Domkapitular Clemens Bieber begrüßte die Männer und Frauen aus der unterfränkischen Caritas, aus den Orts- und Kreisverbänden, den Caritas-Gesellschaften, Fachverbänden und Orden mit einem geistlichen Einstieg. „Die Kirche muss raus aus ihren Burgen und an die Ränder der Gesellschaft gehen“, unterstrich Bieber mit Blick auf das neueste Apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium“. Darin warne Papst Franziskus vor einer falschen Fixierung auf Liturgie, Klerikalismus und Zentralismus. Das Beispiel Jesu zeige, dass es auf die Zuwendung zum Nächsten ankomme, auch wenn – wie bei der Heilung des Aussätzigen – von den zehn Geheilten nur einer umkehre.
Caritas-Kreuz in Gold für Sr. Agnella Kestler
Sr. Agnella Kestler, von den Oberzeller Franziskanerinnen, erhielt in der Vertreterversammlung das Caritaszeichen in Gold, eine der höchsten Auszeichnungen, die der Deutsche Caritasverband vergibt. Seit Jahrzehnten engagiert sich die Ordensfrau an den Rändern der Gesellschaft für benachteiligte Mädchen und Frauen. Sie leitete über viele Jahre hinweg das Antonia-Werr-Zentrum, St. Ludwig in Kolitzheim und gilt als Mitbegründerin der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfe und der Jugendsozialarbeit in der Diözese Würzburg. „Mit unermüdlichem Einsatz für junge Menschen und Familien mit Förderbedarf wurde sie zur hochgeschätzten Expertin und Botschafterin kirchlicher Jugendarbeit in der Diözese Würzburg und weit darüber hinaus“, hieß es in der Begründung. Sichtlich überrascht und erfreut nahm Sr. Agnella Urkunde und Caritaskreuz aus den Händen von Domkapitular Clemens Bieber entgegen.
Solider Haushalt trotz wachsender Herausforderungen
„Wir können für das kommende Jahr auf einen soliden Haushalt schauen“, führte Michael Sennefelder aus und gab einen umfangreichen Überblick über anstehende Einnahmen und Ausgaben. Man werde 2014 auf die Aufnahme von Darlehen verzichten können, wisse aber um die vielfältigen Investitionen, die notwendig seien. Die Caritas könne ihre vielen Aufgaben dank der millionenschweren Zuwendungen des bischöflichen Ordinariates meistern. Für die Einrichtungen gelte aber weiterhin, dass die nötigen Aufwendungen, etwa bei Einrichtungen der Altenhilfe, nicht ausreichend durch staatliche Stellen refinanziert würden. Hier komme es weiterhin auf die Verhandlungen um gute Pflegsätze an.
Einsatz für Flüchtlinge und Asylanten nimmt zu
Ähnliches wusste auch Thomas Kipple, Fachbereichsleiter Migration, zu berichten. „Niemand macht der Caritas die Arbeit in den Gemeinschaftsunterkünften streitig, weil sich damit nun einmal kein Geld verdienen lässt“, führte Kipple aus und wies auf den steigenden Beratungs- und Betreuungsbedarf von Flüchtlingen und Asylanten in Unterfranken hin. Längst reichten die zentralen Unterkünfte nicht mehr aus, so dass Gasthöfe und kleinste Pensionen herangezogen würden. „Mehr als fünfzig Prozent der anfallenden Personal- und Sachkosten deckt die Caritas über Kirchensteuermittel und Spenden ab.“ Kipple gab den Hinweis, dass sich die vielen ehrenamtlich Engagierten an ihre Abgeordneten wenden sollten, um auf die prekäre Lage immer wieder aufmerksam zu machen. „Wir als Caritas tun dies schon seit über 20 Jahren und finden nur noch bedingt Gehör.“
Caritas auch bei jungen Leuten ein attraktiver Arbeitgeber
Auch aus der Personalabteilung gab es Aufbrüche zu vermelden. „Wir haben uns in der Geschäftsstelle sehr verjüngt“, berichtete Abteilungsleiterin Lioba Ziegele. In den letzten Monaten seien viele altgediente Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand gegangen. Der Bereich Revision wurde neu besetzt und erweitert, um den vielen Vereinen unter dem Dach der Caritas weiterhin kompetente Hilfe für gutes Wirtschaften anbieten zu können. Und weil im Hause viele Vereine abgerechnet würden, sei man aktuell auf der Suche nach einem Computerspezialisten, der technisch bedingte Ausfälle schnell beheben und neue Ressourcen und Ideen bereitstellen könne. Jüngst haben in den Fachbereich Jugend und Familie und im Fachbereich Bildung zwei junge Frauen ihren Dienst begonnen.
