Sieger Köder und seine vielen Motive sind den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Würzburger Caritashaus schon lange vertraut. Immer wieder werden Personal- und Vertreterversammlungen mit passenden Bildern des Künstlers und Theologen geistig eingestimmt; seine Werke zieren Einladungen und Grußworte. Nun bot der Betriebsausflug vielfach Gelegenheit, die zumeist farbenfrohen und zugleich vielschichtigen Bilder im Original in Augenschein nehmen zu können.
Marienpflege Ellwangen – ein Ort mit Tradition
Zwei Busse brachten die Reisegruppe ins benachbarte Bistum Rottenburg Stuttgart. Erste Station war die Marienpflege Ellwangen, ein Kinder- und Jugenddorf und Zentrum für Jugendhilfe. Seit 1830 kümmert man sich in der Einrichtung insbesondere um Kinder und Jugendliche in besonderen Lebenslagen. Nach einem herzhaften Frühstück führten Monsignore Erwin Kram, einer der Väter des modernen Kinder- und Jugenddorfes, und Ralf Klein-Jung, Leiter der Einrichtung, die Gäste aus Bayern durch das Gelände und berichteten von der wechselvollen Geschichte, den positiven Entwicklungen und dem wachsenden Spektrum an Hilfsangeboten.
Knam, langjähriger Freund von Sieger Köder, konnte den Künstler für die Gestaltung der kleinen Hauskapelle gewinnen. Bunte Glasfenster und ein übergroßes weihnachtliches Wandgemälde geben dem sakralen Raum einen einladenden Charakter. Selbst die Orgel wurde künstlerisch verziert.
Domkapitular Bieber dankte im Namen der Gäste ganz herzlich mit fränkischem Wein für die Einladung in die Caritas-Einrichtung und übergab für die Jugendlichen ein Trinkgeld. Die hatten für die etwa 60 Anwesenden den Tischdienst übernommen, Getränke ausgeschenkt und dafür gesorgt, dass es den Reisenden gut geht. „Wir werden das sofort in ein kühles Eis investieren“, teilten die jungen Leute mit.
Sieger Köder in Bild und ganz persönlich
Bei hochsommerlichen Temperaturen war das Sieger Köder Museum Ellwangen nächste Station. Ein ehemaliges Krankenhaus wurde umgestaltet und bleibt mit den wunderbaren Werken Sieger Köders weiterhin ein Ort der Heilung und Belebung. Annette und Willibald Bezler führten die Gruppe zu ausgewählten Bildern. Und immer wieder war dann zu hören „Ah, das Bild kenne ich doch“ oder „Das hängt doch als Kalender in meinem Büro“. Biblische Motive, kirchengeschichtliche Ereignisse und theologische Erkenntnisse versammeln sich in lichtdurchfluteten Räumen und laden zum Betrachten ein. Sicher wird es den einen oder anderen mal wieder in dieses Museum ziehen, um weitere Schätze zu entdecken, denn fürs Verweilen fehlte einfach die Zeit.
Und dann war er plötzlich selbst da. Sieger Köder nahm sich die Zeit für eine kurze Stippvisite und Begegnung. Dies geschah so überraschend, dass es gar nicht von allen bemerkt wurde. Sieger Köder und Domkapitular Clemens Bieber sind seit 30 Jahren befreundet und stehen im regelmäßigen Austausch miteinander.
Heilig-Geist-Kirche Ellwangen
Wie man einer Fertigbaukirche ansprechend so etwas wie Individualität verleiht, zeigt das Beispiel der Heilig-Geist-Kirche Ellwangen. Acht Glasfenster von Sieger Köder erzählen die Heils- und Kirchengeschichte. Annette Belzer gab zu jedem der leuchtenden Bilder eine Hinführung, denn nicht alles erschließe sich bei Sieger Köder auf den ersten Blick. „Wenn wir an den Heiligen Geist denken“, so Annette Bezler, „fallen uns die Taube, Pfingsten und andere Symbole und Ereignisse sofort ein". Sieger Köder sei das für eine Heilig-Geist-Kirche zu plakativ gewesen, so dass er schaute, wo sich der Geist in der Geschichte fände.
