Mit Bedacht gewählt war der Termin für den Besuch von Bischof Franz Jung im Kloster Maria Bildhausen bei Münnerstadt. Wenn Gott Mensch werde, nehme er zwar dessen Schwäche an – aber zugleich auch das volle Potenzial, erklärte der Bischof zum Abschluss seines Besuchs am Mittwochnachmittag. Begleitet vom Vorsitzenden des Caritasverbands für die Diözese Würzburg, Domkapitular Clemens Bieber, hatte er die Einrichtung für Menschen mit Behinderung näher kennengelernt. Bei seinem Rundgang, so der Bischof, habe er gesehen, wie gut es ist, im Menschen nicht nur Defizite zu sehen, sondern vor allem ihre vielfältigen Stärken.
Um diese auch ausspielen zu können, erhalten die Bewohner und Mitarbeiter in Maria Bildhausen zahlreiche Möglichkeiten. Dazu gehört etwa der Gasthof, die erste Station auf dem Rundgang von Bischof Jung. Menschen mit und ohne Behinderung bekochen und bewirten hier die Gäste. Gerade die Arbeit im Service sei dabei nicht für jeden geeignet, erklärte Matthias Erlwein. Er leitet die Werkstätten in Maria Bildhausen, zu denen auch der Gasthof zählt. Der Kundenkontakt im Gasthof oder im Klosterladen sei für viele Mitarbeiter erst nach langer Übung zu bewältigen.
Arbeit für hunderte Menschen
Dieses Problem stellt sich in vielen anderen Betrieben, in denen insgesamt über 200 Menschen mit Behinderung arbeiten, nicht. Zu ihnen zählt die große Kerzenwerkstatt. Während in anderen Klöstern etwa kostbare Osterkerzen in feiner Handarbeit entstehen, ist zwar auch hier weitgehend Handarbeit angesagt, produziert werden allerdings vorrangig Opferlichte – zu Hunderttausenden. Beeindruckt zeigte sich Bischof Jung hier auch vom Einfallsreichtum, passende Tätigkeiten für jeden Mitarbeiter zu finden. So werden hier die Kunststoffbecher der Opferkerzen nicht nur befüllt, sondern nach Gebrauch in Handarbeit auch wieder recycelt – ebenfalls tausendfach.
Für zahlreiche Bewohner ist Arbeit allerdings keine Option. Sie haben aufgrund schwerster Behinderungen vor allem Bedarf an umfassender Pflege und Fürsorge. Im Wohnbereich des früheren Klosters wird auch der extrem herausfordernde Dienst sogenannter sozialtherapeutischer Wohngruppen für schwerbehinderte Menschen mit herausforderndem Verhalten geleistet. Das ist auch für Mitarbeiter und Gäste eine oft nicht leicht zu erfassende Situation. „Das wollten wir ihnen nicht ersparen“, erklärte Heimleiter Albert Stuhl dem Bischof nach dem Besuch. Es gebe eben nicht nur die gut integrierbaren Menschen mit Behinderung, wie sie gerne bespielhaft in den Medien dargestellt werden, sondern „es gibt auch die, die keiner will“, so Stuhl. Sichtlich berührt bedankte sich Bischof Jung für den Einblick in diesen Dienst und dafür, dass dieser auch im Namen der Kirche geleistet wird.
Bis vor wenigen Jahren machten die Franziskanerinnen der St. Josefskongregation das kirchliche Profil für jeden sofort erkennbar. Aber auch heute versteht sich die Einrichtung, die mit dem Caritasverband für die Diözese Würzburg verbunden ist, klar als katholische Einrichtung. Dafür steht auch das Dominikus-Ringeisen-Werk, zu dem das Kloster Maria Bildhausen gehört.
Der Zeltplatz erinnert Bischof Franz an die eigene Jugend
Interessiert zeigte sich Bischof Jung zudem, welche Pläne für die Zukunft der Einrichtung bestehen. Einrichtungsleiter Rainer Waldvogel erläuterte etwa, wie man mit der „Klosterakademie“ versuche, ein breites Publikum mit Kursen und Veranstaltungen zu Kunst, Spiritualität und Natur zu erreichen. Besonders angetan zeigte sich Bischof Jung unterdessen vom Jugendzeltplatz, der mitsamt Sanitäranlagen jüngst im alten Klostergarten hinter dem Konventsbau eingerichtet wurde. Dieser wecke eine Jugenderinnerung: „Eine der schönsten Kinderfreizeiten hatte ich mit der Lebenshilfe im Pfälzer Wald“, erzählte Jung im Gespräch mit Waldvogel.
Dass bei den umfangreichen Zukunftsplänen noch manche Frage zu klären sein wird, zeigte sich auch beim abschließenden Gespräch mit Einrichtungsleitung und Vertretern der Bewohnerschaft. Das Kloster sei „ein Edelstein in ihrer Diözese, bei dem es viel kostet, ihn zu polieren“, fasste Waldvogel die Situation zusammen. Während es für die Bewohner dabei meist um sehr persönliche Fragen gehe, etwa die Seelsorge im Kloster, liegen die Zukunftsfragen der Einrichtungsleitung etwa bei der Weiterentwicklung der Akademie oder der Gewinnung von Mitarbeitern. Hierbei werde auch der Diözesan-Caritasverband weiterhin unterstützen, erklärte Domkapitular Bieber. Die von allen Seiten gelobte Zusammenarbeit von Dominikus-Ringeisen-Werk und Caritas sei für den Verband Ansporn, in Maria Bildhausen weiterhin engagiert mitzuwirken.
Bischof Jung nahm die Anliegen und Wünsche für die Zukunft interessiert auf. Zugleich nutzte er die Gelegenheit zum Abschluss des mehrstündigen Besuchs, noch einmal seinen Dank auszudrücken. Er erinnerte dabei an Papst Franziskus, der die Kirche immer wieder auffordere, an die Ränder zu gehen. „Hier gehen Sie an die Ränder des Menschenmöglichen“, sagte der Bischof. Einrichtungsleiter Waldvogel gab seinerseits ebenfalls ein lobendes Wort zurück: „Sie sind ein sehr guter Zuhörer-Bischof!“
Kilian Martin