Gut meinte es der Himmel an diesem Sonntag im September mit den zahlreichen Gästen aus nah und fern, die sich zum diesjährigen Vinzenztag in und vor der kleinen Wallfahrtskirche St. Agatha in Schmerlenbach eingefunden hatten. Das Gotteshaus platzte aus allen Nähten, so dass eine Liveübertragung nach draußen notwendig wurde. Mit dem Vinzenztag begann für den Diözesan-Caritasverband zugleich das Jubiläumsjahr zum 100-jährigen Bestehen.
Ortspfarrer Matthias Rosenberger begrüßte die Festgemeinde in Schmerlenbach und stellte den Anwesenden aus Kirche, Caritas und Lokalpolitik Schmerlenbach als besonderen Ort vor. „Schön, dass heute auch so viele aus der Pfarrei Maria an der Sonne dabei sind“, freute sich Rosenberger.
Schmerlenbach – ein besonderer Ort
Schmerlenbach sei ein guter Ort und der Sonntag im September ein guter Zeitpunkt, machte Weihbischof Ulrich Boom in seiner Begrüßung deutlich. Gleich drei Wesenszüge von Kirche zeigten sich hier: „Wir haben die Kirche mit dem wunderbaren Gnadenbild der Gottesmutter; wir haben das Bildungshaus mit seinen vielfältigen Angeboten für die Menschen, die Orientierung im Glauben suchen, und wir haben hier die Werkstätten der Lebenshilfe für Frauen und Männer, die viel Unterstützung im Leben benötigen. Caritas, das sind die Arme Gottes in dieser Welt“, so der Weihbischof. Mit dem Vinzenztag beginne die Caritas in der Diözese Würzburg ihr Jubeljahr zum 100-jährigen Bestehen. Zugleich gehe das Gedenkjahr „800 Jahre Kloster Schmerlenbach“ zu Ende und schließlich schaue auch der Orts- und Kreisverband Aschaffenburg auf 100 Jahre zurück. Begrüßt wurden der Weihbischof und die große Gruppe an Konzelebranten und Ministranten vor der Kirche durch den Chor der Lebenshilfe. „Willkommen hier zum Vinzenztag“, sang der kleine Chor unter Leitung von Berthold Rosenberger.
Warnung vor Angina pectoris
In seiner Predigt schaute Weihbischof Ulrich Boom auf die kleinen und großen Sorgen in dieser Welt und stellte auch die Frage, ob die Kirche noch ein Raum des Vertrauens und der Zuversicht sei. „Ob da alles Wahrheitssuche ist oder eher Profilierung eigener Interessen?“, fragte Boom.
Boom warnte vor der Angina pecoris, der Herzensenge. „Gott will uns in die Weite führen.“ In diesem Zusammenhang erinnerte er an die gewonnene Weite nach dem Fall des kommunistischen Systems im Osten vor 30 Jahren. Während dort der dialektische Materialismus untergegangen sei, habe der praktische Materialismus des Westens gewonnen. „Leidtragende sind immer die Armen.“ Die sozialkritischen Ausführungen des alten Propheten Amos, seien immer noch aktuell. „Wo das Geld regiert, da ist die Hölle los.“ Der Heilige der Caritas, Priester und Ordensgründer Vinzenz von Paul sei ein Gegenentwurf. „Wahre Liebe öffnet die Arme und schließt die Augen“, rief Bischof Boom einen Leitsatz des Begründers der neuzeitlichen Caritas in Erinnerung und unterstrich, aus welchen Quellen der heilige Vinzenz von Paul lebte. „Es geht um die Verwurzelung in Christus.“
Boom dankte mit Blick auf das zurückliegende Jahrhundert den vielen Frauen und Männern, die seit Gründung des Diözesan-Caritasverbandes Hand und Fuß Gottes und des Evangeliums im Bistum gewesen seien und es auch weiterhin sind.
Maria – Frau der guten Hoffnung
Schließlich nahm der Weihbischof das berühmte Gnadenbild von Schmerlebnach in den Blick. Maria bleibe auch angesichts ihres leidenden und sterbenden Sohnes eine Frau in guter Hoffnung. „Die Hoffnung ist stärker als die Angst vor der Zukunft. Hinter dem Kreuz des Karfreitags lässt Gott die österliche Sonne aufgehen. Sie ermutigt uns in diesem Zeichen der Caritas zu Taten der Liebe.“
Viele brachten sich ein
Die Fürbitten wurden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus vielen Bereichen der Caritas vorgetragen und mit Symbolen am Altar dargestellt. Am Ende des festlichen Gottesdienstes dankte Domkapitular Clemens Bieber allen, „die zum Gelingen beigetragen haben: dem Chor Horizonte unter Leitung von Jutta Willig, Joachim Schüler an der Orgel, der Blaskapelle Winzenhohl und der großen Schar der Ministranten und Konzelebranten. Dank gilt auch unserem Weihbischof Ulrich, der diesen Festgottesdienst mit uns gefeiert hat.“
Im Anschluss zog die Festgemeinde unter blauem Himmel und begleitet von der Blaskapelle Winzenhohl in die Räume der Lebenshilfe. Hier wurden die Vinzenzpreise 2019 verliehen. Dotiert mit insgesamt 5.000 Euro gingen sie in diesem Jahr an fünf innovative Projekte, in denen die Stärkung eines spirituellen Caritasprofils in den Diensten und Einrichtungen des Verbandes im Mittelpunkt stehen.
Sebastian Schoknecht