Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise werde die Caritas deutlich merken, ist sich Caritasdirektor Martin Pfriem sicher. Die Steuerausfälle im öffentlichen und kommunalen Bereich ziehen Einschnitte im sozialen Bereich und Gesundheitssektor nach sich, sagte er in der Vertreterversammlung des Diözesan-Caritasverbandes am vergangenen Freitag im Caritashaus. Die Caritas, so Pfriem, müsse immer mehr „Risse in unserem Land kitten“ und sei daher gegen die vom Bundeskabinett und Bundestag geplanten Steuersenkungen. „Wir wollen eine Sozialpolitik zum Wohle der Menschen und müssen zu manchem vergeigten Streichkonzert der Politik einen Kontrapunkt setzen.“
Ausführlich besprachen die Vertreter den geplanten Haushalt 2010, dessen Zahlen Caritascontroller Michael Sennefelder vorstellte. Das kommende Rechnungsjahr, erklärte er, werde von der Wirtschaftskrise noch weitgehend verschont. Bei einem Volumen von 24.9 Mio Euro liegt der Haushalt des Diözesan-Verbandes um ca. 880.000 Euro über dem des Jahres 2008, wobei angesichts gestiegener Investitions- und Personalkosten mit einem Verlust von ca. 280.000 Euro zu rechnen sein wird. Der Zuschuss des Bischöflichen Ordinariats beläuft sich auf ca. neun Millionen Euro, der Rest speist sich aus öffentlichen Drittmitteln der EU, des Freistaates Bayern, aus Umlagen, Rücklagen und Eigenmitteln. 5.66 Millionen Euro sind an Investitionen vorgesehen, der Löwenanteil mit ca. 2.5 Mio Euro fließt dabei in die energetische Sanierung des Caritas-Kinderdorfes St. Anton in Riedenberg. Weitere 2,7 Mio Euro kosten Modernisierungen von Alten- und Pflegeheimen in Volkach, Hassfurt, Kitzingen und Miltenberg.
Es war die letzte Vertreterversammlung unter Leitung von Domkapitular Dietrich Seidel, der zum Januar als Hauptabteilungsleiter Personal in das Bischöfliche Ordinariat wechselt. Nach sieben Jahren scheide er mit schweren Herzens von der Caritas, betonte Seidel. Die Arbeit hier habe ihm sehr viel Spaß gemacht. „Sie können sich aber darauf verlassen, dass die Caritas in mir weiterhin einen Fürsprecher im Domkapitel haben wird,“ versicherte er den Delegierten.
Anschließend stellte sich sein Nachfolger, der langjährige Kleinostheimer Pfarrer Clemens Bieber, vor. Er sei anfangs sehr zögerlich gewesen, als Bischof Friedhelm im die neue Aufgabe angetragen habe. Jetzt aber freue er sich sehr darauf, meinte Bieber. Wichtig sei ihm vor allem die Vernetzung von Ehrenamt, Pfarrgemeinde und Caritasarbeit. Um seine Vorstellungen als neuer Caritasvorsitzender zu beschreiben, ging er weit zurück in die Geschichte des Christentums. Die erste Christen, so Bieber, seien nicht verfolgt worden, weil sich Jesus für sie ans Kreuz hatte schlagen lassen, sondern weil sie die damalige staatliche und gesellschaftliche Ordnung mit ihren neuen Ideen in Frage stellten. Im diesem Sinne - d.h. als Mahner an die politische und wirtschaftliche Führung und damit als Anwalt für hilfsbedürftige Menschen - sehe er eine wichtige Aufgabe für den Caritasverband.
Die Vertreterversammlung, höchstes Organ des Diözesan-Caritasverbandes, repräsentiert 1.356 korporative Mitglieder in Unterfranken, darunter 875 Kirchenstiftungen und ca. 500 eigenständige Rechtsträger mit ca. 960 sozialen Einrichtungen und über 13.000 Beschäftigten. Zu den 78 stimmberechtigten Mitglieder zählen u.a. Vertreter/innen der neun Orts- und Kreisverbände, von 14 caritativen Ordensgemeinschaften, der fünf Fachverbände, wie z. B. Malteser und Sozialdienst Katholischer Frauen und der großen Einrichtungsträger.