Mit dem Goldenen Teddybär als Symbol für Familienfreundlichkeit zeichnete der Arbeitskreis Familienpflege in Unterfranken heute im Caritashaus zum zweiten Mal die Barmer Ersatzkasse aus. Regionalgeschäftsführer Ronald Bergmann freute sich sehr über die Auszeichnung. Der zweite Preis ging an die Techniker-Krankenkasse, den dritten bekam die AOK, die vor drei Jahren nur den vierten Platz erreicht hatte. An der Umfrage des Arbeitskreises, dem neben dem Diakonischen Werk Würzburg und dem Diözesan-Caritasverband auch die Kongregation der Würzburger Ritaschwestern und die Dorfhelferinnenstation Haßberge angehören, hatten 249 Familien teilgenommen.
Gefragt wurde u.a. nach der Qualität der Beratung und Zufriedenheit von Familien mit ihrer Krankenkasse, wenn sie Familienpflegeleistungen in Anspruch nehmen mussten. „Mit dieser Umfrage wollen wir nicht nur gute Arbeit von Krankenkassen für Familien in schwieriger Lebenslage belohnen, sondern auch mehr Transparenz für Verbraucher und Versicherte herstellen“, betonte Organisator Georg Sperrle vom Caritasverband. Familienpflege ist ein Angebot für Familien, die Unterstützung in einer Krisensituation benötigen. Es beinhaltet die Betreuung und Versorgung der Kinder, die Weiterführung des Haushalts sowie die Pflege und Versorgung kranker und behinderter Familienangehöriger. Ein Rechtsanspruch auf diese Leistung besteht für Familien mit unter zwölfjährigen oder behinderten Kindern, wenn die haushaltsführende Person einen stationären Krankenhausaufenthalt, akute oder chronische Erkrankungen hat oder an einer Kur- oder Rehabilitationsmaßnahme teilnimmt. „Spannend wird es jedoch bei ambulanten Patienten“, erklärte Helga Wild-Krämer, Einsatzleitung Familienpflege des diakonischen Werkes Lohr. „Da sind große Unterschiede bei den Krankenkassen wahrzunehmen.“ Von 156 Krankenkassen würden z.B. nach einer Untersuchung der Zeitschrift Finanztest aus dem Jahr 2006 22 Kassen nur Pflichtleistungen übernehmen, d.h. nur bei einem stationären Aufenthalt der Mutter. „Und ich bin sicher, dass ihre Zahl heute doppelt so hoch liegt“, so Wild-Krämer.
Brigitte Nether, Mutter von drei kleinen Kindern aus Waldaschaff, berichtete von Erfahrungen mit ihrer Krankenkasse, nachdem sie sich eine schwere Knieverletzung zugezogen hatte und nicht mehr in der Lage war, ihre Familie zu versorgen. Die Kasse habe den Hilfebedarf nicht in dem Maße anerkannt, wie es erforderlich gewesen wäre. „Mein Fall wird elf Monate später immer noch im Widerspruchsausschuss verhandelt“, klagte sie. Diakon Hendrik Lütke vom Vorstand des Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Familienhilfe mahnte: „Familien brauchen schnelle Hilfen. In einer Zeit, in der im Gesundheitswesen ambulant vor stationär behandelt wird, müssen wir uns in der Familienpflege auch darauf einstellen“. Zudem würden zunehmend Fälle mit schwersten chronischen Krankheiten auftreten. Deshalb stellte er die Forderung an Politik und Krankenkassen, an den Tisch zurück zu kehren und Leistungsentgelte auszuhandeln. Alle anwesenden Kassenvertreter betonten die Notwendigkeit der Familienpflege, doch die Rahmenbedingungen, so Michael Kamm von der AOK Würzburg, mache die Politik.
Der Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder lobte die Preisverleihung, da sie für dieses Thema sensibilisiere. „Wir sind in der Politik dazu angehalten, alles dafür zu tun, dass Familie wieder Spaß macht.“ Der kuschelige Teddybär spiegle das wider, „was unsere Gesellschaft braucht: Wärme, Hilfe für die Familien und den Abbau bürokratischer Hürden“, sagte Lehrieder mit Blick auf die Kinder des Würzburger Kindergartens St. Rita, die die Veranstaltung mit Liedern aufgelockert hatten. Und er versprach, die Anregungen und Forderungen des Tages in seine politische Arbeit einfließen zu lassen.
Die Ergebnisse der Befragung und einen Vergleich der Satzungsleistungen der Kassen finden Sie in in den angehängten Dateien.