können.
Wenn wir am Sonntag nach Pfingsten das Dreifaltigkeitsfest feiern, dann bringen wir die für unser Leben und unser Handeln entscheidenden Grundsätze auf einen kurzen, knappen Nenner:
Wir glauben an Gott
- als den Schöpfer der Welt, der alles Leben in seinen guten Händen hält,
- der in Jesus seine grenzenlose Liebe deutlich gemacht hat, der sogar Leben über den Tod hinaus will,
- und der uns durch seinen Geist führt und leitet, damit wir zu einem erfüllten Leben und letztlich zur Vollendung in IHM gelangen.
Das Bekenntnis zum dreifaltigen Gott ist eine Grundsatzentscheidung, die – wenn sie uns wichtig ist – konkrete Konsequenzen nach sich zieht:
- Der Glaube an den Schöpfer lässt uns nicht nur das Leben als Geschenk und Gabe Gottes erkennen, wofür wir dankbar sind, sondern macht uns auch unsere Aufgabe und unsere Verantwortung vor IHM bewusst.
- Der Glaube an die Liebe des in Jesus menschgewordenen Gottes weitet uns den Blick für den Menschen und schenkt uns eine tiefere Sicht für seinen Wert und seine Würde und ist Maßstab für unseren Umgang mit dem Leben in all seinen Phasen.
- Der Glaube, dass Gott unserem Leben Sinn und Zukunft gibt, dass ER uns durch seinen Geist den besten Weg zum Leben führt, dass ER uns immer wieder aufrichtet und ermutigt, – dieser Glaube bestärkt uns und gibt uns Kraft und Zuversicht, Vertrauen und Hoffnung und ist uns gleichsam Motor in all unserem Tun.
Der Glaube ist also die entscheidende Grundlage für unser Leben und unser Handeln.
In der Lesung aus dem Buch Deuteronomium wurden wir an den Exodus erinnert, an
die Befreiung aus der Knechtschaft des pharaonischen Systems, das den Menschen
verzweckt hatte. Da heißt es: „Daher
sollst du auf seine Gesetze und seine Gebote … achten, damit es dir und deinen
Nachkommen gut geht …“
Und Jesus hat diese Weisung mit seinem Leben verwirklicht und gibt auch seinen
Jüngern den Auftrag:
„Darum geht zu allen Völkern und macht
alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch
geboten habe.“
Das „Be – folgen“ der Lebensbotschaft
Gottes ist entscheidend für das „Glücken“
des Lebens!
Vor kurzem habe ich einen Vortrag von einem Schüler von
Professor Hans Maier gehört. Darin hieß es: Es geht um die Konsequenzen des
Evangeliums für die sozialen, ökonomischen und politischen Strukturen und damit
um die Rahmenbedingungen für das Gemeinwohl. Es geht um die Humanisierung der
gesellschaftlichen Verhältnisse.
Deshalb genügt es nicht, für Tugenden zu plädieren, sondern es ist wichtig, sie
politisch entsprechend zu gestalten. Darum verpflichtet die katholische
Soziallehre die Kirche und die Christen, ein politisches Wächteramt auszuüben.
Christen wollen mehr als nur einzelne Antworten geben. Aufgabe von Christen ist es, den Glauben an den dreifaltigen Gott zu verkünden, indem sie daran erinnern, dass Gott der Herr der Welt und des Lebens ist, dass die Liebe Jesu zum Leben Maßstab für unser Handeln ist und dass es darauf ankommt, uns dem Geist zu öffnen, damit wir in all den vielen Fragen und Herausforderungen des Lebens zu guten Lösungen zu finden.
Es braucht intensive Diskussionen, starke, überzeugende, glaubwürdige Argumente
- wenn wir die besondere Bedeutung der Ehe von Mann und Frau und die daraus erwachsende Familie hervorheben,
- wenn wir den Wert und die Würde menschlichen Lebens von seiner Entstehung durch die Verschmelzung von Eizelle und Samenzelle bis zu seinem natürlichen, von Gott verfügten Ende verteidigen,
- wenn wir auf die Bedeutung von Kindern für unsere eigene Zukunft hinweisen,
- wenn wir vor den Gefahren warnen, die sich aus dem eigenmächtigen Umgang mit menschlichem Erbgut ergeben,
- wenn wir die zugrundeliegenden sozialen und ideologischen Missstände in weiten Teilen der Erde angehen,
- wenn wir die Not der Flüchtlinge in aller Welt bewusst machen und uns der Menschen, die bei uns Zuflucht suchen, annehmen,
- wenn wir auf das Leid von Christen in vielen Regionen der Erde hinweisen,
- wenn wir die machtpolitischen Interessen im Konflikt zwischen Ost und West ansprechen,
- wenn wir die Eigenverantwortung, aber auch die Solidarität im internationalen Bereich wie z.B. im Zusammenhang mit Griechenland anmahnen,
- wenn wir deutlich machen, wie die Begeisterung für den Sport missbraucht wird, um damit in unverantwortlicher Weise „Geld zu machen“ – letztlich zu Lasten zahlreicher Menschen.
Es geht uns Christen um die geistige Grundlage des Lebens und des Zusammenlebens. Es muss um mehr gehen, als um die Interessen Einzelner.
Deshalb ist es zunächst not – wendig, dass wir selbst als überzeugte Christen leben und wirken und so Weichen stellen für die weitere Entwicklung einer friedvollen und menschenwürdigen Zukunft unseres Landes, Europas und der Welt, damit sie uns immer weniger Angst und Sorge macht und in der es um mehr geht als nur um das Freizeitvergnügen Fußball.
Wo wir im Glauben an IHN leben und aus diesem Glauben heraus entscheiden und handeln, gilt seine Zusage: „Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Dann braucht uns die Zukunft nicht zu ängstigen, denn dann wird es menschliche, gerechte und lebensbejahende Lösungen geben.
Nach der Kommunion – Text zur Besinnung
Dreifaltiger Gott
Dreifaltig EINER,
Vater, Sohn und Geist.
Liebe, die uns leben lässt.
Lebendige Beziehung,
anziehendes Leben,
das uns einlädt
zur Gemeinschaft.
Leben in deinem Geist
führt uns zusammen,
hält uns in der Spur Jesu,
damit wir
auf unserem Weg zum Vater
die Welt gestalten
nach deinem Willen,
dreifaltiger Gott.

 
									
 
							 
							