YoungCaritas in Unterfranken ist am Start
Eine weitere dieser jungen Mitarbeiterinnen ist Penelope Stolzenberger. Sie betreut seit Oktober das Projekt YoungCaritas. Vorgestellt wurde die Idee erstmals auf dem Caritas-Kongress, der im April in Berlin stattfand. Damit ist der Würzburger einer der ersten unter den 27 Diözesanverbänden, der sich für YoungCaritas engagiert. „YoungCaritas ist kein Konkurrenzunternehmen zur verbandlichen Jugendarbeit der Kirche“, entkräftete Stolzenberger bestehende Befürchtungen, „sondern eine Plattform, auf der Jugendliche und junge Erwachsene soziales Engagement mit der Unterstützung der Caritas ausprobieren können.“ Man wolle auch junge Menschen erreichen, die der Kirche fernstehen aber eine Affinität zum Sozialen haben. Erste Aktionen sind für das Jahr 2014 geplant.
Aufbruch zu schlankeren und effizienteren Strukturen
Für die Weiterentwicklung der Struktur und Organisation des Diözesanverbandes konnte ein hochkarätiges Team gewonnen werden, erläuterte Angela Lixfeld, Leiterin des Vorstandsbüros. Neben Prof. Dr. Dr. Michael N. Ebertz sind Prof. Dr. Thomas Schmidt und Niko Roth mit an Bord. „Hier ergänzen sich hohe fachliche Kompetenz und Sinn fürs Praktische“, erklärte Lixfeld. Ebertz und Schmidt arbeiten an der Katholischen Hochschule Freiburg; Niko Roth war bis 2012 Finanz- und Personalverstand beim Deutschen Caritasverband in Freiburg. Anders als in einem ersten Entwurf, so Lixfeld, „werden wir die neue Satzung schon im kommenden Jahr auf den Weg bringen.“ Sie sei nicht Zielpunkt, sondern anschlussfähige Zwischenetappe und weitere Arbeitsgrundlage für den DiCV und seine zugehörigen Gliederungen. Insgesamt müsse der Prozess der strukturellen Weiterentwicklung längerfristig gedacht werden, gab Lixfeld ein fundamentales Ergebnis erster Beratungen in der Steuerungsgruppe bekannt.
Übernahme der kirchlichen Grundordnung
Wie steht es um die Übernahme der Grundordnung der Kirche in den Vereinen der Caritas? Für die große Mehrzahl, so Lioba Ziegele, sei dies bereits erfolgt. Der Caritas gehe es nicht darum, einfach eine offizielle Weisung der Bischöfe umzusetzen, sondern wirklich Überzeugungsarbeit zu leisten. Leider würde in der Öffentlichkeit manches in diesem Zusammenhang unverhältnismäßig problematisiert oder sogar falsch dargestellt. „Als kirchlicher Dienstgeber halten wir daran fest, dass wir kein Streikrecht in unseren Einrichtungen brauchen, sondern uns in paritätisch besetzten Kommissionen einigen“, führte Ziegele aus. Und das gute Lohnniveau bei der Caritas bestätigt den Ansatz. „Es ist einfach nicht wahr, wenn bestimmte Zeitungen immer wieder schreiben, die katholische Kirche zahle ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Dumpinglöhne“, unterstrich Ziegele, die in der Arbeitsrechtlichen Kommission (AK) auf Seiten der Dienstgeber die Verhandlungen führt und die Prozesse und Diskussionen sehr genau kennt. „Leider ist es uns bisher nicht gelungen, den Dritten Weg der Kirche anschaulich in den Medien darzustellen“, gab Ziegele zu bedenken und sieht darin einen Grund für manche Verwirrung und Falschdarstellung.
Jahreskampagne 2014 „Weit weg ist näher, als du denkst“
Auch die Jahreskampagne 2014 „Weit weg ist näher, als du denkst“ konnte auf der Vertreterversammlung vorgestellt werden. Die Caritas möchte im kommenden Jahr auf weltweite Verflechtungen sehr anschaulich aufmerksam machen. Welche Folgen hat der große Ressourcenverbrauch der westlichen Welt für die armen Regionen? Klimawandel, Krieg, Vertreibung und Flucht sind nur einige der Auswirkungen. Aber wir können etwas dagegen tun. Der Caritasverband für die Diözese Würzburg wird neben dem Umweltmanagement einen Schwerpunkt auf die Lebensbedingungen von Flüchtlingen und Asylanten in Unterfranken setzen.
Abschluss und Ausblick
Schließlich berichtete Caritasdirektor Martin Pfriem von der Delegiertenversammlung beim Deutschen Caritasverband, die im Oktober in Freiburg stattfand.
Domkapitular Clemens Bieber dankte den Anwesenden nach gut drei Stunden für die konzentrierte Arbeit und wies einladend auf den Diözesanempfang des Bischofs hin. Am 21. Januar werde Fritz Pleitgen, ehemaliger Intendant des WDR, im Hörsaal am Hubland zum Verhältnis von Kirche und Medien sprechen.
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*Die Vertreterversammlung der Caritas besteht satzungsgemäß aus stimmberechtigten und beratenden Mitgliedern und ist vergleichbar mit einem Aufsichtsrat. Sie umfasst neben der Vorstandschaft des Diözesancaritasverbandes Vertreterinnen und Vertreter aus der Orts- und Kreisebenen, aus den Fachverbänden und den caritativen Orden. Details finden Sie hier.