Nach einem kräftigen Regenschauer und einer kleinen Stärkung bei Kaffee und großer Kuchenauswahl ging es weiter nach Wasseralfingen. Hier wurde Sieger Köder 1925 geboren, hier gestaltete er die mittelalterliche St. Stephanuskirche. Engagiert und einfühlsam stellte Annette Bezler auch hier die vielen Darstellungen des großen Flügelalters vor, beantwortete Fragen, deckte kleine Irrtümer auf und zeigte sich als brillante Kennerin des künstlerischen Schaffens und der Theologie von Sieger Köder. Besonders beeindruckt waren viele der Caritasmitarbeiterinnen und -mitarbeiter vom Frauenaltar im nördlichen Langhaus der Kirche. Er zeigt aufgeklappt Frauengestalten, die im Stammbaum Jesus zu finden sind. „Neben der Verwandtschaft zu Jesus teilen alle diese Frauen ein gemeinsames Schicksal“, erklärte Bezler der lauschenden Gruppe, „sie haben alle keine geradlinige Biographie, sondern zeigen ein Leben voller Ecken, Kanten und Brüche.“ Im zugeklappten Zustand zeigt der Altar – rechts und links neben einer kleinen Marienstatue – große Frauen der Kirchengeschichte: Jeanne D’Arc, Elisabeth von Thüringen, Edith Stein und Mutter Teresa. Sie haben eines gemeinsam, den unermüdlichen Einsatz für den Nächsten.
Nicht alle Werke konnten betrachtet werden. Mit ausgewählten Kreuzwegstationen musste es die Gruppe bewenden lassen. „Ich habe dann auf die Uhr geschaut“, berichtete eine Teilnehmerin „und habe gestaunt, wie schnell die Zeit vergangen ist.“
Domkapitular Bieber und nach ihm auch viele Anwesende dankten Annette Bezler für den lebendigen Vortag, in dem sie immer wieder Bezüge ins Heute und in die Arbeit der Caritas einbrachte. Eindrücklich etwa der Satz an der Kreuzwegstation - Veronika reicht Jesus ein Schweißtuch: „Es muss nicht immer um das große Ganze gehen, sondern um das, was wir hier und jetzt wirklich für den Anderen tun können.“
Gastfreundschaft in St. Thekla
Angefüllt mit den Eindrücken Hunderter Kunstwerke ging es am frühen Abend zurück von der Jagst an den Main. Zum Abendessen empfing Einrichtungsleiter Johannes Amrhein die Reisegruppe im Caritas-Seniorenzentrum St. Thekla, das in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert. Amrhein selbst hat erst vor einigen Wochen die Nachfolge von Hans Heidenfelder, der die Einrichtung mehr als zwei Jahrzehnte leitete, angetreten. „Wir wollten mal nach dem Rechten schauen“, scherzte Bieber und uns davon überzeugen, dass die Küche immer noch ihren sehr guten Ruf verdiene. Die hatte bereits ein sommerlich leichtes Büfett mit vielen Salaten vorbereitet und reichte dazu schmackhaften Grillschinken und Braten.
Drei goldene Caritaskreuze
Höhepunkt der abendlichen Runde war die Verleihung von goldenen Caritaskreuzen an drei verdiente Caritäter, die nach mehr als 20 Dienstjahren in den Ruhestand wechseln. Evelyn Ludwig, Arno Issing und Robert May erhielten die Ehrungen des Deutschen Caritasverbandes aus der Hand von Domkapitular Bieber, der für den treuen Dienst dankte und den besonderen Charakter der Caritas unterstrich. „Uns geht es nicht um die gewinnbringende Umsetzung einer Geschäftsidee durch Angestellte, sondern um gelebte Dienstgemeinschaft“, sagte der Domkapitular und führte aus, dass es Dienstgebern und -nehmern gemeinsam um den Menschen gehe.“ Dass dieses Verhältnis nicht abrupt ende unterstrich Bieber durch die Einladung an die Geehrten zum traditionellen Martiniessen auf dem Markushof.
Der sommerliche, farbenfrohe, Kunst-volle Tag sollte nicht enden ohne ein herzliches „Vergelt’s Gott!“ an seine maßgeblichen Organisatorinnen, Daniela Schraud und Angela Lixfeld. Bieber überraschte seine Mitarbeiterinnen mit einem handsignierten Bildband von Sieger Köder.
Weitere Bilder
Betriebsausflug 2013
