Wie lässt sich das christliche Profil der Caritas im Bistum Würzburg herausarbeiten und schärfen? Dies war und bleibt eine der zentralen Fragen des Verbandsentwicklungsprozesses, der inzwischen erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Ein Resultat ist die Würzburg-Studie von Prof. Dr. Dr. Michael N. Ebertz und Lucia Segler. Sie gibt als repräsentative Befragung Tausender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Einblick in die Vielfalt der Spiritualitäten unter dem weiten Dach der unterfränkischen Caritas und stellt zugleich eine gute Arbeitsgrundlage dar.
Abschlusstreffen zur Projektplanung
„Das Projekt CURA. Wellness und Spiritualität im Kurhaus Bad Bocklet, nimmt die Ergebnisse dieser Studie ernst und ist ein Beitrag, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihren Dienst am Menschen zu stärken“, unterstreicht Dr. Stefanie Kainzbauer als zuständige Abteilungsleiterin. Man sei froh und dankbar, dass die Initiatoren der Studie auch für deren Umsetzung im CURA-Projekt beratend bereitstanden. Dieser Beratungs- und Begleitprozess wurde mit dem Abschluss der ersten Projektphase nun im Rahmen der Projektsitzung im Juli offiziell beendet.
Neben den Initiatoren der Studie und der zuständigen Abteilungsleitung konnte die gesamte Projektgruppe, bestehend aus dem Fachbereichsleiter für Bildung und Veranstaltungen, Verantwortlichen des Kurhauses Bad Bocklet und der Caritas Einrichtungen gGmbH (CEG), der Mitarbeitervertretung (MAV) sowie Vertretung der Geschäftsführer, auf die nächste Projektphase blicken. Domkapitular Clemens Bieber, der gemeinsam mit Landtagspräsidentin a. D. Barbara Stamm das Vorhaben von Anfang an begleitete, vertrat den Vorstand des Verbandes.
„Das Angebot in Bad Bocklet sieht ‚Spiritualität‘ sehr weit. Nicht katholische Kaderschmiede, sondern die Menschen dort abholen, wo sie stehen. Das ist unser Auftrag und darin sehen wir eine große Ressource auch des gesamten Verbands“, so Kainzbauer zum Abschluss der Konzeptionsphase. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst seien es, die sich einbrächten mit ihren Gottes-, Welt- und Menschenbildern. „Wir wollen diese miteinander ins Gespräch bringen“, so Kainzbauer.
Die Würzburg-Studie zeige, dass Spiritualität nur im Plural gedacht werden könne. Kainzbauer: „Anknüpfungspunkt ist die Grundhaltung der Offenheit. Die Angebote in Bad Bocklet nehmen die Geschichte von der Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4,6-26) zum Vorbild. Sie schöpft aus einer Quelle, die sich ihr erst in der Begegnung erschließt und bekommt dadurch eine ganz neue Lebensqualität.“
Grundlagen sind geklärt
„In der Startphase hat die Projekt- und Steuerungsgruppe erste inhaltliche Orientierung gefunden und grundsätzliche Klärungen vorgenommen“, berichtet Michael Biermeier, Fachbereichsleiter Bildung und Veranstaltungen. „Was meint Spiritualität? Welche Angebote gibt es bereits in diesem Segment? Wie können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas erreicht werden?“ Dies, so Biermeier, seien leitende Fragen gewesen.
„Uns geht es darum, die vielen hauptberuflich und ehrenamtlich Engagierten in ihrem Dienst am Menschen ganzheitlich zu stärken“, betont Stefanie Kainzbauer. Das sei Unterstützung für die, die wiederum andere unterstützen und so einen wesentlichen Teil zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leisteten.
Wertschätzung
Solle „Wertschätzung“ nicht nur eine gern bemühte Worthülse sein, brauche es regelmäßige Zeiten und Orte, an denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, insbesondere aus fordernden Arbeitsfeldern, ganzheitlich auftanken können, erläutert Kainzbauer. „Als Verband haben wir eine Verantwortung für die Menschen, die bei uns arbeiten. CURA soll die Resilienz stärken und der Gefahr von Burnouts vorbeugen.“ Dafür sei Bad Bocklet mit seinem traditionsreichen Kurhaus und der besonderen Quelle der ideale Ort. Die Einrichtung, so Kainzbauer, sei seit Jahrzehnten in Händen der Caritas und habe frisch saniert und von Natur umgeben, die besten Voraussetzungen.
„Bad Bocklet bietet sehr viel“, führt Georg Sperrle aus. Als Geschäftsführer der Caritas-Einrichtungen gGmbH ist er zuständig für das Kurhaus und dankbar für ein gutes Team vor Ort. Mit „Ayurveda“ habe man einen Weg gefunden, der bei den Gästen sehr gut ankomme. „Wir konnten mit Spezialisten, die aus dem Süden Indiens zu uns gekommen sind, Konzepte und Anwendungen entwickeln, die bis hin zu einer bewussten Ernährung reichen“, erklärt Sperrle, der ebenfalls zur Projekt- und Steuerungsgruppe gehört.
Eine gute Entwicklung
Eine Vielzahl kreativer Ideen von motivierten Menschen und unterschiedliche Anfragen seien bereits eingetroffen, freut sich Biermeier. „Allerdings wird es die ersten Angebote erst 2021 geben.“ „Diese Zeit benötigen wir, um Rahmenbedingungen so zu gestalten und dafür bei Entscheidungsträgern zu werben, dass am Ende die CURA-Angebote auch angenommen werden können“, so die Projektleitung Dr. Kainzbauer. Dafür sind unter anderem Gespräche mit Krankenkassen und möglichen Sponsoren zu führen, damit diese im Idealfall einen Teil der Kosten tragen. Auch mit weiteren Unterstützern sei die Caritas im Gespräch.
„Für die Begleitung durch Prof. Ebertz und Lucia Segler sind wir sehr dankbar“, betont Kainzbauer. „Sie haben uns auch zum Abschluss nochmals ermutigt, etwas zu wagen, etwas auszuprobieren.“ Nun gehe es darum, fünf gute Angebote zu konzipieren und ein entsprechendes Marketing zu entwickeln.
„Wir werden im nächsten Jahr den Betriebsausflug des Diözesan-Caritasverbandes ganz bewusst nach Bad Bocklet unternehmen, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diesen schönen und segensreichen Ort vorzustellen“, verriet Domkapitular Clemens Bieber und schloss sich dem Dank an Ebertz und Segler, die langjährige Begleiter der unterfränkischen Caritas waren, an.
Sebastian Schoknecht